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Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Titel: Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Autoren: mvg verlag
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in die er sich und seine Freunde gebracht hatte.
    Dass ich mich kein bisschen über die zurückeroberten Klamotten freute, behielt ich jedoch für mich. Ich wollte meinen Bruder nicht enttäuschen, er konnte ja nicht wissen, welcher Zwang für mich damit verbunden war.
    In den letzten Jahren hatte ich nur lange Röcke und langärmelige Blusen tragen dürfen, deshalb legte ich auf diese Kleidungsstücke nun absolut keinen Wert mehr.
    Meine Mutter hatte mir etwas Bargeld mitgegeben und so war ich längst mit Sigrid zusammen auf Shoppingtour gewesen und hatte mich komplett neu eingekleidet. Es machte mir einen höllischen Spaß, Miniröcke, Tops und Shirts anzuprobieren.
    Am Anfang war es mehr als ungewohnt für mich und ich hatte das Gefühl, eine Fremde im Spiegel anzuschauen, aber diese Empfindung wich schnell einer unbändigen Freude darüber, dass ich nun wieder selbst bestimmen konnte, wie ich mich kleidete.
    Meine neue Lebensfreude wurde nur durch die Erzählungen meiner Mutter getrübt. Mahmud veranstaltete den reinsten Telefonterror und mindestens dreimal die Woche stand er bei meiner Mutter vor der Tür. Da sie kein Aufsehen bei den Nachbarn erregen wollte, ließ sie ihn immer herein. Er jammerte ihr dann stundenlang vor, wie sehr er mich doch lieben würde und dass er sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen könne. Wenn ich bloß zurückkommen würde, dann könne ich sehen, wie sehr er sich verändert habe. Nie mehr würde er mir auch nur ein Haar krümmen. Das schwöre er beim Leben seiner Mutter.
    Wenn mir meine Mutter bei unseren abendlichen Telefonaten von diesen Schwüren erzählte, musste ich fast schmunzeln, auch wenn es eher ein bitteres Lachen war. Mahmuds arme Mama müsste längst mausetot sein, so oft hatte er während unserer Beziehung schon auf sie geschworen.
    Ehrlicherweise muss ich aber auch zugeben, dass ich trotz meiner ganzen Ängste und der Freude darüber, dass mir die Flucht aus dieser Beziehung geglückt war, öfter an Mahmuds Familie denken musste, als mir lieb war. Aber ich hatte mit diesen Menschen vier Jahre meines Lebens geteilt und so waren sie eben auch ein Teil von mir geworden.
    Es bereitete mir sogar gewisse Probleme, dass ich plötzlich wieder selbst über mein Leben bestimmen konnte. Denn jahrelang war mir gesagt worden, wie ich mich zu kleiden hatte, was ich essen und wann ich die Wohnung verlassen und zu welchen Menschen ich Kontakt haben durfte. Keine Entscheidung, die mein Leben betraf, hatte ich in dieser Zeit allein treffen dürfen.
    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. In diesem scheinbar so platten Ausspruch liegt sehr viel Wahrheit. Das sollte ich nun am eigenen Leib spüren.
    Die einfachsten Dinge machten mir zu schaffen und lösten eine große Unsicherheit in mir aus. Von der toughen und lebenslustigen Frau, die ich einst gewesen war, war dank Mahmud nicht viel übrig geblieben. Aber ich würde mir meine Unabhängigkeit zurückerobern. So viel war klar!

2. Kapitel

Unerwartete Begegnungen
    O bwohl Sigrid wirklich bezaubernd war und alles tat, damit ich mich bei ihr wohlfühlte, erfasste mich nach knapp vier Wochen großes Heimweh nach meiner Familie. Ich war mir zwar der Gefahr bewusst, die nach wie vor für mich durch Mahmud bestand, aber ich hielt es nicht länger aus und packte meine schicken neuen Sachen in meine Reisetasche, um mich schnurstracks auf den Heimweg zu machen.
    Da ich Angst hatte, dass meine Mutter mich überreden würde, noch bei Sigrid zu bleiben, erzählte ich ihr nichts von meinem Plan. Was ein Fehler war, wie sich schnell herausstellte … Natürlich überzeugte ich mich davon, dass Mahmuds Auto nicht in der Nähe des Hauses meiner Mutter stand, bevor ich in unserer Hofeinfahrt parkte.
    Ich besaß zwar keinen eigenen Haustürschlüssel mehr, aber für Notfälle hatte meine Mutter immer einen Schlüssel unter dem Blumenkasten deponiert, der auf unserer Küchenfensterbank stand. So unauffällig wie möglich nahm ich den Schlüssel an mich und öffnete leise die Haustür.
    Von dort führte ein kleiner Flur direkt ins Wohnzimmer. Auf Zehenspitzen ging ich zum Wohnzimmer, aus dem ich Stimmengemurmel vernahm. Schlagartig packte mich gute Laune. Ich freute mich so sehr, meine Familie wiederzu­sehen.
    Mit einem breiten Lächeln im Gesicht riss ich die Wohnzimmertür auf und wollte eben ein fröhliches »Überraschung« in den Raum schmettern, als mir die Worte im Hals stecken blieben.
    Ich blickte geradewegs in die tiefschwarzen Augen von
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