Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
dem ungewöhnlich langen Gesicht des Zauberers Form annahm.
    Schließlich sagte er: »Sie können doch Gedanken lesen, also ist es unnötig, Ihnen zu sagen, was vorgeht. Was beabsichtigen Sie zu unternehmen?«
    Derrel lächelte das gleiche einnehmende und mitreißende Lächeln, das Garson schon einmal bei ihm erlebt hatte. Seine Augen glänzten, als er der Reihe nach die Männer um Mairphy ansah, und mit fester, wohlklingender Stimme zu reden begann. Eine starke, befehlende Persönlichkeit sprach aus dieser Stimme, dieser Stimme eines Mannes, der gewonnen hatte.
    »Als erstes beabsichtige ich, allen hier zu versichern, daß sie ein neues Zuhause in einem Zeitalter finden werden, das eine Schatzinsel für kühne Männer ist. Wer sich mir anschließt, wird mit Frauen, Palästen, Reichtum und Macht belohnt werden. Ihr wißt selbst, welch verdammt freudloses Leben wir hier haben. Keine Frauen, keine Aussicht auf etwas anderes als den Tod im Kampf der Ruhmvollen gegen die Planetarier. Und ein verdammter Haufen von Moralisten, die einen Krieg bis zum bitteren Ende führen, weil sie sich nicht einigen können, ob die Menschheit mit der Geburtenkontrolle besser dran ist als ohne.«
    Wieder blickte er jeden einzelnen an.
    »Na, was ist? Macht ihr mit?«
    Es war ein aufrüttelnder Appell an die Urinstinkte. Die Reaktion darauf hätte für ihn gar nicht zufriedenstellender sein können.
    Die Männer brüllten durcheinander, ließen ihn hochleben.
    »Worauf warten wir noch?« schrien sie.
    »Packen wir's an!«
    »Ran an den Feind!«
    Der Ausdruck des Triumphs auf Derrels Gesicht vertiefte sich noch, als er sich umdrehte und Garson zuwandte.
    Fast sanft sagte er:
    »Es tut mir leid, daß ich Sie anlog, Professor. Aber ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, daß Mairphy oder sonst einer an Bord meine Geschichte kennen könnte. Was ich zu Ihnen sagte, tat ich, weil ich aus Ihren Gedanken einige der Motive las, die Ihre Handlungen beeinflussen. Verständlicherweise versuchte ich es zuerst mit Überredung und Überzeugung und ermutigte Ihre Hoffnungen und Wünsche.«
    Garson lächelte grimmig. Die kleine Rede, die Derrel den Männern gerade gehalten hatte, war ein typisches Beispiel für die Ermutigung von Hoffnungen und Wünschen. Eine zweifellos opportunistische Rede, die man nur so lange ernst nehmen konnte, als sie dem eigenen zukünftigen Ziel des Redners entsprach.
    Er bemerkte, daß Derrel ihn anstarrte, und brummte:
    »Sie wissen, was ich denke. Vielleicht können Sie auch mir mit einer der Ermutigungen aushelfen, die Ihnen ja so leicht über die Lippen kommen. Aber vergessen Sie nicht, sie muß schon auf Logik beruhen. Und das schließt ein, daß Sie mich überzeugen müssen, es sei in Ihrem eigenen Interesse, mich – falls ich Ihren Wunsch erfülle und zum Kapitän gehe – in der Nähe eines Stützpunkts der Planetarier abzusetzen, und außerdem ...«
    Die Worte, ja die ganze Luft in seiner Lunge, pfiff aus seinem Körper. Er empfand einen grauenvollen Druck. Etwas riß ihn von den Füßen, und er hatte den flüchtigen Eindruck, zwei Betten unter ihm davonhuschen zu sehen. Und dann begann er plötzlich zu fallen.
    Instinktiv streckte er schützend die Hände aus und spürte den furchtbaren Aufprall auf einem dritten Bett. Halbbetäubt und wütend, aber unverletzt lag er dort ausgestreckt. Und er war in Sicherheit.
    In Sicherheit wovor?
    Er stützte sich auf, erhob sich und blieb ein wenig taumelnd stehen. Verwirrt sah er zu, wie die anderen sich allmählich ebenfalls aufrichteten, und da wurden ihm erst die Schmerzenslaute, das Ächzen und Stöhnen bewußt.
    Eine Stimme dröhnte ohrenzerreißend aus irgendeinem verborgenen Lautsprecher im Saal.
    »Hier Kontrollraum! Hier Kontrollraum! Derrel, etwas Unvorstellbares ist geschehen! Vor einer Minute waren wir noch dreißig Millionen Meilen von der Venus entfernt – und jetzt liegt der Planet direkt vor uns, ganz deutlich zu sehen, gerade noch zwei Millionen Meilen voraus. Was ist passiert?«
    Da sah Garson Derrel. Der Mann lag mit dem Rücken auf dem Boden. Seine Augen waren offen, sein Gesicht von Konzentration angespannt. Als Garson ihm aufhelfen wollte, schob der Zauberer seine Hände zur Seite.
    »Nicht stören jetzt!« zischte er. »Der noch freie Tentakel an Bord hat soeben dem Beobachter auf der Venus Bericht erstattet und erhält gerade Antwort, eine Erklärung für den Vorfall. Ich versuche mitzuhören.«
    Seine Stimme veränderte sich, wurde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher