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BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

Titel: BattleTech 47: Die Spitze des Dolches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gressman
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gelangt und hatte den Tatort in allen Einzelheiten abgefilmt, bevor er von den Beamten zurück auf die Straße gedrängt worden war. Rush war ein alter Hase im Nachrichtengeschäft, aber nach dem Anblick des Massakers, das sich im Schlafzimmer der Markotans abgespielt hatte, hatte sich ein erkennbarer Grünstich über sein charakterlos gutaussehendes Gesicht gelegt. Shao konnte sich gut vorstellen, dass der Anblick der in ihren Betten abgeschlachteten Familie des Professors auf ganz Milos dieselbe Wirkung zeitigte.
    Auf Shao machte die blutrünstige Szene nicht den geringsten Eindruck. In seiner Laufbahn bei den Todeskommandos hatte er weit Schlimmeres gesehen und selbst getan, aber seine Opfer waren Krieger, Dissidenten und Verräter gewesen, keine hilflosen Säuglinge. Wieder spürte er die Wut in seinen Eingeweiden aufbrodeln. Er war nicht über die Morde verärgert. Die hatte er ja selbst angeordnet. Was ihn aufbrachte, war die öffentliche und sensationslüsterne Manier, in der sie stattgefunden hatten.
    Im kleinen Badezimmer seines Quartiers erstarb das Geräusch fließenden Wassers. Sekunden später näherten sich weiche Schritte über den teppichbedeckten Boden. Shao drehte sich nicht um, als eine lange, schlanke Hand sich leicht auf seine Schulter legte.
    »Hast du das gesehen?«, fragte er mit leicht verärgertem Ton. »Wir wollten an Markotan ein Exempel statuieren. Jetzt wird die Presse ihn zu einem Märtyrer hochspielen.«
    Er erhielt keine Antwort. Mit einem frustrierten Zischen hieb er den Finger auf die Tasten des Tischvisiphons, wobei er trotz seiner Verärgerung sorgfältig darauf achtete, die Kamera abzuschalten.
    »Basara«, meldete sich sein Gesprächspartner. »Claus, haben Sie die Nachrichten gesehen?« »Ja, Herr. Ich wollte Sie gerade angerufen. Darf
    ich davon ausgehen, dass dieser Tod befohlen war?« »Ja«, erwiderte Shao. »Wie können wir das um
drehen? Können wir diese Angelegenheit so wenden,
dass es sich zu unseren Gunsten entwickelt?« »Mit dem ältesten Trick, den es gibt«, antwortete
Basara ohne zu zögern. Shao erhielt den Eindruck,
dass der Chef seines Maskirovkateams sich von dem
Augenblick an Gedanken über diese Frage gemacht
hatte, in dem er den Nachrichtenfilm gesehen hatte.
»Wir lassen durchsickern, Markotan wäre in Wahrheit einer unserer Leute gewesen, der doppeltes Spiel
mit den davionistischen Verfechtern der Paktunabhängigkeitsbewegung getrieben hat. Wir deuten an,
dass er kurz davor stand, die Anführer der örtlichen Rebellenzellen den Behörden zu übergeben, dass die Rebellen davon erfahren und ihn umgebracht haben. Der ›Vergeltung‹-Schriftzug auf der Wand passt in
diese Geschichte.«
»In Ordnung, Claus. Fangen Sie an«, befahl Shao.
»Melden Sie sich wieder, sobald die Nachrichtenagenturen unsere Seite der Geschichte geschluckt
haben.« Sein Tonfall ließ keinen Raum für Zweifel
daran, dass der Maskirovkaoffizier die Medien davon
überzeugen konnte, die offizielle Version des Geschehens als die Wahrheit zu akzeptieren.
Shao schaltete das Visiphon ab und drehte sich
endlich zu der Frau hinter ihm um.
Nur mit einem Badetuch bekleidet wirkte Nessa
Ament dünner als in ihrer üblichen bunt zusammengewürfelten Kombination aus Zivil- und Militärkleidung. Shaos Blick fiel auf die lange, unregelmäßige
Narbe, die sich über ihre Kehle und fast die gesamte
rechte Schulter zog. Er hatte sie schon häufig genug
gesehen, aber irgendwie verlor die Linie aus aufgequollenem, verwachsenem Gewebe nichts von der
Faszination, die sie auf ihn ausübte. Als er die Narbe
zum ersten Mal gesehen hatte, war er davon ausgegangen, sie sei das Ergebnis eines verzweifelten
Kampfes gegen einen Feind des capellanischen Staates. Als er später erfahren hatte, dass die entstellende
Verletzung nichts weiter als das Ergebnis eines Verkehrsunfalls in Nessas Kindheit war, hatte ihn diese
prosaische Erklärung schwer getroffen.
Ament bemerkte seinen Blick und drehte sich hastig weg. Sie war irrational sensibel, was ihre Narbe
betraf. In einer schnellen Bewegung hob sie einen
grauen Baumwollschal vom ungemachten Bett und
legte ihn um. Selbst in der größten Hitze trug sie einen Schal oder eine Uniformjacke mit Stehkragen. »Nessa«, erklärte Shao tonlos. »Ich hatte gehofft,
du würdest deinen Auftrag etwas unauffälliger ausführen.«
»Ich war unauffällig«, stellte sie leise fest. »Niemand hat mich das Haus des Verräters betreten sehen. Niemand sah mich, als ich es verließ. Ich

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