Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beast

Beast

Titel: Beast
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
drüber unterhalten, dass wir irgendwann auswandern und auf den Bahamas eine Strandbar aufmachen. Vielleicht mache ich das ja noch. Dann nenne ich die Bar
Selby’s
. Wie findest du das? Hey, ich bin jetzt genauso alt wie du. Verrückt.
    Weißt du, ich bin froh, dass ich dir damals an dem Abend nachgegangen bin. An dem Abend, als du gestorben bist. Ich wusste, dass du auf dem Parkplatz mit deinen Freunden verabredet bist, mit Arnie Perch und Matt Glissons. Du hast mir jedes Mal die Hölle heiß gemacht, wenn du mich ertappt hast. Du wolltest mich bei so was nicht dabeihaben. Ich war trotzdem da. Hinter dem Kühllaster. Der steht jeden Freitagabend dort. Ich habe euch zugesehen. |263| Vielleicht hast du ja gewusst, dass ich da bin. Ich habe dich beobachtet. Du hast getrunken. Ich habe überlegt, ob es sich lohnt, eine Kopfnuss zu riskieren, wenn ich hingehe und dich frage, ob ich ein Bier haben kann. Als ich hinter dem Laster vorgekommen bin, bist du umgekippt. Deine Kumpels haben sich kaputtgelacht. Ich nicht. Ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmt.
    »Er atmet nicht«, hat Arnie gesagt. Dann sind er und Matt weggerannt.
    Hast du mitgekriegt, dass ich in der ganzen Sauerei saß und dir den Kopf gehalten hab? Ich hab dir alles Mögliche erzählt, von meinem Kleinen zum Beispiel. Ich dachte, wenn du wieder aufwachst, kannst du dich sowieso an nichts mehr erinnern. Aber du bist nicht mehr aufgewacht. Und als der Krankenwagen kam, saß ich immer noch da, und die Sanitäter mussten mich wegzerren, damit sie mit der Wiederbelebung anfangen konnten.
    Ich war nur zwei Mal an deinem Grab, Selby. Einmal bei der Beerdigung und dann noch mal vor ein paar Jahren. Aber du warst nicht da. Ich hab dich nicht gespürt. Hier oben auf dem Dach … ja, hier bist du.
    Mein Kleiner hat’s überlebt, nicht zu fassen! Ich hab’s bei den Reynolds in der Glotze gesehen. Er war richtig im Fernsehen. Sie wollten ihn eigentlich abknallen, aber dann ist jemandem aufgefallen, dass er immer träger und ruhiger wurde. Der Reptilienfachmann vom Zoo ist schließlich drauf gekommen. In der Fabrik war es zu kalt für meinen Kleinen. Das hat er nicht vertragen, darum hat er dichtgemacht. Er hat sich im Keller verkrochen und ist in eine Art Totenstarre gefallen, deshalb konnte man ihn |264| betäuben. Kein Wunder, dass ihn die Kälte fast umgebracht hat – mich hätte sie auch fast umgebracht, als ich noch dort gearbeitet habe. Jetzt ist er im Zoo, aber nur vorläufig. Angeblich haben sie dort nicht die richtigen Bedingungen. In der Glotze hieß es, wenn er sich erholt hat, wird er nach Indien ausgeflogen und dort kommt er in ein besonderes Gehege. Es hieß, man kann ihn nicht auswildern, denn er weiß ja nicht, wie man jagt, weil ihn jemand in Gefangenschaft gehalten hat. Das ist echt ein Witz, oder? Klar weiß er, wie man jagt. Du und ich haben es ja erlebt. Er hat mich gejagt!
    Das ganze Land rätselt, wo er hergekommen ist. Alle reden darüber. Ich habe natürlich nichts gesagt und die beiden anderen auch nicht. Jedenfalls bis jetzt nicht. Die Leute haben alle möglichen verrückten Theorien. Ein Typ meinte, mein Kleiner gehört zu einem Anschlag, den irgendwelche Terroristen geplant haben. Jemand anders hat gemeint, er stammt vielleicht aus einer illegalen Krokodilfarm. Und dann war noch so ein Naturforscher in der Glotze, der war fest davon überzeugt, dass das Krokodil in einer warmen Strömung übers Meer hierher geschwommen ist, und das wäre ein Zeichen, dass sich die Erde erwärmt. Jeder gibt seinen Senf dazu. Eine Zeitung hat ihn »das Kebab-Krokodil« genannt und der Spitzname ist hängen geblieben.
    Ich hab ihn in der Glotze gesehen und ich schwör’s dir, er hat mich angeschaut.
    Echt nicht zu fassen, dass niemand mir die Schuld gibt. Sonst schiebt man mir doch auch alles in die Schuhe, was so passiert. Wo wir grade dabei sind – nein, ich hab das |265| St. Mark’s nicht angezündet. Es war ein Versehen, irgendein Suffkopp hat mit ’ner Kippe sein Bett in Brand gesetzt.
    Ich darf noch eine Weile bei den Reynolds bleiben, aber nicht mehr lange. Jimmy hat mit seinem Bruder ausgemacht, dass ich bei ihm arbeite. Der Bruder wohnt in der Nähe von Aberdeen und hat ein Fischerboot. Jimmy meinte, ich soll ein paar Monate dorthin gehen, damit ich mal rauskomme.
    Als wüsste er Bescheid.
    Ach Quatsch. Jimmy will mich bloß loswerden, weil seine Tochter und ich uns sozusagen nähergekommen sind, wenn du verstehst, was ich meine. Ich glaube
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher