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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind
Autoren: Catherine Kean
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befahl er und ging zum Wagen.
    Ryle stürmte auf Crenardieu zu, und Dominic rührte sich nicht, damit ihm kein Wort von dem entging, was die beiden Männer miteinander beredeten.
    »Guten Morgen«, begrüßte der Franzose Ryle.
    Giselas früherer Ehemann funkelte ihn wütend an, griff in seinen Umhang und holte seine Flasche hervor, aus der er einen großen Schluck trank.
    »Was ist los?« Crenardieu sah zu seinen beiden Lakaien hinüber, die ihre Pferde anbanden. Einer von den beiden war an der Schulter verletzt. »Wo ist der Mann, den ich geschickt habe, um dich zu holen?«
    Ryle wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Bei uns war keiner.«
    »Ich habe ihn schon vor einer ganzen Weile losgeschickt.« Misstrauisch blickte Crenardieu wieder zu Ryle. »Wo sind Gisela und der Junge?«
    Ryle trank noch einen Schluck. »Sie sind entkommen.«
    »Was?!«,
fragte Crenardieu ärgerlich.
    Dominic war unsagbar erleichtert.
Gott sei Dank!
    »Sie hat mich mit einer Schüssel niedergeschlagen.« Ryle fasste sich an den Hinterkopf und verzog das Gesicht. »Ich habe eine Beule so groß wie ein Ei. Verfluchte
Hure!
«, keifte er so laut, dass es aus dem Wald hallte.
    »Mäßige deine Stimme!« Crenardieu stieß einen groben französischen Fluch aus. »Du hast es mir
versprochen!
Du hast gesagt, du passt auf sie auf!«
    Ryles Gesicht nahm ein noch scheußlicheres Rot an. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie mich niederschlägt!«
    Dominics Knebel erstickte sein Lachen zum Glück.
Gut gemacht, Gisela! Du bist ein echter Krieger, genau wie unser Sohn.
    Ryle blickte sich um. »Wo ist er?«
    »Dominic?« Crenardieu zeigte lässig in seine Richtung.
    Als Ryles wütender Blick sich auf ihn richtete, weigerte Dominic sich, ihm auszuweichen. Niemals würde er dem Mann zeigen, dass er Angst vor ihm hatte!
    Ryle rang die Hände, als würde er jemandem die Kehle zudrücken.
    »Ich kann’s gar nicht erwarten, ihn …«
    »Du wirst, aber zuerst muss die Seide verladen sein.«
    »Kümmer du dich um die Händler!«, knurrte Ryle. »Ich erledige ihn inzwischen.«
    »Nein, lass ihn!«, erwiderte Crenardieu und legte eine Hand fest auf Ryles Arm. »Ich will nicht, dass du meine Käufer erschreckst. Deine Rache muss warten.« Dann grinste er böse. »Er läuft dir nicht weg. Wenn die Boote wieder fort sind, ist er immer noch da.« Dann sah er hinunter zum Steg und fragte: »Wollen wir ihnen unsere Hilfe anbieten? Je schneller die Ballen auf den Booten sind, umso eher können wir ihn umbringen.«
    Ryle rührte sich nicht, trank nochmals aus seiner Flasche und starrte angeekelt zu Dominic hinüber.
    »Sei kein Narr!«, höhnte Crenardieu und schritt voran. Widerwillig folgte Ryle ihm nach einer Weile.
    Dominic versuchte wieder, sich von seinen Fesseln zu befreien. Gisela und Ewan waren Ryle entkommen, aber wohin waren sie geflohen? Wenn er erst frei war, musste er sie unbedingt suchen.
    Angestrengt atmete er durch die Nase und konzentrierte sich auf den Knoten. Plötzlich hörte er ein Rascheln hinter sich.
    Er erstarrte und lauschte.
    Das Geräusch kam vom Boden.
    Ein Tier? Nein. Wohl eher einer von Crenardieus Schergen, der sich von hinten anschlich, um schon einmal auf Dominic einzustechen.
    Er drehte den Kopf um und versuchte, etwas zu erspähen.
    Im selben Moment drückte kaltes Metall gegen seine Handgelenke.
     
    De Lanceau hob eine Hand und stoppte sein Pferd. Sofort ließen auch seine Männer ihre Pferde anhalten.
    Giselas Herz pochte beängstigend schnell. Sie hatte den Schrei ebenfalls gehört. »Mylord«, sagte sie, »das war Ryle. So brüllt er, wenn er betrunken ist.«
    Crenardieus Lakai rutschte auf seinem Pferd hin und her.
    De Lanceau neigte den Kopf kaum merklich – eine unauffällige, aber absichtliche Geste. Der Waffenknecht unmittelbar neben dem Gefangenen hieb dem Mann kräftig auf den Hinterkopf, worauf er stöhnend nach vorn sackte.
    »Bindet ihn an einen Baum!«, ordnete de Lanceau leise an, ohne sich umzudrehen. »Wir holen ihn auf dem Rückweg ab. Unsere Pferde lassen wir hier und gehen zu Fuß weiter.«
    Die Waffenknechte stiegen aus ihren Sätteln, lautlos bis auf hier und da mattes Lederknarzen und schwaches Rasseln von Kettenpanzern. Mehrere Männer zogen den ohnmächtigen Lakaien vom Pferd und begannen, ihn an einen Stamm zu fesseln.
    De Lanceau nahm Aldwin und einen anderen Waffenknecht beiseite und sprach flüsternd mit ihnen. Die beiden nickten, bevor sie sich ins Unterholz begaben. Sicher sollten sie
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