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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER
Autoren: Sebastian H. Geyer
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die enorme Gästezahl aufnehmen könnte. Bedingt durch die Tischlänge musste dann wiederum das Wohnzimmer im Gedanken vergrößert werden, was seinerseits zu einem Wachstum des Obergeschoßes führte. Kleine Ursache große Wirkung kann ich da nur sagen.
                Unnötig zu erwähnen, dass es unwahrscheinlich gewesen wäre ein uns entsprechendes Haus in einer Reihenhaussiedlung zu finden. Selbst Doppelhäuser würden unseren Platzbedarf kaum decken können. Auch nicht, wenn wir die Trennwände zwischen den Häusern einreißen würden. So mussten wir unsere Suche dort beginnen, wo die meisten anderen Bausüchtigen ihre Sucht befriedigen, in einem Fertighauspark.
                Wir verbrachten viel Freizeit in einem der größten Fertighausparks Europas, in der ' Blauen Lagune' nahe Wiens. Schließlich machte es nicht viel Unterschied ob man durch einen hübsch angelegten Schlosspark, oder eine akkurat geplante Fertighaussiedlung spazierte. Mal abgesehen von der Möglichkeit sich viele Anregungen vor und in den Häusern zu holen, und der viel geringeren Touristenzahl.
                Eines wurde uns beim regelmäßigen Schlendern durch das Häusermeer schnell klar. 'Es gibt wohl nichts Hässlicheres als ein Satteldach. So etwas kommt uns nicht in die Tüte!' Diese Meinung vertraten die Fertighaushersteller wohl ebenso, denn der Fertighauspark war innerhalb weniger Monate überschwemmt mit Flach- und Pultdachhäusern, die mit ihren großen Fassadenflächen stattlich und begehrenswert auf uns wirkten. Ja, eindeutig. So eines sollte es einmal werden, sobald wir das passende Grundstück gefunden hätten.
                In den ersten Monaten wurden wir bei unseren Spaziergängen und den Hausbesichtigungen noch von den Verkäufern angesprochen. Nach einiger Zeit hatten die jedoch herausgefunden, dass wir noch nicht kaufwillig waren. – Entweder hatten wir eine ablehnende Ausstrahlung, oder sie konnten unsere Körperhaltung deuten, denn da wir noch keinen Kredit aufgenommen hatten, standen wir, ohne der Schuldenlast auf den Schultern, noch aufrecht vor ihnen und krochen nicht auf dem Zahnfleisch durch die Musterhäuser.
                Unser Unwillen zum Kauf lag damals vor allem an dem noch nicht vorhandenen Grundstück, was für so manchen Verkäufer kein Problem dargestellt hätte. Schließlich könnten wir das Haus ja mal kaufen, und hätten dann immer noch bis zu sechs Monate Zeit ein passendes Grundstück zu finden. Ein wirklich großzügiges Angebot, welches wir allerdings stets ablehnten.
    Ich konnte mir allerdings einige reizvollere Dinge vorstellen als ein Fertigteilhaus an meine Wohnadresse geliefert zu bekommen, wenn wir bis zum Tag der Lieferung kein passendes Grundstück gefunden hätten. »Grüssi Herr Hechter, wir haben da ein Packerl für sie. Die Lieferung besteht aus mehreren Teilen und is a bissl schwerer, aber sie wissen eh, wir liefern nur frei Bordsteinkannte!« - »Ja danke, stell'n sie's einfach am Gehsteig ab, ich trag das Haus dann später selbst rein.«
                Nach etwa einem halben Jahr kannten uns die meisten Verkäufer schon, und machten einen großen Bogen um uns. So konnten wir uns endlich in Ruhe umsehen, und entsprechende Ideen für unser Traumhaus sammeln, ohne uns über die Vorzüge von fünf Schichten Gipskarton in Kombination mit einer nahezu wahnwitzig dicken Dämmung von acht Zentimeter Styropor belehren lassen zu müssen.
                So vergingen die ersten drei gemeinsamen Jahre mit Babsi ohne Fortschritte in Punkto Hausbau oder Hauskauf. Nicht dass wir nicht gesucht hätten, aber es fand sich einfach nicht das richtige Objekt oder Grundstück bei dem wir auf Anhieb gesagt hätten 'Das ist es!'.
                Die Zeit verrann so schnell, dass wir, um unsere Bausucht ausleben zu können, sogar auf Ersatzdrogen zurückgreifen mussten um nicht komplett leer auszugehen. Als erstes Projekt kam der Umbau einer Wohnung mit siebzig Quadratmetern, bestehend aus Schlafzimmer, Wohnzimmer, einer Wohnküche und nebst Vorraum einem kleinen Badezimmer mit stattlichen drei Quadratmetern Fläche. Diese Wohnung konnten wir richtig nett herrichten, obwohl wir eigentlich kaum dazu kamen selbst Hand anzulegen.
                Nachdem wir bereits vier Jahre in der neuen Wohnung lebten kam endlich wieder Schwung in unsere Häuslbauerambitionen, als wir feststellten, dass offensichtlich nur die unverkäuflichen
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