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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind
Autoren: Catherine Kean
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Augenfarbe zwar nicht erkennen, sehr wohl aber das belustigte Funkeln darin.
    Er war sonnengebräunt, seine Züge kantiger, doch ansonsten hatte er sich nicht verändert.
    Dominic!
    Ihre Arme zitterten unter dem Gewicht des Spatens, der zuerst schwankte, bevor die schwere Metallspitze auf den strohbedeckten Boden sank. Als würde er ihre Verwirrung bemerken, sagte er ruhig: »Gisela, ich bin nicht hergekommen, um dir etwas zu tun. Ich bin’s, Dominic!«
    Brennende Tränen schossen ihr in die Augen. In ihrem Hals kratzte es unangenehm. Wie gern hätte sie den Spaten fallen gelassen und sich in seine Arme geworfen! Der Wunsch, zu ihm zu gehen, überkam sie mit einer solchen Kraft, dass es ihr den Atem raubte.
    Doch die schreckliche Drohung ihres Mannes hielt sie davon ab.
Du kannst niemandem trauen, Gisela. Hast du mich verstanden? Niemandem! Das schwöre ich dir!
    Ryle wusste, wie sehr sie Dominic geliebt hatte. Wieder und wieder hatte er ihre Liebe verflucht, wenn er betrunken und wütend gewesen war. Die Umstände hatten sie genötigt, ihm von Dominic, dem jüngsten Sohn eines wohlhabenden Lords, zu erzählen, den sie geliebt und verloren hatte. Möglicherweise hatte Dominic nach seiner Rückkehr ihren Ehemann aufgespürt und ihn gebeten, sie sehen zu dürfen. Ryle besaß die Gabe, einen jeden dazu zu bringen, dass er tat, was Ryle wollte. Sollte er Dominic für seine Zwecke gewonnen haben, wäre das nur eine Missetat von vielen, für die Gisela ihren Gatten verachtete.
    Ryle könnte ohne weiteres eine kluge Lüge erdacht haben, weshalb sie fortgelaufen war. Und er würde sich dabei so besorgt um sie geben, dass Dominic alles daransetzte, sie zu finden und zu ihm zurückzubringen.
    Angst und Sehnsucht rangen in ihr.
Ach, Dominic, wie furchtbar habe ich dich vermisst! Seit du fort warst, weinte mein Herz jeden Tag. Dich jetzt vor mir zu sehen, ist, als wäre mein kostbarster Traum wahr geworden.
    Gleichzeitig hallte ihr Ryles Stimme durch den Kopf:
Du kannst niemandem trauen, Gisela, niemandem!
    Dominic lächelte nicht mehr. Vielmehr mischten sich Verwunderung und Reue in seinem Blick.
    Ein bleiernes Elend erfüllte Gisela, denn sie verabscheute, was sie tun musste. Doch ihr blieb nichts anderes übrig. Ewan und sich zu beschützen war wichtiger als ihre liebsten Wünsche.
    Deshalb zwang sie sich, zu lügen. »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
    Er runzelte die Stirn. »Nein.«
    Auch wenn sie fast an den Worten erstickte, sagte sie: »Ich heiße nicht Gisela, sondern Anne.«
    Mit weit aufgerissenen Augen überlegte er kurz, bevor er entgegnete: »Nein, du bist Gisela. Ich irre mich nicht.« Dann lächelte er wieder ein wenig. »Ich könnte dich niemals vergessen.«
    Eine verräterische Wärme breitete sich in ihr aus. Ach, wie wohltuend es war, das zu hören!
    Und wie schlau von ihm, auf diese Weise ihr Misstrauen besiegen zu wollen!
    »Mein Name ist Anne.«
    »Anne ist dein mittlerer Name, der Name deiner Mutter.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit einer Schulter gegen die Stallwand. Seine Haltung sollte Gelassenheit signalisieren, wenngleich Gisela wusste, dass sie niemals an ihm vorbeikäme. »Ich entsinne mich noch des Tages, an dem du ihn mir nanntest«, murmelte er. »Wir lagen auf der Wiese mit den Butterblumen und Gänseblümchen, und du wolltest, dass ich es immer wieder sage, damit ich es nicht vergesse.
Gisela Anne, Gisela Anne
. Weißt du nicht mehr?«
    O doch, sie erinnerte sich sehr wohl, und beinahe musste sie schluchzen.
    Doch von draußen ertönten Männerstimmen, die näher kamen. Dominic musste sie ebenfalls gehört haben, denn er neigte den Kopf und stieß sich von der Wand ab.
    Gisela hatte schreckliche Angst. Die Männer könnten seine Gefährten sein, die ihm gefolgt waren, um ihm zu helfen, falls sie sich ihm widersetzen sollte.
    Ihre Arme zitterten so sehr, dass sie den Spaten endgültig fallen ließ. Er landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden.
    »Gisela«, Dominic trat einen Schritt auf sie zu, »ich verstehe das nicht. Ich dachte, du würdest dich freuen, mich wiederzusehen. Warum hast du solche Angst?«
    Sie stolperte zurück, wobei sie mit dem Fuß gegen den Spatenstiel stieß. »Ach, Dominic«, flüsterte sie furchtsam, »bitte, geh und vergiss mich! Tu, als hättest du mich nie gesehen!«
    »Warum?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte!«, flehte sie.
    »Fürchtest du, dass uns jemand zusammen sehen könnte?«, fragte er und betrachtete sie
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