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BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

Titel: BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
Autoren: Thomas Gressman
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öffentlich das Wort. Wenn er es allerdings tut, triefen seine Worte geradezu vor Hass auf die Konföderation und insbesondere den Kanzler. Alle freundlichen Versuche, ihn zu einer Änderung seiner Ansichten zu bewegen, sind gescheitert. Darüber hinaus gibt es Gerüchte, ziemlich handfeste Gerüchte sogar, der Doktor lasse anticapellanischen Partisanen Unterstützung zukommen.«
    Shao setzte sich in den kurz zuvor von Christobal aufgegebenen Sessel. Er lehnte sich etwas zurück, legte die Fingerspitzen aufeinander und schloss die Augen. Mehrere Minuten blieb er reglos so sitzen.
    »Nessa?«, sagte er dann leise, ohne die Augen zu öffnen.
Die Blondine drehte sich wortlos zu ihm um und sah ihn aus leeren Augen an. Einen Moment lang schien ihr eisig-starrer Blick sanfter zu werden. Er bemerkte es und sprach weiter.
»Ich halte Doktor Rawley Markotan für eine akute und offensichtliche Gefahr für den capellanischen Staat, die einen Einsatz deiner besonderen Talente gerechtfertigt erscheinen lässt. Hier bietet sich uns eine günstige Gelegenheit, ein Exempel für all jene Milosier zu statuieren, die durch sein verräterisches und wagemutiges Auftreten ermutigt werden könnten.«
»Ja«, antwortete die Frau leise. Ohne dass sie und Shao ein weiteres Wort oder irgendeine Geste gewechselt hätten, nickte sie ihrem Kommandeur zu, nahm den schweren Metallkoffer und huschte lautlos davon.
»Uhhuahh.« Basara schüttelte sich, als die Türen sich hinter ihr schlossen. »Es hindert mich nichts, es offen einzugestehen, Zhong-shao. Diese Frau macht mir Angst.«
»Claus«, erklärte Shao tadelnd. »Sie haben absolut keinen Grund, vor Nessa Ament Angst zu haben. Sie stellt keinerlei Gefahr für Sie, mich oder irgendeinen anderen loyalen Bürger der Konföderation Capella dar.« Shao setzte sich auf und öffnete die Augen. Sein Blick fixierte das Gesicht seines Untergebenen. »Nur diejenigen, die gegen unseren rechtmäßigen Herrscher, Sun-Tzu Liao, und seine weise Politik arbeiten, haben allen Grund, sich zu fürchten.«

4
Touchstone, Milos
Xin-Sheng-Kommunalität, Konföderation Capella
     
3. September 3061
    Grauer Nebel stieg, wie Dampf über einem brodelnden Kochtopf, von der gepflegten Rasenfläche auf. Aus dem fast den ganzen Tag über Touchstone niedergegangenen Regen war ein dünnes, kümmerliches Nieseln geworden, das bis lange nach Sonnenuntergang anhielt. Erst gegen Mitternacht war es schließlich auch erstorben. Stattdessen stieg Nebel auf, ein nasser Dunst, der durch Kleider und Haut zu dringen schien und Leib und Seele zum Frösteln brachte.
    Nessa Ament bemerkte weder die Nässe noch die Kälte. Sie saß stumm und reglos im tiefschwarzen Schatten eines von Efeu überwucherten steinernen Torbogens, der das Universitätsgelände Touchstones vom Rest der planetaren Hauptstadt trennte. Der Nebel legte sich auf die Schultern des schwarzen, mit einer Kapuze ausgestatteten Trainingsanzugs, gegen den sie Uniformjacke und Jeans ausgetauscht hatte. Ihre Haare klebten platt am Schädel und feine Wassertropfen sammelten sich auf ihrem Gesicht und den behandschuhten Händen. Hätte sie jemand dort gesehen, wäre ihm Nessa Ament vermutlich wie ein Geist erschienen, ein hageres, hungriges Gespenst, geboren aus Nebel und Nässe und dem Unbehagen der Nacht.
    Typisch, teilte sie in Gedanken dem nächtlichen Nebel mit. Diese Akademiker schirmen sich vor der Bevölkerung ab, der ihre Schulen eigentlich dienen sollen. Sie verstecken sich hinter Ziegeln und Mörtel und Efeuranken und machen sich vor, dass die reale Welt nicht existiert, oder wenn doch, dann nur, um die sogenannten großen Denker in ihren Elfenbeintürmen zu unterstützen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Aber heute Nacht stattet ihnen die reale Welt einen Besuch ab.
    Mit geschmeidiger Bewegung erhob sie sich von ihrem Laubnest und lief schnellen Schritts über den nebelverhangenen Rasen. Die lyranischen Stiefel an ihren Füßen hinterließen kaum einen Abdruck in der weichen Erde. Das Haus, das sie geduldig beobachtet hatte, seit sie Doktor Rawley Markotan nach Hause gefolgt war, lag seit Stunden im Dunkeln. In einem entfernten Winkel ihres Geistes regte sich der Gedanke, das große, weißgetünchte Gebäude sehe aus, als könne es das Zuhause einer glücklichen Familie sein. Sie erstickte den Gedanken, bevor er Gestalt annehmen konnte. Der Mann, der in dem großen weißen Haus wohnte, war ein Feind des capellanischen Staates. Die provisorische planetare Regierung
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