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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER
Autoren: Sebastian H. Geyer
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ein, deren Väter am Wochenende grillend im Garten stehen während die Mütter die restlichen Grillvorbereitungen treffen, und sich dezent im Hintergrund halten, um dann ihre Männer rechtzeitig daran zu erinnern das Fleisch vom Griller zu nehmen, bevor es durch eine Feuerbestattung ungenießbar wird. Die Kinder toben im Garten umher und Nachbarn bringen Kuchen zum Kaffee mit, während über die nicht anwesenden Freunde der Nachbarschaft gelästert wird. In der Vorstadt ist die Welt noch in Ordnung, dort wo der Fuchs dem Hasen noch 'Gute Nacht' sagt, bevor er ihn mitsamt seiner Familie verspeist.
                Auf diesen Aufstieg freue ich mich persönlich wirklich, vor allem nachdem mein Schlaf heute Nacht durch unseren Nachbarn unterbrochen wird, der um vier Uhr früh statt einem Kuchen nur einen riesen Rausch mitbringt, und bei uns an der Tür läutet, um mich zu bitten ihm seine Türe aufzusperren. Offensichtlich bringt er unter massivem Alkoholeinfluss seinen Schlüssel nicht mehr dazu eine innige Verbindung mit dem Türschloss einzugehen. So sperre ich ihm die Türe auf, und kann nach mehreren freundlichen Schulterklopfern, und seiner Versicherungeiner seiner Lieblingsnachbarn zu sein '... dasssu einleiwander Nachbar bisssss...' , den Weg zurück ins Bett antreten. Dort haben sich auf meiner Bettseite mittlerweile unsere, ebenfalls durch die Türglocke geweckten Kinder breit gemacht.
                Während Alex sofort weiterschläft, verlangt Emma durch die zehnsekündliche Wiederholung des Wortes 'Flascherl' eine Lieferung ebendieses, gefüllt mit warmer Milch. Was mich dazu motiviert, kurz nach vier das Bett wieder zu verlassen, warme Milch in eine Saugerflasche zu füllen und Emma diese ans Bett zu bringen. Sie öffnet den Mund und dockt an der Trinkflasche an ohne an deren Haltung auch nur zu denken. So sitze ich nun neben dem Bett, halte Emma ihr Fläschchen während sie die Milch trinkt und empfinde mäßige Begeisterung für unsere derzeitige Wohnsituation.
                Es wird also höchste Zeit, endlich ein Haus auf unser Grundstück zu bauen, bevor unsere Kinder in ein Alter kommen, in dem der Garten für sie nur noch dazu dient, sich dort im Sommer ihren Rausch auszuschlafen, bevor sie in der Früh ihren Eltern unter die Augen treten.
                Außerdem sollten wir verhindern,  dass unser Nachbar aus unserem Bauplatz womöglich  noch offiziell eine Deponie für Biomüll macht. Schließlich brachte er die letzten zehn Jahre damit zu, alles was ihm in seinem Garten nicht mehr gefiel bei uns aufzuhäufen. Immerhin wären wir ohne seine Hilfe weder zu dem Wall gekommen der ein Befahren des Grundstücks verhindert noch hätten wir es jemals zu einer derart üppig bewachsenen Schilf- und Distelplantage gebracht.
    Idealer Weise fallen in dem extrem hohen Bewuchs die vielen Exkremente seiner Katzen kaum auf, die sie regelmäßig auf dem Weg über unseren Baugrund hinterlassen. Bei meiner letzten Begehung des Grundstücks war ich mir nicht sicher, ob der klebrige braune Matsch an den Sohlen meiner Schuhe wirklich Erde gewesen war. Schließlich hatte es zu diesem Zeitpunkt schon länger nicht geregnet, und soweit ich weiß liegt das Fleckchen Erde nicht im Sumpfgebiet.

Das Fertighaus
                Babsi und ich nützen also den heutigen, ungewöhnlich warmen Märztag um abermals eine Tour durch unseren Lieblings-Fertighauspark zu drehen. Diesmal mit dem Vorsatz es wirklich angehen zu wollen. Dazu brachten wir gestern noch unsere Wünsche und Anforderungen zu Papier, um mit den freundlichen Verkäufern der Fertighausfirmen Klartext reden zu können.
                Apropos Wünsche und Anforderungen. Diese haben sich im Laufe der letzten Jahre massiv verändert. Nicht wegen geänderter Ansprüche oder eines altersbedingten gewandeltem Geschmacks unsererseits, sondern weil die Bauvorschriften und Auflagen unseres Grundstücks eine Bebauung wie wir sie uns vorstellen nicht zulassen. Auch erreichten wir die angestrebte Größe des Baugrundes nicht so ganz. Er ist viel mehr eher halb so groß wie wir uns das ursprünglich erträumten. Das mag hauptsächlich daran liegen, dass ja der Euro auch nur in etwa die Hälfte des Wertes, von dessen Vorgänger in unserer Geldtasche besitzt. Nachdem wir uns von der Hälfte unserer Traumgröße verabschiedet hatten, schickten wir unsere erträumte Dachform gleich mit in das Niemandsland der unerfüllten
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