Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
jedes hat seinen eigenen Körper in einem eigenen Raum und ist von den anderen völlig unabhängig und sich ihrer Existenz auch nicht bewußt. Kein einziges wurde vernichtet. Nicht aus irgendeinem bestimmten Grund, sondern weil es eben einfacher ist, sie existieren zu lassen, als sie zu zerstören.
    Wenn sich diese meine Abbilder je im gleichen Raum begegnen sollten, sagen wir, wenn ich in die Zeit zurückreiste und meinem zwanzigjährigen Ich die Hand schüttelte, gäbe es einen Zusammenstoß gleicher Muster, und der Eindringling würde ohne jegliche Erinnerung anderer an ihn ausgeschlossen.
    Ich kann an dieser Theorie keine Kritik üben, abgesehen davon, daß ich sie für außerordentlich phantastisch halte. Jedenfalls ist sie ungemein interessant, was das Bild betrifft, das sie von einer Ewigkeit von menschlichen Wesen malt, die sich vervielfältigen, die in den stillen Strudeln des Zeitstroms leben und sterben, während die großen Flüsse in einer Wildheit unvorstellbarer Schöpfung weiterbrausen.
    Ein wenig verwirrt mich die detaillierte Information, die Dich offenbar so sehr interessiert – Du machst es fast echt –, aber ich gebe Dir jedenfalls die Auskünfte, wozu immer Du sie auch benötigst:
     
    1. Zeitreise wäre selbstverständlich auf den strengsten mechanischen Gesetzen aufgebaut.
     
    2. Es erscheint mir durchaus möglich, daß sie in der Lage wären, Deine zukünftigen Handlungen festzustellen.
     
    3. Dr. Lell benutzte Worte wie ›Atomsturm‹ und ›Gasimmunisierungsinjektionen‹. Das deutet darauf hin, daß sie Rekruten für einen unvorstellbar gewaltigen Krieg anwerben.
     
    4. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Maschine Deine Handlungen über eine größere Entfernung hinweg zu beeinflussen imstande war – außer es gab eine Art ferngesteuerte Verbindung. In Deiner Lage würde ich mir folgende Fragen stellen: Hatte ich etwas bei mir, etwas aus Metall, vielleicht, oder überhaupt etwas, das mir der Gegenspieler untergeschoben haben konnte?
     
    5. Manche Gedanken sind so schwach, daß sie wohl kaum übertragen werden könnten. Vermutlich lassen sich Gedanken, mit denen man sich sehr beschäftigt, empfangen. Wenn Du Dich innerlich ganz ruhig verhalten kannst, wie Du es getan hast, als Du den Brief schriebst, dürften Deine Gedanken nicht zu lesen sein. Der Brief selbst ist wohl ein Beweis dafür.
     
    6. Es wäre unklug anzunehmen, daß es sich hier um eine höhere Intelligenz handelt, eher, würde ich sagen, um eine stärkere Entwicklung der potentiellen Fähigkeiten des Gehirns. Wenn der Mensch es je lernt, wahrhaftig Gedanken zu lesen, dann deshalb, weil er seine angeborene, aber brachliegende Fähigkeit dazu ausbildet. Klüger wird er nur sein, wenn neue Erkenntnisse zu neuen Lernmethoden führen.
     
    Um persönlich zu werden, ich bedauere es ungemein, von Dir gehört zu haben. In meiner Erinnerung warst du eine mutige Frau, die meinen Heiratsantrag ablehnte, weil sie entschlossen war, unabhängig zu bleiben, weil sie ehrgeizig war und in ihrem Fach der Soziologie Großes erreichen wollte. Statt dessen erfahre ich über dieses traurige Ende – eine Seele, die sich in Auflösung befindet, ein Geist, den Phantastereien beschäftigen und der unter einer besonders unbegreiflichen Art von Verfolgungswahn leidet. Mein Rat: suche einen Psychiater auf, ehe es zu spät ist. Und um Dir das leichter zu machen, lege ich Dir einen Scheck über zweihundert Dollar bei. Meine besten Wünsche begleiten Dich.
    In Erinnerung an vergangene Tage,
    Dein
    Jack Garson
     
    Zumindest gab es keine Einmischung in ihr Privatleben. Keine Schritte außer ihren eigenen erklangen je auf der engen Treppe, die zu ihrem Apartment führte. Abends, wenn das Rekrutierungsbüro schloß, wanderte sie durch die menschenüberfüllten Straßen. Hin und wieder wurde in einem der Kinos ein Film gespielt, der ihr Entspannung von dem tödlichen Streß des Lebens versprach. Manchmal fand sie auch mehrere Stunden Ablenkung durch ein Buch über ihre alte Liebe, die Soziologie.
    Aber es gab nichts, absolut nichts, das ihr über den schrecklichen Druck der Existenz der Maschine hinweghelfen konnte. Wie ein eisernes Band lag er beengend um ihren Geist.
    Es war auf makabre Weise komisch, über den kalonischen Krieg zu lesen, über die Siege und Niederlagen, wenn dort draußen, irgendwo in der Zukunft, ein viel größerer Krieg geführt wurde. Ein Krieg, der so gewaltig war, daß aus allen Zeitaltern Menschenmaterial dafür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher