Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beast

Beast

Titel: Beast
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
Paradies.
    Keine Ahnung, wie ich darauf komme. Wahrscheinlich will ich mir bloß das Sterben versüßen. Schön, dass ich wenigstens zum Schluss noch irgendwen glücklich mache.
    »Stephen!«, schreit Carol
    Carol schmeckt bestimmt nicht so gut. Sie ist zu mager und zu gemein.
    »Sieh doch, Stephen!«
    Super, Selby. Ich soll mir was ansehen, während ich sterbe. Was gibt’s da bitte schön zu sehen? Einen Heißluftballon? Einen Schwarm Wildgänse? Einen Verrückten in einem Ultraleichtflieger? Das zählt jetzt alles nicht mehr. Die spinnt doch, die Frau. Sie ist einfach nicht die Richtige für mich. Sie ist geisteskrank.
    Etwas packt meinen Arm und ich warte ergeben darauf, dass er abgerissen wird. Ich stelle mir vor, wie mein Kopf auf den Boden knallt, wenn ich herumgeschleudert werde. BATSCH BATSCH BATSCH. Eigentlich ganz witzig. Sieht bestimmt aus wie bei einem Besoffenen, der die Treppe runterfällt. Wie’s mir geht? Wir sehen uns ja sowieso bald. Dann kannst du mir sagen, ob ich mich wacker gehalten habe. Sag’s mir ruhig ins Gesicht. Falls ich dann noch ein Gesicht habe. Ich finde, das mit dem Sterben kriege ich eigentlich ganz gut hin. Vielleicht war es für dich auch nicht so schlimm, wie ich immer gedacht habe.
    »Sieh doch, Stephen!«
    Es ist Carol. Anscheinend bin ich doch nicht tot, denn sie ist ganz bestimmt kein Engel.
    Ich setze mich auf.
    |253| Er läuft die Böschung zur Fabrik runter. Sein Schwanz gleitet durch die struppige, niedrige Hecke. Er bewegt sich anmutig. Er weiß genau, wo er hinwill. Wetten, dass er das Fleisch wittert? Wetten, dass ihn der Geruch rasend macht? Ihm geht’s wieder prima. Mühelos klettert er die paar Stufen hoch und schlüpft durch die offene Tür.

|254| Sechsundzwanzig
    Ich starre auf die graue Mauer. Ich kriege keine Luft. Dann füllen sich meine Lungen schlagartig und mir entfährt ein Laut, halb Lachen, halb Schrei. Es klingt wie von einem Tier. Jetzt bin ich endgültig ausgetickt. Ich kann nicht mehr aufhören, gruselige Geräusche von mir zu geben. Als ob sich meine Stimmbänder selbständig machen. Carol ist käseweiß im Gesicht, wie kurz vorm Umkippen.
    Endlich bringe ich ein paar verständliche Worte heraus.
    »Los, weg hier!«
    Ich nehme die Benzinflasche und will den Tankdeckel des Lasters öffnen, aber meine Finger gehorchen mir genauso wenig wie meine Stimme und ich lasse die Schlüssel fallen. Als ich sie noch mal fallen lasse, bückt sich Carol danach und schließt den Deckel auf. Sie schraubt den Plastikdeckel ab, nimmt die Flasche und leert sie in den Tank. Eine Benzinfontäne spritzt gleich wieder raus und bekleckert den Kotflügel.
    »Stephen!« Carol inspiziert das Rückenteil meiner Jacke. Ich verrenke mir den Hals. Im Stoff ist ein langer Riss.
    »Boah!«, mache ich. »Sieh mal nach, ob mein Rücken auch was abgekriegt hat.« Ich schiebe Jacke und T-Shirt hoch und Carol lässt die Hand über meinen Rücken gleiten. |255| Es würde mich nicht wundern, wenn ich schwer verletzt wäre. Wahrscheinlich spüre ich bloß nichts, weil ich noch unter Schock stehe.
    »Alles in Ordnung«, sagt Carol. »Da ist nichts.«
    Ich ziehe T-Shirt und Jacke wieder runter und greife nach Carols Hand. Ich will sie bloß ganz kurz halten. Ich glaube, ich muss mich übergeben.
    »Wir müssen hier weg«, sagt sie.
    Wir steigen in den Laster und ich schaffe es, zu wenden und die Zufahrt runterzubrettern. Als ich in die Straße einbiege, wird mein Kopf etwas klarer, und mir ist auch nicht mehr übel.
    Er hat mich gepackt und über den Parkplatz geschleift. Und mich wieder losgelassen.
    Warum?
    »Pass doch auf!«, faucht Carol, als wir zu schnell um eine Kurve brausen und ins Schleudern kommen.
    Wir sind noch nicht auf der Hauptstraße, als uns der Kleinbus mit meinen ehemaligen Kollegen entgegenkommt. Der Fahrer glotzt mich an, aber ich glaube nicht, dass mich jemand erkannt hat. Die haben genug damit zu tun, wach zu bleiben.
    »O Gott«, sagt Carol.
    Recht hat sie. Wendet sich gleich an den Oberboss, damit der die Sache deichselt.
    Zehn Minuten später sind wir auf der Hauptstraße in Richtung Stadt unterwegs, als uns erst ein Polizeiauto mit jaulenden Sirenen entgegenkommt und dann noch eins. Ich stelle mir vor, wie die Putzfrau versucht, die Bullen davon zu überzeugen, dass sie sofort kommen müssen.
    |256|
Hallo, Polizei? In Marshalls Fleischfabrik läuft ein wildes Krokodil rum. Bitte kommen Sie schnell, es frisst nämlich grade mein Bein. Danke schön.
    Die Frau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher