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Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats
Autoren: Tobias Jäger
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Alex aufstand, schlüpfte ich in meinen Schlafsack. Er zog sich seine Jeans und Schuhe an, dann verließ er das Zelt.
    »Cool«, hörte ich eine dritte Stimme, während sie vom Zelt weg gingen.
    Alex kam etwa 20 Minuten später zurück und ich tat so, als würde ich schlafen. Ich konnte riechen, dass er geraucht und vielleicht auch etwas getrunken hatte. Er zog sich wieder bis auf die Boxershorts aus und schlüpfte ebenfalls in seinen Schlafsack.
     
    Wir sprachen am nächsten Tag nicht über unser Gespräch am Vorabend - also auch nicht über unsere gegenseitige Enthüllung. Wir spielten Football, kochten am Lagerfeuer und machten alles, was man bei einem solchen Camping-Trip so macht.
    Als ich am Abend nach Hause kam, fragte Dad, wie es war. Ich antwortete ihm, dass es ein schöner Ausflug war und ich einen neuen Freund gefunden hatte. Er wollte natürlich genaueres wissen, also erzählte ich ihm von Alex. Dass ich ihm nicht alles erzählte, versteht sich von selbst. Aber ich sagte ihm, dass ich Alex wirklich mochte.
    Am Abend saßen wir gemeinsam im Wohnzimmer und schauten fern. Naja, ich zappte durch die Kanäle und Dad las ein Buch. Ich blieb bei Queer As Folk hängen und sah eine Weile zu. Dad bemerkte zunächst nicht, was im Fernsehen lief, aber er sah genau in dem Moment auf, als sich zwei der Darsteller küssten.
    »Was siehst du da?«, fragte er mich.
    » Queer as Folk .«
    Er zog die Augenbraue hoch. »Stört es dich, dass sich die zwei Männer geküsst haben?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Du weißt schon, was ›schwul‹ bedeutet, oder?«
    »Dad, ich bin vierzehn Jahre alt, nicht vier. Natürlich weiß ich, was das bedeutet«, antwortete ich genervt und verdrehte die Augen.
    »Ich wollte dich mit der Frage nicht kränken, aber mir gefällt dein Ton nicht, junger Mann.«
    »Entschuldige.«
    Dad klappte sein Buch zu und widmete seine Aufmerksamkeit dem Fernseher. Keiner von uns sagte mehr etwas, bis die Folge beendet war. Ich ärgerte mich ein bisschen, weil ich nicht in mein Zimmer gegangen war, um die Serie zu sehen. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich jetzt auch nicht einfach aufstehen und gehen.
    »Über die Serie habe ich vor kurzem etwas im Radio gehört«, sagte Dad nach einer Weile. »Es heißt, dass einige schwule Männer diese Serie als Beleidigung empfinden.«
    Ich sah ihn einen Moment lang an.
    »Warum?«, fragte ich schließlich.
    »Ihrer Meinung nach erweckt die Serie den Anschein, dass sich Schwule nur für Sex, Drogen und Partys interessieren.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich.
    »Ich frage mich, ob Kevin und Rick die Serie schauen«, sagte Dad nachdenklich.
    Kevin und Rick waren unsere Nachbarn und wir waren ziemlich gut mit ihnen befreundet. Rick war ein richtiger Athlet und er erzählte uns einmal, dass er den Ironman Triathlon absolviert und beendet hatte. Wenn er mich in der Einfahrt Basketball spielen sah, kam er meistens zu mir und warf auch ein paar Körbe. Ich wusste, dass Kevin und Rick schwul waren, aber ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht.
    »Sie sind jedenfalls nicht so wie die Männer in der Serie«, sagte ich nach einer Weile.
    »Ich glaube genau das ist der Punkt, den die Kritiker meinen. Die Jungs nebenan lieben sich und machen nicht dauernd Party und bringen jede Nacht einen anderen Kerl mit nach Hause.«
    Ich wusste wieder nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich glaube, es ist Zeit fürs Bett«, sagte Dad schließlich. »Gute Nacht, mein Sohn. Schlaf gut. Ich habe dich lieb.«
    Wir standen beide auf und ich umarmte ihn.
    »Ich habe dich auch lieb, Dad. Bis morgen Früh.«
    Als ich im Bett lag, dachte ich an Alex und wie gerne ich ihn küssen und berühren würde. Ich glaube, ich war ein bisschen verknallt.
     
    Ich sah Alex am Montag und auch am Dienstag nicht in der Schule. Es war nicht ungewöhnlich, da wir uns selten über den Weg liefen. Ich sah ihn höchstens mal beim Mittagessen, aber da war er immer mit ein paar Freunden zusammen. Ich traute mich nicht, einfach hinzugehen und mich dazu zu setzen.
    Am Mittwoch war eine Lehrerkonferenz, deswegen hatten wir bereits um 11:15 Uhr Schulschluss. Ich musste noch einen meiner Lehrer etwas zu einem Biologie-Projekt fragen, deswegen verpasste ich den Schulbus. Es war nicht das erste Mal und es war auch nicht besonders schlimm. Von der Schule bis zu unserem Haus waren es vielleicht 3 Meilen - die waren auch zu Fuß kein Problem. Es war außerdem wirklich schönes Wetter.
    Ich war ein paar
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