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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand
Autoren: Jonathan Stroud
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Soweit ich mich erinnere, habe ich dir mehr als einmal das Leben gerettet, Lovelace ist tot, und du bist besser dran als vorher, jedenfalls bist du selber dieser Meinung. Und deshalb ist es nun an der Zeit, dass du dein Versprechen einlöst und mich entlässt, Nathanael.«
    Er schwieg. »Stimmt«, sagte er schließlich. »Du hast mir geholfen… Du hast mir das Leben gerettet…«
    »Zu meiner ewigen Schande.«
    »Und ich bin…« Er verstummte.
    »Beschämt?«
    »Nein.«
    »Hocherfreut?«
    »Nein.«
    »Ein klitzekleines bisschen dankbar?«
    Er holte Luft. »Ja, ich bin dir dankbar. Aber das ändert nichts daran, dass du weißt, wie ich mit Geburtsnamen heiße.«
    Es war höchste Zeit, diese Sache ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Ich war müde und nach neun anstrengenden Tagen in der irdischen Welt schmerzte meine Substanz. Ich musste dringend los. »Richtig. Ich weiß, wie du heißt, und du weißt, wie ich heiße. Du kannst mich beschwören und ich kann dir schaden. Damit wären wir quitt. Aber wem sollte ich am Anderen Ort deinen Geburtsnamen verraten? Niemandem. Du solltest mich schon in deinem eigenen Interesse dorthin zurückschicken. Wenn wir beide Glück haben, beschwört mich zeit deines Lebens ohnehin niemand mehr, und wenn doch…« Ich machte eine kleine Pause und seufzte tief, »dann verspreche ich dir, dass ich ihm deinen Geburtsnamen nicht verrate.«
    Er sagte nichts. »Hättest du’s gern ganz offiziell?«, rief ich ungehalten. »Vielleicht so: ›Sollte ich diesen Schwur jemals brechen, so möge mich eine Kamelherde zertrampeln und meine Überreste sollen in alle Winde verstreut werden‹? 129
( Ein alter ägyptischer Schwur. Überleg dir gut, bevor du ihn aussprichst – er erfüllt sich immer. )
Fairer geht’s nun wirklich nicht mehr!«
    Er zögerte. Er war kurz davor nachzugeben. »Ich weiß nicht…«, murmelte er. »Du bist ein Dä… ein Dschinn. Schwüre sind für dich Schall und Rauch.«
    »Da musst du mich mit einem Zauberer verwechseln! Aber von mir aus…«– ich trat wütend ein paar Schritte zurück. »Wie wär’s damit: Wenn du mich nicht auf der Stelle entlässt, gehe ich schnurstracks nach unten und erzähle deiner lieben Miss Whitwell haarklein, was tatsächlich vorgefallen ist. Es interessiert sie bestimmt, mich in meiner wahren Gestalt zu sehen.«
    Er biss sich auf die Unterlippe und streckte die Hand nach seinem Buch aus. »Ich könnte…«
    »Du könntest alles Mögliche«, bestätigte ich. »Das ist ja dein Problem. Du bist schlauer, als für dich gut ist. Es ist eine Menge passiert, bloß weil du zu schlau warst, die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Du wolltest dich rächen, du hast einen vortrefflichen Dschinn beschworen, du hast das Amulett gestohlen, du hast andere dafür bezahlen lassen. Du hast alles durchgesetzt, was du wolltest, und mich gezwungen, dir dabei zu helfen. Und schlau, wie du bist, fällt dir bestimmt über kurz oder lang etwas Neues ein, um mich zu versklaven, aber vorher verklickere ich deiner neuen Meisterin die Wahrheit über das Amulett, Underwood und meine Person, und zwar jetzt sofort.«
    »Sofort?«, fragte er ruhig.
    »Sofort.«
    »Dann landest du in der Dose.«
    »Pech für uns beide.«
    Vielleicht zum ersten Mal sahen wir einander offen in die Augen. Dann seufzte der Junge und sah weg.
    »Lass mich frei, John«, wiederholte ich. »Ich habe genug für dich getan. Ich bin müde. Und du auch.«
    Bei dieser Bemerkung huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Ich bin nicht müde«, erwiderte er. »Ich habe noch viel vor.«
    Ich nickte. »Ich weiß. Der Widerstand… die Verschwörer… Du brauchst auf jeden Fall Unterstützung, wenn du sie fassen willst. Denk bloß an die ganzen anderen Dschinn, die du noch beschwören musst, wenn du deine steile Karriere startest. Die haben zwar nicht ganz meine Klasse, aber dafür haben sie vielleicht nicht so ein freches Mundwerk.«
    Damit musste ich irgendetwas in ihm angerührt haben. »Na schön, Bartimäus«, murmelte er endlich. »Du hast gewonnen. Aber ich muss erst einen Kreis malen.«
    »Kein Problem!« Ich war die Zuvorkommenheit in Person. »Ich kann dich dabei gern ein wenig unterhalten! Was magst du am liebsten? Ich könnte wie eine Nachtigall tirilieren, Sphärenklänge herbeibeschwören, alle möglichen Wohlgerüche verströmen lassen… Wahrscheinlich könnte ich sogar ein bisschen jonglieren, wenn das eher dein Ding ist.«
    »Danke für das Angebot, aber das ist alles nicht
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