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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
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hielt kurz an und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Immer noch hatte er keine Vorahnung von dem Unvorstellbaren, das ihn erwartete. Für ihn gab es im Augenblick nur die schreckliche Gegenwart. Wieder setzte er Schritt vor Schritt hinein in die Tiefe des Schiffs, durch diese Gänge, die kein Ende zu nehmen schienen.
    Eine Tür gab bei seiner Berührung nach, als er sich kurz dagegen stützte. Er warf einen schnellen Blick in den Raum dahinter. Es war ein riesiges Lager, vollgestopft mit allem möglichen. Und es war genauso still und leblos wie hier auf den Gängen.
    Seufzend stapfte er weiter. Er versuchte an nichts anderes als die Eintönigkeit und Endlosigkeit des Korridors zu denken und mit ja keinem Gedanken an den bevorstehenden Angriff durch Derrel und seine Anhänger.
    Vage überlegte er: Wenn es Norma gelungen war, die Tatsache des Briefes, den sie an ihn geschrieben hatte, zu verheimlichen, dann mußte es ihm doch möglich sein, jeglichen Gedanken vor jedem geheimzuhalten.
    So sehr beschäftigte es ihn, daß er den Seitengang erst bemerkte, als die Männer herausgestürmt kamen und ihn überwältigten, ehe er überhaupt nur an eine Gegenwehr denken konnte. Nicht, daß sie in seiner Absicht gelegen hätte.
    »Bringt ihn herein!« befahl eine harte, bereits bekannte Stimme.
    Erst als seine Augen sich an die Düsternis des neuen Korridors gewöhnt hatten, sah er den schlanken Mann in Uniform neben einem – Tentakel stehen.
    Dieses dicke, röhrenförmige – Ding konnte nichts anderes sein. Es rollte auf ihn zu, als hielten Räder es aufrecht, und dann starrten seine Facettenaugen ihn an.
    Es sprach in einer klaren, aber unbewegten Stimme:
    »Ich kann keine Gedanken auffangen. Das ist sehr ungewöhnlich. Es schließt eine Schulung voraus, eine Vorbereitung auf mögliche Versuche, Gedanken zu lesen.«
    Nach einer kurzen Pause, als hätte er gelauscht, fuhr der Tentakel fort:
    »Der Beobachter rät zu seiner Hinrichtung.«
    Die harte Stimme des jungen Mannes knurrte:
    »Zum Teufel mit dem Beobachter. Hinrichten können wir ihn noch immer. Bringt ihn herein.«
    Eine Tür öffnete sich, und Licht fiel heraus auf den Gang. Die Tür schloß sich hinter ihm. Garson sah, daß der Raum nicht mehr als ein Vorzimmer zu einem riesigen dunklen Raum dahinter war. Aber er bekam es nur ganz nebenbei mit. Er kochte fast vor Wut. Die logische Beobachtungsmaschine schlug also ganz einfach seine Hinrichtung vor, ohne ihm überhaupt eine Chance zu geben, auch nur das geringste zu sagen. Das war doch alles andere als vernünftig. Dieser verdammte, idiotische Beobachter!
    Seine Wut verwandelte sich in Verblüffung, als er den Kapitän ansah. Sein erster Eindruck von ihm war der eines ganz jungen Mannes gewesen, aber jetzt aus der Nähe wirkte Lurradin um Jahre älter und auch geistig reif. Irgendwie überraschte ihn das in seinem angespannten Zustand ungemein.
    Er unterdrückte sein allzu offensichtliches Staunen erst, als Kapitän Lurradin ihn wild anfunkelte.
    »Worauf warten Sie eigentlich noch? Rücken Sie heraus mit der Sprache.«
    Garson erzählte seine Geschichte kurz und bündig.
    Als er sie beendet hatte, drehte der Kapitän sein hartes Gesicht dem Tentakel zu. »Nun?« fragte er.
    Der Tentakel erwiderte, ohne zu zögern:
    »Der Beobachter will Ihnen seine frühere Analyse der hier herrschenden Situation ins Gedächtnis rufen: Die Vernichtung der Tentakel 1601, 1602 und 1603 und die Neutralisierung der Elektronenschablonen konnte nur mit Hilfe eines Telepathen bewerkstelligt worden sein. Das bedeutet, daß ein Gedankenleser sich an Bord befindet, dessen Identität uns nicht bekannt ist. Vier Rassen in der Geschichte lösten die Probleme der Disziplin, die für Telepathie unbedingt erforderlich ist. Von diesen dreien besitzen nur die Zauberer von Bor zusätzlich überdurchschnittliche technische Fähigkeiten ...«
    Ein gespenstisches Gefühl hatte sich Garsons bemächtigt. Es war ihm unheimlich, dieses – dieses Ding reden und logische Schlußfolgerungen ziehen zu hören. Die Beobachtermaschine der Ruhmvollen, die er gesehen hatte, war lediglich eine riesige Maschine gewesen, zu groß, um sie geistig wirklich zu erfassen. Sie war eben da wie eine vielstellige Zahl, und das war das. Aber diese lange, röhrenförmige Monstrosität mit ihrer menschlichen Stimme war – fremdartig.
    Das gespenstische Gefühl endete mit der plötzlichen, erschreckenden Erkenntnis, daß ein Wesen, das Derrels Identität analysieren konnte,
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