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Beast

Beast

Titel: Beast
Autoren: Ally Kennen
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hat eine Beförderung verdient, finde ich. Die muss richtig gut reden können. Egal, ich hoffe jedenfalls, ihr ist nichts passiert.
    »Halt an«, sagt Carol, denn da läuft Eric mit gerecktem Daumen den Seitenstreifen lang. Kein Wunder, dass ihn noch niemand mitgenommen hat. Er sieht aus wie mein Dad. Wie ein Penner.
    Soll ich wirklich anhalten? Wenn Eric uns nun einfach rausschmeißt? Aber Carol besteht darauf, dass ich bremse, und sofort hupt der Audi hinter mir wütend.
    Eric erkennt das Motorengeräusch und dreht sich um. Er macht ein finsteres Gesicht. Er sieht aus, als ob er gleich losbrüllt. Ich schätze die Chance, dass er mich verprügelt, auf fünfzig-fünfzig. Was meinst du? Er hatte schon das letzte Mal allen Grund dazu, als ich seinen Laster geklaut habe, hat es aber nicht getan. Und ich habe nichts Besseres zu tun, als den Wagen gleich noch mal zu klauen! Kann gut sein, er kommt zu dem Schluss, dass die Das-hätte-ich-nicht-von-dir-gedacht-Masche bei mir nicht zieht und ich eine Abreibung verdient habe. Aber ich habe keine Angst. Immer noch besser,
er
macht mit mir kurzen Prozess als das Krokodil. Erst sagt Eric gar nichts, sondern winkt mich nur ran. Am liebsten würde ich aussteigen und durch die andere Tür wieder einsteigen, damit Carol zwischen uns sitzt, aber ich will nicht riskieren, dass er losfährt und mich einfach stehen lässt, wo es hier von Bullen nur so wimmelt.
    |257| »Wo ist es?«, fragt er.
    Mir versagt die Stimme, darum antwortet ihm Carol.
    »Das Benzin war alle, da haben wir ihn an der Fleischfabrik abgestellt.«
    »Hat euch jemand gesehen?«
    »Nein.«
    Eric brummt etwas und fährt los. Er fährt zu schnell, knüppelt die Gänge rein und überholt an den falschen Stellen.
    Wir fahren eine Weile, ohne dass jemand den Mund aufmacht. Sage und schreibe sieben Streifenwagen und zwei Überfallwagen kommen uns entgegen. Kurz vor der Stadt kommt noch ein Transporter vom Tierschutzverein angebraust.
    »Ihr beide seid verdammte kleine Arschlöcher«, sagt Eric.
    Dagegen ist nichts einzuwenden. Es stimmt ja.
    Dann stehen wir verlegen in der Werkstatt herum. Hund benimmt sich ganz ulkig. Er traut sich nicht in unsere Nähe. Bestimmt wittert er das Krokodil.
    »Ich hab so viel für euch getan!« Eric dreht am Radio, sucht einen Sender, wo gerade Nachrichten kommen.
    »Weiß ich doch«, sage ich. »Tut mir leid.«
    Eric stellt das Radio weg und sieht mich angewidert an.
    »Es tut dir gar nicht richtig leid, Stephen, oder?«
    »Nein.« Aber irgendwie doch.
    Carol kommt vom Klo. Sie hat sich das Gesicht gewaschen und den Pferdeschwanz neu gebunden. Frauen spinnen echt. Die machen sich noch zurecht, wenn gleich eine Atombombe einschlägt.
    |258| »Hast du’s ihm gesagt?«, fragt sie.
    »Was denn?« Eric nimmt einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche.
    Ich knie mich hin, kratze mir einen Lehmbatzen vom Schuh, hebe ihn auf und werfe ihn in den Mülleimer. Wenn Carol sich zusammenreißen kann, kann ich das auch.
    »Er ist abgehauen. Die Klappe ist aufgegangen.«
    Eric wird blass.
    Ich schildere ihm, wie das Vieh in der Fabrik verschwunden ist.
    Eric muss sich auf den Schweißtisch setzen.
    »Gott sei Dank ist das nicht hier passiert.« Sein Blick fällt auf den Riss in meiner Jacke. »Woher hast du den?«
    Ich schlucke stumm.
    »Es hat ihn gepackt«, erwidert Carol. »Aber nur ganz kurz.«
    Auf einmal wird mir schwummerig. Ich setze mich neben Eric auf den Schweißtisch. Es dauert ewig, bis wieder jemand etwas sagt. Wir sitzen einfach da und hören zu, wie draußen der Verkehr vorbeirauscht. Es hört sich an, als hätte jedes zweite Fahrzeug eine Sirene.
    Dann tippt mich Eric zu meiner Verwunderung an und deutet mit dem Kinn auf Carol.
    »Fahr sie nach Hause.«

    Ist ja wohl klar, dass ich noch mal hinmuss. Ich parke den Renault auf einer Wiese in der Nähe der Fabrik, damit man ihn von der Straße aus nicht sieht, dann gehe ich immer an den Hecken entlang in Richtung Parkplatz. Dreimal |259| muss ich mich in die Büsche schlagen, weil ein Polizeihubschrauber über mich rüberfliegt. Ich suche mir ein bequemes Versteck in einem dichten Gebüsch, wo es nicht zu feucht ist und ich eine gute Sicht auf den Parkplatz habe.
    Dort ist der Teufel los. Überall Polizei, Megafone und Gewehre und gleich zwei Tierschutztransporter. Dazu ein Hubschrauber, ein Fernsehteam und am Eingang scharenweise Typen in weißen Schutzoveralls. Ein schwarzer Mannschaftswagen kommt angebraust und zehn Bullen in
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