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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind
Autoren: Catherine Kean
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Ärmel, und sie fuhr erschrocken zusammen. »Nimm das für deinen Jungen mit, Anne«, sagte er und reichte ihr einen kleinen runden Beerenkuchen.
    Ängstlich sah sie zu ihm auf. Natürlich kannte der Bäcker ihren Namen – zumindest ihren mittleren Namen, den sie in diesem Dorf als ihren Rufnamen ausgab. Und ebenso wenig verwunderlich war, dass er sich an Ewan erinnerte. Manchmal begleitete ihr wilder Dreieinhalbjähriger sie auf den Markt – allerdings nur in guten Wochen, in denen Gisela es schaffte, über den festgesetzten Sparbetrag hinaus noch ein wenig Silber zu erübrigen, um ihm etwas Süßes zu kaufen.
    In letzter Zeit kam es selten vor.
    Der Bäcker lächelte, so dass man die Lücke sah, in der zwei Zähne fehlten. Dennoch war es ein freundliches Lächeln.
    Hinter ihr hob grobes Gelächter an: Männer, die scherzten. Sogleich regte sich wieder die vertraute Furcht in ihr und erinnerte sie an den Unbekannten, der sie beobachtete. Sie musste weg.
    Eilig winkte sie ab und sagte: »Danke, aber ich kann das nicht …«
    »Nimm schon!« Er drückte ihr den kleinen Kuchen in die Hand und klopfte ihr sanft auf die Finger. »Ist schon gut. Den schenke ich ihm.«
    »D-danke.«
    Er zuckte lächelnd mit den Schultern, ehe er sich der Bauersfrau zuwandte, die sich neben Gisela gedrängelt hatte und nach ihren Roggenbroten fragte.
    Mit dem Blaubeerkuchen in der Hand verließ Gisela den Bäcker. Ein paar Stände weiter gackerten Hühner in ihren Flechtkäfigen. Kupferpfannen blinkten im Sonnenlicht. Sie musste einer Gruppe von Männern ausweichen, die um eine Kuh herumstanden, und strengte sich an, nicht zu sehr zu eilen, obwohl sie innerlich vor Angst bebte.
    Ein Hund flitzte an ihr vorbei, der ein Stück Fleisch im Maul trug, dicht gefolgt von zwei schimpfenden Männern. Sie wich aus und war versucht, nach hinten zu sehen, wer sie beobachten mochte. Ein Teil von ihr weigerte sich, zu glauben, dass Clovebury, dieser Ort am Rande von Moydenshire, dem Land von Lord Geoffrey de Lanceau, auf einmal unsicher sein sollte.
    Und doch sagte ihr ein anderer, wütender und beschützender Teil von ihr, dass sie ihren Verfolger kennen sollte.
    Also blieb sie einen kurzen Moment stehen und blickte über die Lederwaren hinweg, die am Gerberstand ausgestellt waren. Ohne den Kopf zu heben, wagte sie einen Seitenblick auf die Leute, die in der Nähe standen, um zu sehen, ob sie jemanden erkannte.
    Ein Bettler in einem langen verschlissenen Mantel, der sich auf einen Holzstock stützte, humpelte durch die Menge.
    Derselbe bucklige alte Mann – ja, dessen war sie sich sicher – war ihr zum Bäckerstand gefolgt.
    Sie zog die Lippen ein, die auf einmal sehr trocken waren. Markttage lockten alle möglichen Reisenden an, vor allem Diebe und Bettler. Falls Ryle sie finden wollte, würde er niemals jemanden losschicken, der sich als Bettler verkleidete.
    Oder doch?
    Der Hund mit dem Fleischstück drehte sich um und rannte denselben Weg zurück, den er gekommen war, immer noch gefolgt von den Männern. Als er an dem Bettler vorbeirannte, streifte er dessen langen Mantel.
    Der Mann trug Lederstiefel.
    Mit Sporen.
    Das Erkennungszeichen der Ritter.
    Die meisten Bettler hingegen hatten Glück, wenn sie sich Schuhe leisten konnten.
    Gisela wollte vor Angst aufschreien. Stattdessen machte sie auf der Stelle kehrt und ging weiter. Hinter sich hörte sie, wie der falsche Bettler ihr nachging.
    Klopf, klopf, klopf
, tönte es hinter ihr.
    Lauf, lauf, lauf!
, schrie es in ihrem Kopf.
    Sie drückte die Schultern durch und schritt weiter zu dem Dresseur mit seinen Tanzbären.
     
    Dominic de Terre verfluchte sich, als er durch die Menge schlurfte, der Frau dicht auf den Fersen, die bereits bemerkt hatte, dass er ihr folgte. Das spürte er. Während er sich mit seinem rhythmischen
Stapf, Stapf
weiterbewegte, bereute er, diesen kratzigen Wollmantel als Verkleidung gewählt zu haben, behinderte er ihn doch sehr in seinen Bewegungen. Bei Gott, in solchen Kleidern konnte ein Mann wie ein Spanferkel rösten!
    Dennoch war es eine notwendige Verkleidung. Er hatte sich mit Geoffrey de Lanceau, seinem engsten Freund und Herren auf sie geeinigt, als sie planten, dass er sich den Markt von Clovebury einmal näher ansehen sollte.
    Jemand hatte Geoffrey die letzte Schiffsladung kostbarer Seiden gestohlen, als sie den Fluss hinunter zu seiner Burg, Branton Keep, gebracht wurde. Das bedeutete, dass Geoffrey ein Vermögen an Stoff geraubt worden war.
    Dominic hatte
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