Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck
Autoren: Hakan Nesser
Vom Netzwerk:
dort. Was zum Teufel soll das denn heißen? Sie waren doch gestern erst hier, haben Sie das auch vergessen?«
    »...«
    »Hallo?«
    Ich zögerte ein paar Sekunden, dann hängte ich den Hörer in die Gabel.
    Mir war klar, dass auch Piirs ein abgeschlossenes Kapitel war.
     
    Als ich wieder auf den Marktplatz hinauskam, ereignete sich etwas, von dem ich nicht so recht weiß, wie ich es deuten soll.
    Besser gesagt ereignete sich gar nichts, obwohl es das hätte tun sollen. Ich lief Friedendorff direkt in die Arme, meinem Kollegen, von dem ich bereits im Zusammenhang mit den schwarzen Trikots berichtet habe. Direkt vor Millers Antiquariat wären wir fast zusammengestoßen.
    »Hallo«, sagte ich. »Freier Nachmittag?«
    Er schaute mich verwundert an, als wäre er plötzlich aufgewacht und könnte sich nicht daran erinnern, wo er war. Dann schüttelte er den Kopf und setzte seinen Weg fort.
    Ohne ein Wort.
    Nein, das kann ich nicht deuten. Sicher, ich habe die Bartstoppeln von ein paar Tagen, aber trotzdem ...
     
    Nachdem ich kontrolliert hatte, dass Mima zur Arbeit war, traute ich mich nach Hause. Lief schnell in mein Zimmer und schnappte mir die Kleidung, die Platz in der Tasche fand, das war nicht sehr viel. Ich klebte meine bereits geschriebene Mitteilung an den Computerschirm, gratulierte mir zu dem Entschluss, sie vorher schon zu schreiben. Ich wäre kaum in der Lage gewesen, sie so ad hoc zu formulieren.
    Dann verließ ich die Wohnung, so schnell ich konnte. Die Unruhe pochte quälend in mir, und am allerwenigsten wollte ich jemandem begegnen. Draußen auf der Straße überlegte ich eine Weile, ob ich in die Bibliothek gehen und nach der »Psychiatrischen Zeitschrift« suchen sollte, ließ es dann aber bleiben. Das Ganze erschien mir inzwischen ziemlich sinnlos.  ... je längere Zeit ich hier in der Stadt verbrachte, umso sinnloser erschienen mir meine Anstrengungen.
    Umso aussichtsloser mein Kampf.
    Gleichzeitig wusste ich natürlich, dass ich in dieser Verfassung Opfer zufälliger Stimmungen war, dass eine plötzliche Schwäche in keiner Weise etwas mit dem Ausgang zu tun haben durfte ... dass ich nach ein paar Tagen Ruhe bereit sein würde, das zu vollenden, was ich mir auferlegt hatte. Die wichtigste Sache des Tages, das Besorgen der Waffe, hatte ich schließlich auch ohne großes Federlesen erledigt.
    Also gab es eine Hoffnung jenseits der weiter existierenden Diktatur.
    Erneut versorgte ich mich bei Clauson & Clauson. Mit meinem üblichen Vorrat plus einer Flasche Cognac zusätzlich, und als ich den Bus erreichte und er sich endlich in Bewegung setzte, konnte ich mich zumindest beruhigt im Sitz zurücklehnen und konstatieren, dass ich keinerlei anstrengende Planungen mehr vor mir hatte, mit denen ich meine Kräfte vergeuden würde.
    Keine weiteren Ablenkungen.
    Nur noch die endgültige Lösung.

    31

    Vorbereitungen

    Der Nebel stieg von dem öden Land auf. Es mochte kaum später als neun sein. Ausnahmsweise war ich einmal früh aufgewacht, hatte meinen Rucksack gepackt und mich auf den Weg gemacht, noch während die Dunkelheit unter den Bäumen lag. War den sich hinaufwindenden Weg entlanggewandert, durch den schlafenden Wald.
    Auf einem der Ziegelsteine mitten auf der Lichtung packte ich aus: Pistole, Magazin, Munition ... Cognac, Zigaretten, Streichhölzer. Ich wartete eine Weile, bis der Himmel langsam heller wurde. Im Osten war die Sonne dabei aufzugehen, nicht mehr lange, dann würde sie über die Baumwipfel klettern und die Lichtverhältnisse ändern. Der Tag würde ziemlich warm werden, daran bestand kein Zweifel, sicher war die Temperatur bereits auf einige Grade über Null gestiegen. Ich hängte meine Jacke über einen Birkenschössling, der lange Fußmarsch war noch im Körper zu spüren. Ich schob die Mütze in den Nacken und zündete mir eine Zigarette an.
    Wog die Waffe abschätzend in meiner Hand. Ein ziemlich schweres Teil, siebenhundert, achthundert Gramm wahrscheinlich. . . zwei Magazine, jedes enthielt sechs Schuss ... dreißig Patronen in der flachen Blechschachtel ... geladen wurde sie natürlich noch schwerer.
    Ich drückte die Zigarette aus. Trank einen Schluck Cognac. Das volle Magazin laden, hatte er gesagt. Das Gehäuse ein bisschen schütteln ... die Waffe mit beiden Händen halten, die Linke als Stütze ums rechte Handgelenk ... breitbeinig dastehen. . . den Mund öffnen ... auf den Rückschlag gefasst sein ...
    Der Knall war ohrenbetäubend. Das Echo rollte über den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher