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Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Titel: Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Autoren: mvg verlag
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bereits ähnlich gelitten wie ich unter Mahmud.
    Nachdem wir noch eine Weile geredet hatten, verabredeten wir, dass ich am nächsten Wochenende zu ihr fahren würde. Da Petra fast 200 Kilometer von mir entfernt wohnte, war ein Besuch unter der Woche nicht zu schaffen. Am liebsten hätte ich mich natürlich sofort in mein Auto gesetzt und Petra gleich eingepackt und mitgenommen. Mir war aber von Anfang an klar, dass das so einfach nicht werden würde.
    Als Jochen abends nach Hause kam, berichtete ich ihm sofort die Neuigkeiten.
    Er kannte inzwischen zumindest in Teilen meine Vorgeschichte und war von meinem Vorhaben natürlich wenig begeistert. Er wusste aber auch, dass, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, mich niemand davon abbringen konnte.
    Auch das war eine Verhaltensweise, die aus meiner »türkischen« Zeit resultierte. Fast vier lange Jahre durfte ich keine eigenen Entscheidungen treffen. Alles wurde mir vorgeschrieben. Was ich anzuziehen hatte, wo ich hingehen durfte, mit wem ich sprechen durfte, ja selbst was ich essen durfte, entschied Mahmud für mich. Heute hatte ich den fast unbändigen Drang, alles allein und selbst zu entscheiden. Dass dies meiner Ehe nicht unbedingt guttat und Jochen im Grunde genommen darunter leiden musste, war mir bewusst, aber ich konnte es nicht ändern. Lieber wollte ich den Rest meines Lebens alleine verbringen, als noch einmal zuzulassen, dass ein anderer über mich und mein Leben bestimmte.
    Während des Abendessens diskutierten wir lange darüber, was nun zu tun sei, um Petra am schnellsten aus der für sie so gefährlichen Situation herauszuholen. Jochen hatte Petra ja nie persönlich kennengelernt, sondern kannte sie nur aus meinen Erzählungen. Selbstverständlich sagte er mir seine volle Unterstützung zu. Er wusste, wie wichtig Petra früher für mich gewesen war.
    Sein Angebot, mich bei dem ersten Besuch zu begleiten, lehnte ich dankend ab. Ich wollte möglichst mit meiner Freundin alleine sein, da ich mir sicher war, nur dann auch die volle Wahrheit über ihre momentane Situation zu erfahren. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie Kerim auf meinen deutschen Ehemann reagieren würde.
    Die restliche Woche zog sich ewig hin. Obwohl ich vor unserem Wiedersehen ziemliche Angst hatte, fieberte ich dem kommenden Samstag doch auch entgegen. Immerhin hatte ich Petra schon seit über vier Jahren nicht mehr gesehen. Ich versuchte mir ihr Gesicht in allen Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen, aber sosehr ich mich auch anstrengte, es wollte mir nicht gelingen.
    Weil ich bei meiner Flucht vor Mahmud keinerlei persönliche Sachen aus unserer Wohnung mitnehmen konnte, hatte ich nun noch nicht einmal die Möglichkeit, mir ein paar alte Fotos anzuschauen, um meiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Alles, was vor meinem inneren Auge erschien, waren Petras honigblonde Locken und das lustige Grübchen an ihrem Kinn.
    Unwillkürlich musste ich nun auch an Aysegül denken. Sie war mit einem von Mahmuds Brüdern verheiratet und hatte nach Petras Wegzug quasi ihre Stellung bei mir eingenommen. Mit Aysegül konnte ich über alles reden und sie war immer zur Stelle, wenn es mir schlecht ging. Es gab nichts, was ich ihr nicht anvertraut hätte, und sie war mir in dieser Zeit eine große Hilfe.
    Umso schlimmer traf es mich dann, dass ausgerechnet Aysegül mein Vertrauen missbrauchte und mir einen kostbaren Ring stahl. Durch Zufall hatte ich den Ring in dem Schaufenster eines Pfandleihhauses entdeckt und zweifelsfrei als meinen identifiziert.
    Auch dass es sich bei dem Dieb um Aysegül handelte, stand unzweifelhaft fest, da der Inhaber des Pfandleihhauses immer eine Kopie des Ausweises desjenigen anfertigte, von dem er ein Schmuckstück ankaufte.
    Dieser Diebstahl war der Auslöser dafür gewesen, dass ich mich aus meiner Erstarrung lösen konnte und endlich begann, um meine Freiheit zu kämpfen. Der Verlust meiner einzigen Vertrauensperson hatte ungeahnte Kräfte in mir freigesetzt und mich zum Explodieren gebracht.
    Mein Weg zurück in die Eigenständigkeit konnte man nicht gerade als einfach bezeichnen, und besonders in der ersten Zeit hatte ich oft eine fast unstillbare Sehnsucht nach der Vertrautheit meiner türkischen Familie.
    Nur zu gut kann ich deshalb heute nachvollziehen, warum so viele muslimische Mädchen und Frauen in schlimmen Familienverhältnissen ausharren. Obwohl sie dort der ständigen Kontrolle und der Gewalt ihrer Väter und anderer männlicher
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