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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
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Hohn, der aus der Stimme dieses Mannes klang, machte Garson unsicher.
    Er dachte nicht ganz verständlich, nicht einmal in chronologischer Reihenfolge: Wie gut, daß ich hier in diesem Raum bin. Wie verdammt gut, daß sie mich nicht komplizierten und verwirrenden futuristischen Neuheiten ausgesetzt haben, die meine Konzentration beeinträchtigen würden. Nun war es an der Zeit, seine Gedanken zu sammeln, sich gegen jede mögliche Entwicklung zu stählen, sich von nichts überraschen zu lassen und ganz einfach am Leben zu bleiben!
    »Es ist doch ganz einfach«, brummte er. »Sie haben Norma. Und mich haben Sie hier in Ihrer eigenen Zeit in Ihrer Gewalt. Ich wäre ein Narr, wenn ich auch nur versuchte, mich aufzulehnen.«
    Dr. Lell betrachtete ihn eine Weile fast mitleidig. Aber der Hohn klang wieder deutlich aus seiner Stimme, als er sagte:
    »Mein lieber Professor Garson, Gespräche in diesem Augenblick wären nutzlos. Ich beabsichtige lediglich festzustellen, ob Sie zu der Kategorie gehören, die wir in unseren Laboratorien einsetzen können. Ist das nicht der Fall, ist die einzige Alternative die Entpersönlichungskammer. Doch soviel sollen Sie jetzt schon wissen: Männer Ihres Charaktertypus waren in der Regel nicht gerade erfolgreich in unseren Tests.«
    Jedes dieser Worte war wie ein spitzes, scharfes Messer. Trotz seines Hohns und der amüsierten Verachtung war er diesem Mann völlig gleichgültig. Für ihn, Garson, gab es jetzt offenbar nur noch diesen Test, was immer er auch sein mochte, und seine Persönlichkeit, die auf dem Spiel stand. Wichtig war nun vor allem, ruhig zu bleiben und weiterhin darauf zu bestehen, daß er mitspielen würde.
    Ehe er jedoch noch den Mund öffnen konnte, erklärte Dr. Lell mit seltsam gepreßter Stimme:
    »Wir haben eine Maschine, die Menschen auf ihren Grad an Aufsässigkeit testet. Die Beobachtungsmaschine wird jetzt zu Ihnen sprechen!«
    »Wie heißt du?« erschallte eine Stimme aus der leeren Luft neben Garson.
    Garson zuckte erschrocken zusammen. Er erlebte einen furchtbaren Augenblick von Gleichgewichtsschwankung. Trotz seiner so intensiven Entschlossenheit war dem Gegenspieler die Überraschung geglückt. Ohne daß er es sich selbst bewußt gewesen wäre, hatte er sich in einem Zustand ungeheurer Anspannung befunden.
    Mit größter Anstrengung faßte er sich wieder. Er bemerkte, daß Dr. Lell spöttisch lächelte, und das half! Zitternd lehnte er sich in seinem Sessel zurück, und nach einem kurzen Moment hatte er sich soweit erholt, daß er wütend war über die Hartnäckigkeit, mit dem der ausgestandene Schrecken haften blieb, und über das leichte Zittern in seiner Stimme, als er antwortete:
    »Ich heiße Jack Bellmore Garson, bin dreiunddreißig, Wissenschaftler und Forscher, Professor für Physik an einer staatlichen Universität. Meine Blutgruppe ist ...«
    Es gab zu viele Fragen, ein erschöpfender Strom von Einzelheiten, den man von ihm forderte – die ganze Geschichte seines Lebens und seiner Ambitionen. Am Ende lag die tödliche Erkenntnis wie ein eisiger Klumpen in seinem Magen – sein Leben, sein bewußtes Leben stand auf dem Spiel. Das hier war nichts, was man schulterzuckend vergessen konnte, sondern ein präzises, sorgfältiges, maschinelles Verhör. Er mußte diesen Test bestehen!
    »Dr. Lell!« Die eindringliche Stimme der Maschine unterbrach seinen Gedankengang. »Was halten Sie von der gegenwärtigen geistigen Verfassung dieses Mannes?«
    Dr. Lell antwortete, ohne lange zu überlegen: »Garson wird von Zweifeln gequält. Sein Unterbewußtsein ist ein Chaos der Unsicherheit. Ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, daß gerade sein Unterbewußtsein seinen Charakter widerspiegelt?«
    Garson holte tief Luft. Die Unpersönlichkeit, mit der man ihn hier demoralisierte, machte ihm mehr zu schaffen, als er sich selbst zugeben wollte. Und noch etwas: hier war eine Maschine, die weder Video noch Radio benötigte – wenn es überhaupt eine Maschine war!
    Seine eigene Stimme klang rasselnd in seinen Ohren, als er aufbrauste:
    »Mein Unterbewußtsein soll sich zum Teufel scheren! Ich bin ein durch und durch vernünftiger Mensch. Ich habe meinen Entschluß gefaßt. Ich mache ohne Einschränkung alles mit, was Ihre Organisation verlangt!«
    Das folgende Schweigen war ungewöhnlich lange. Als die Maschine endlich sprach, hielt Garsons Erleichterung nur an, bis die Schlußworte einsickerten. Die körperlose Stimme sagte:
    »Ich bin pessimistisch – aber bringen Sie
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