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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
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herbeigeschafft werden mußte.
    Ja, und die Männer kamen, rissen sich darum! Dunkelhaarige Männer, blonde Männer, ganz junge Männer, grimmige Männer, harte Männer und Veteranen von anderen Kriegen. Es war ein steter Strom, der da in das schwach beleuchtete Hinterzimmer floß.
    Und eines Tages blickte sie hoch von einer intensiven, aber geistlosen Betrachtung der Flecken auf dem alten Holzschreibtisch – und da stand Jack Garson!
    Er lehnte sich gegen den Schreibtisch und sah nicht viel älter aus als vor zehn Jahren. Sein Gesicht war vielleicht ein wenig schmäler, und um seine dunkelbraunen Augen bemerkte sie eine Spur von Müdigkeit.
    Während sie in stumpfer Benommenheit ihn nur wortlos anstarrte, sagte er:
    »Ich mußte natürlich kommen. Du warst meine erste Liebe und auch die letzte. Als ich dir schrieb, wußte ich selbst nicht, wie stark dieses Gefühl noch in mir war. Also, worum geht es eigentlich?«
    Brennend durchzuckte es sie. Sie dachte: Schon oft ist Dr. Lell kurze Zeit aus dem Hinterzimmer verschwunden. Einmal hatte sie gesehen, wie die lodernde Flammenhülle der Maschine sich um ihn wand, danach war er weg gewesen. Zweimal war sie in das Hinterzimmer gegangen, um ihn etwas zu fragen, und er war nicht dort gewesen.
    Das waren alles zufällige Beobachtungen. Es bedeutete, daß er sich Dutzende von Male in seine eigene Welt, seine eigene Zeit hatte versetzen lassen, und er deshalb hier verschwunden gewesen war.
    Lieber Gott, bitte laß jetzt auch so einen Augenblick sein, in dem, er nicht da ist!
    Ein zweiter Gedanke schnitt ihr so scharf durch den Kopf, daß der Schmerz einen Moment lang unerträglich war. Sie mußte sich zur Ruhe zwingen! Sie durfte nicht durch innere Aufregung ihre Überlegungen verraten. Ihre Gedanken mußten verborgen bleiben – wenn es nicht bereits zu spät war!
    Ihre Stimme drang in die Stille wie das hilflose Piepsen eines verwundeten, flatternden Vögelchens, kurz von Schock halbbetäubt und dann durchdringend von der Furcht, die sie für Garson empfand!
    »Schnell – du mußt weg – bis nach sechs! Schnell! Beeil dich! Schnell!«
    Mit zitternden Händen trommelte sie gegen seine Brust, als könnte sie ihn dadurch zur Tür treiben. Aber ihre Schläge hatten keine Wirkung auf seine kräftigen Muskeln. So wie er sich über den Schreibtisch lehnte, gelang es ihnen nicht einmal, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Durch einen Tränenschleier hindurch sah sie, wie er mit einem grimmig verbissenen Lächeln auf sie herabblickte. Seine Stimme war hart wie Stahl, als er sagte:
    »Jemand hat dir ganz schön das Fürchten beigebracht. Aber mach dir keine Sorgen. Ich habe einen Revolver in der Tasche. Und denke nicht, daß ich allein bin. Ich habe der kalonischen Botschaft depeschiert und dann ihre Antwort sofort an die Polizei weitergegeben. Die Kalonier wissen überhaupt nichts von diesem Büro.« Er griff nach ihrer Hand.
    »Die Polizei wird in wenigen Minuten hier sein. Ich bin vorausgeeilt, um dafür zu sorgen, daß dir in dem zu erwartenden Durcheinander nichts zustößt. Komm! Hinaus mit dir, denn ...«
    Es mußte wohl Normas Gesichtsausdruck, ihr Blick gewesen sein, der ihn warnte – ihre Augen, die entsetzt an ihm vorbeistarrten.
    Trotz ihres Schocks wurde ihr bewußt, daß er herumwirbelte zu dem etwa ein Dutzend Männern, die aus dem Hinterzimmer herausquollen. Stumpf kamen sie auf ihn zu. Sie hatte Zeit zu erkennen, daß es gedrungene, nicht sehr großen Burschen waren, häßlich anzusehen, von plumper Gestalt und mit groben Gesichtern, so völlig unähnlich von Dr. Lells feingeschnittenen Zügen. Ihr Ausdruck war weniger bösartig, vielmehr ohne Intelligenz.
    Ein Dutzend Augenpaare leuchteten kurz in tierischer Neugier auf, als sie durch das Fenster auf die Straßenszene stierten, doch dann blickten sie wieder gleichgültig auf Jack Garson und den Revolver, den er so ruhig in der Hand hielt. Schließlich wandten sie sich erwartungsvoll Dr. Lell zu, der lakonisch lächelnd auf der Schwelle zur Tür des Hinterzimmers stand.
    »Ah ja, Professor Garson, Sie haben eine Schußwaffe, wie ich sehe. Und die Polizei ist bereits unterwegs. Glücklicherweise habe ich etwas hier, das Sie von der Nutzlosigkeit Ihrer kümmerlichen Pläne überzeugen wird.«
    Er nahm seine Hand hinter dem Rücken hervor, wo sie halbverborgen gewesen war.
    Norma schrie unwillkürlich auf, als sie den glühenden Ball sah, den er in dieser Hand hielt. Eine Kugel aus heftig lodernder Flamme war es,
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