Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Autoren: Walter H. Hunt
Vom Netzwerk:
seinem XO begleiten lassen. Das Handbuch der Flottenetikette besagte, er könne zwei weitere Offiziere mitbringen, da Ewing nur einen Dienstgrad über ihm stand, doch da war noch etwas anderes, das die beiden Männer voneinander trennte: der Status des Lord Governor als Adliger, eine Eigenschaft, die auch mancher Offizier im Dienstgrad eines Captains besaß – aber nicht Sergei Torrijos. Sein XO Chandrasekhar Wells, ein ruhiger, zurückhaltender Mann, gebürtig aus Stanton, New India, gut sechs Jahre jünger als er selbst, war für derartige Anlässe die ideale Begleitung. Chan war ein ehrgeiziger Mann, was bei ihm aber nicht zu Lasten der Loyalität seinem Captain gegenüber ging. Außerdem war er vertrauenswürdig, und er verfügte am Hof nicht über mehr Freunde als Sergei selbst – also über keinerlei Freunde, wenn man es präzise ausdrücken wollte. Auf dem Empfang von Lord Governor Ewing konnte Chan als zweites Paar Augen und Ohren für Sergei agieren.
    Sergei und Chan waren zusammen mit Sir Bertram Halvorsen von der Mycenae per Aircar eingetroffen, und sofort mischte sich Chan unter die anderen Gäste, während Sergei und Bert gemeinsam die Gärten und die harten Drinks bewunderten.
    »Das ist schon eine beachtliche Kulisse«, meinte Bert, nahm einen Schluck und sah sich auf dem umschlossenen Binnenhof um. »Diese Governors in den Grenzregionen wissen, wie man sich ein schönes Leben macht.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass der Governor von New Chicago nicht über eine solche Villa verfügt?« New Chicago war eine Oligarchie und wurde seit der ersten Kolonisierung von immer der gleichen Hand voll Familien kontrolliert.
    »Doch, doch, das schon … aber er brauchte Jahre, um sich so etwas aufzubauen. New Chicago ist jetzt weitestgehend besiedelt: Großstädte, Arkologien, Industroplexe … Aber hier macht der Governor, was er will und wie er es will.« Bert hob sein Glas und fügte leise an: »Und erhebt so viel Steuern, wie es ihm beliebt.«
    Sergei verstand, worauf Bert hinauswollte, zuckte aber nur mit den Schultern. »Dem Ewing-Clan gehören drei oder vier Sitze in der Imperialen Versammlung. Er dürfte reich genug sein, um sich das hier leisten zu können.«
    »Und was glauben Sie, wie er so reich geworden ist? Dieser Palast wurde mit öffentlichen Mitteln finanziert, daran gibt es für mich keinen Zweifel.« Nach einigen Sekunden deutete er mit einer Kopfbewegung auf einen der Ecktürme, der durch das Blattwerk des Gartens zu sehen war. »Zugegeben, das Ganze ist ein wenig barock, aber er hat ein gutes Auge, was Architektur angeht.«
    Zu protzig für meinen Geschmack, dachte Sergei, hielt sich aberauch vor Augen, dass er kein Experte für dieses Thema war. Da er seine Meinung lieber nicht zum Besten geben wollte, nahm er einen Schluck von seinem Drink und sah zu Cory DeWitt von der Pembroke, die sich leise mit Terry DeWitt unterhielt, ihrem Ehemann und Chefingenieur.
    Ehe Bert Halvorsen weiterreden konnte, tauchte ihr Gastgeber auf, entdeckte die beiden und kam zu ihnen, um ihnen die Hand zu schütteln – was er eine Spur zu lange machte. »Gentlemen«, sagte er, »ich hoffe, es gefällt Ihnen bei mir.«
    »Sehr sogar, Mylord«, antwortete Sergei prompt, um Bert keine Chance zu leichtfertigen Bemerkungen zu geben. »Captain Halvorsen und ich haben uns soeben über Ihre Residenz unterhalten.«
    »Aber, Captain, ›Mylord‹ ist nun wirklich nicht nötig«, gab Ewing zurück. »Bestimmt nicht in einer so angenehmen Gesellschaft. Was das Haus angeht … nun, Felice und ich haben uns alle erdenkliche Mühe gegeben, es so komfortabel wie möglich zu gestalten.« Er sah zu Sergei. »Sagen Sie, Captain Torrijos … Wie kommt es, dass Sie hier stationiert sind?«
    »Ich glaube, ich hole mir noch ein Glas«, sagte Bert und sah so zwischen Ewing und Sergei hin und her, als sei ihm irgendetwas Unterschwelliges aufgefallen, das Sergei entgangen war. »Wenn die Gentlemen mich entschuldigen würden.« Bevor Sergei ihn aufhalten konnte, hatte Bert sich auch schon zurückgezogen.
    »Ich … nun, die Lancaster hat eben erst eine dreimonatige Reise am Rand des imperialen Raums hinter sich gebracht, Mylo … Sir. Das Geschwader von Commodore McMasters wurde für Friedensaufgaben in den Neuen Territorien der Flotte von Admiral Bryant unterstellt.«
    »Für Ordnung sorgen, die Augen offen halten und so weiter?«
    »Im Großen und Ganzen, Sir. In aller Regel Routineaufgaben, auch wenn es wichtig ist, dass wir hier sind und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher