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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER
Autoren: Sebastian H. Geyer
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Wünsche, da wir weder Pult- noch Flachdach bauen dürfen und uns mit einem Satteldach begnügen müssen.
                Also gut, dann schauen wir uns eben mal unter all den Häusern nach Satteldächern um, die uns gefallen könnten. Schon wenige Meter nach dem Eingang im Fertighauspark bleiben wir stehen und sehen uns das Dach des ersten Fertighauses genauer an. Babsi bringt es auf den Punkt »Das sieht beschissen aus. Wenn ich da nach Hause komm' muss ich erst mal kotzen!« Die darauf folgenden Dächer schaffen es auf unserer zehnteiligen Brechreizskala auch nicht maßgeblich unter neun.
                Jetzt sind wir schon über vierzig Minuten unterwegs und mir gehen die Fäkalvokabel im Bezug auf die ausgestellten Dächer aus. Wenn sich nicht bald ein halbwegs brauchbares Satteldach in unser Blickfeld schiebt, dann seh' ich schwarz. Es ist nicht so leicht ein gefälliges Haus zu finden.
                Vor einem Haus von Rucksberger stehend, erinnere ich mich an voriges Jahr als wir bei diesem Anbieter einen Plan erstellen ließen, der uns gefallen und, unserer Bauklasse entsprechend, genau gepasst hätte. Alleine beim Preis hatte es uns damals dezent aus den Schuhen gehauen. Am Ende wären etwa vierhunderttausend Euro für ein Haus mit knapp hundertzwanzig Quadratmetern Wohnfläche fällig geworden.  Das kommt diesmal nicht in Frage. Wir stecken schon vorher die obere Preisgrenze mit Zweihunderttausend ab.
                »Dieses Haus gefällt mir zwar nicht, aber ich würde mir gerne das Dachgeschoß ansehen um ein Gefühl für die Raumhöhe zu bekommen.« wage ich einen Vorstoß, um wenige Minuten später in einem, für Satteldachmaßstäbe, enorm hohen Badezimmer zu stehen. »Also mit dieser Kniestockhöhe könnte ich mich anfreunden, da kann man sogar bei der Außenwand fast noch aufrecht stehen.« Das sehe ich auch so, genauso wie die gebrauchten Sektgläser am Badewannenrand und die getrockneten Reste von Badeschaum am Wannenboden.
                Es ist uns schon öfter aufgefallen, dass Betten in Musterhäusern benützt waren, obwohl die Häuser nicht bewohnt werden, aber Sekt bei der Badewanne ist uns neu. »Hier wurde wahrscheinlich die Karriere einer Chefsekretärin vom Verkaufsleiter ein wenig angestoßen.« zwinkere ich Babsi zu und lese an der Badezimmerwand den Hinweis 'Achtung! Sanitärobjekte sind nur zu Ausstellungszwecken und nicht angeschlossen. Bitte nicht benützen!'
                Beim Hinausgehen verrät uns der anwesende Verkäufer – ob es wohl der Badewannensekttrinker ist? –, dass dieses Haus Bauklasse zwei sei und es daher für unseren Baugrund zu hoch wäre, also verlassen wir das Etablissement wieder und setzen unseren Rundgang fort.
                Einmal sind wir nun an allen Häusern vorbei gegangen, und Babsi meint, dass das zweite Haus nach dem Eingang eventuell in Frage kommen könnte, wenn die eine oder andere Änderung gemacht würde. Na bitte, dann also nichts wie hin zu dem Haus und rein in die gute Stube.
                Durch eine überdimensionale Türe betreten wir das Musterhaus des, als preislich recht exklusiv bekannten, Hausanbieters Traumraum Haus . Zunächst sehen wir uns ein wenig um. Die Raumaufteilung ist eigentlich ganz brauchbar, und der ausgewiesene Preis lässt uns auf ein leistbares Angebot hoffen.
                Der Verkäufer deutet, während wir im Wohnzimmer auf und ab gehen, unsere Signale richtig und kommt auf uns zu, um uns gleich freundlich zu begrüßen, und an einen großen Esstisch zu bitten. Genau so einen hätte ich auch gerne bei uns im Wohnzimmer, also so einen Tisch natürlich.
                »Mein Name ist Thomas Priwasser, ich bin der Verkaufsleiter von Traumraum Haus. Sprechen wir erst mal über ihre Wünsche.« beginnt er seine Verkäuferbalz. Nichts lieber als das, also legen Babsi und ich los mit all unserem, über fünfzehn Jahre aufgestauten, Wunschpotential.        Nachdem wir eine halbe Stunde über Zimmerbedarf, Heizungsvarianten und, wie könnte es anders sein, die Vorzüge von ganz vielen Gipskartonplatten auf einer Holzriegelkonstruktion reden, geht das Gespräch endlich in Richtung Preis. »Mehr als zweihundert darf das Haus nicht kosten, weil wir sonst wahrscheinlich ein bissl ein Problem mit der Kreditbewilligung bekommen könnten.« versuche ich Herrn Priwasser unsere finanzielle Situation zu
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