Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind
Autoren: Catherine Kean
Vom Netzwerk:
erschienen in ihren Mundwinkeln, und Dominic hätte fast aufgestöhnt, denn das Letzte, was er wollte, war, ihr Kummer zu bereiten. »Ist schon gut«, sagte er sanft.
    Sie drehte sich zu ihm. Ein einfallender Sonnenstrahl hüllte sie in einen Kranz aus goldenem Licht. »Du solltest ihnen erklären, dass du ein alter … Freund von mir bist.«
    Dominic bezweifelte, dass es damit getan wäre, lächelte ihr aber aufmunternd zu. »Ja, das werde ich.« Er reichte ihr das Brot, das oben auf dem Getreidefass lag. »Und jetzt geh, wie der brave Bäcker gesagt hat.«
    Gisela biss sich auf die Unterlippe. Diese Geste des Widerwillens hatte er früher schon an ihr geliebt.
    »Geh!«, wiederholte er streng.
    »Ich … Leb wohl.«
    »Leb wohl,
Anne.
«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte hinaus.
    Während ihre Schritte in der Ferne verhallten, ballten der Bäcker und der Schmiedegeselle grinsend die Fäuste. Die Schatten im Stall schienen sich zu verdunkeln, als die beiden Männer auf Dominic zuschritten.
    Die Spannung vor dem Kampf war Dominic so vertraut wie sein eigener Name. Im Orient hatte er gegen mehr Männer gekämpft und mehr getötet, als er überhaupt zählen konnte. Allerdings wäre es ein Jammer, müsste er diese beiden Dorfbewohner wegen eines Missverständnisses verwunden. Leider konnte er die Situation aber auch nicht erklären, denn damit wäre sein Auftrag gefährdet.
    Also unternahm er einen letzten Versuch, die Angelegenheit friedlich zu lösen. »Kommt schon, wir können das doch wie erwachsene Männer handhaben. Wollen wir in die Taverne gehen und zusammen etwas trinken?«
    Der Bäcker spuckte ins Stroh, holte mit einem Arm aus und schoss die Faust in Richtung Dominic.
     
    Gisela schloss die Tür zu ihrer Näherei im Erdgeschoss eines zweistöckigen Hauses auf. Als sie hineinging, wehte ihr der Duft von Gemüsesuppe entgegen, und ihr Magen knurrte laut. Seufzend entspannte sie ihre verkrampften Schultern ein wenig.
    Ein wenig.
    Gedämpfte Stimmen drangen durch die Wand, die den Laden von dem einen Raum trennte, in dem Gisela mit ihrem kleinen Sohn wohnte. Sie erkannte die feste warmherzige Stimme der örtlichen Hebamme, einer Frau mittleren Alters, die zu einer guten Freundin geworden war und oft auf Ewan aufpasste. Sie sprach mit ihrem Sohn, der aufgeregt plapperte. Nachdem Gisela die Eingangstür hinter sich geschlossen und verriegelt hatte, blieb sie einen Moment lang mit dem Brotlaib unter dem Arm stehen und lauschte.
    Am Wandhaken gegenüber hing ein Wollkleid, das sie gestern Abend fertig abgesteckt hatte. Es war für die Frau des Schmieds. Auf dem langen Tisch davor stand die Tonschale mit ihren Stecknadeln. Auch ihre Schere musste dort sein, die sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte, sowie Stoffballen, Garnspulen und ein hölzernes Zentimetermaß.
    Ihre Werkzeuge wie auch die Stimmen im Haus waren fester Bestandteil ihres Alltags und sollten sie eigentlich beruhigen. Doch ihre innere Unruhe wollte sich einfach nicht legen.
    In ihrem Kopf vermischten sich Bilder von Dominic, dem kühnen, beherrschten Krieger, mit Erinnerungen an ihn als jungen, gequälten Mann. Auf ihrem Heimweg hatte sie überlegt, ob es richtig gewesen war, den Stall zu verlassen, denn ihre geschundene Seele sehnte sich danach, ihm zu vertrauen.
    Die letzten vier Monate waren die Hölle gewesen, aber war das ein Grund, ihm zu misstrauen?
    Nein, wegzulaufen war sicherer gewesen. Besser blieb sie dabei, ihre Gefühle fest in sich zu verschließen. Sie musste ihr Herz beschützen, wenn sie überleben wollte, und das hieß, dass sie Dominic nie wiedersehen sollte.
    Aber sie wollte.
    Wie furchtbar hatte sie ihn vermisst, sich nach dem Klang seiner Stimme verzehrt, sich danach gesehnt, in seinen Armen zu liegen, während er ihr alles erzählte, was ihm seit ihrer Trennung widerfahren war!
    Sie war so einsam, dass es ihr geradezu närrisch vorkam, ihm zu misstrauen. Schließlich hatte sie eine Liebe verbunden, die ohnegleichen war – und deren Beweis sie Tag für Tag vor Augen hatte. Nein, dass Dominic sie an Ryle ausliefern könnte, war mehr als unwahrscheinlich.
    Noch dazu machte sie sich entsetzliche Sorgen, was mit Dominic geschehen mochte.
    Zwar hatte er ihr versichert, dass alles gut wäre, bevor sie ging, aber war es das?
    Der Bäcker und der Schmiedegeselle waren erbost gewesen, weil er sie getäuscht hatte. Mehrere Kaufleute in der Gegend waren zurzeit sehr aufgebracht, da es vermehrt zu Diebstählen in Clovebury
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher