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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck
Autoren: Hakan Nesser
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haben?«
    »Ja, ich kann mich an nichts erinnern.«
    Jetzt war sein Zögern deutlich zu hören.
    »Sind Sie das wirklich?«
    »Natürlich bin ich es! Was wollen Sie haben? Meine Personenkennziffer?«
    »Ja, bitte.«
    Ich leierte sie herunter. Er hustete etwas peinlich berührt.
    »Entschuldigen Sie. Wir ... wir haben über alles Mögliche gesprochen, in erster Linie natürlich über Ihren Traum. Aber ich glaube nicht, dass hier am Telefon der richtige Platz ist, um das zu besprechen ...«
    »Wovon handelte der Traum?«
    »Daran erinnern Sie sich auch nicht mehr?«
    »Nein.«
    »Herr Studienrat Marr, darf ich darum bitten, dass wir dieses Gespräch verschieben, bis Sie die Möglichkeit haben, in meine Praxis zu kommen? Wie lange wollen Sie denn noch fort bleiben?«
    »Das weiß ich nicht. Ein paar Wochen auf jeden Fall ... einen Monat. Aber vielleicht komme ich ja dazwischen mal in die Stadt ... tagsüber jedenfalls.«
    »Wo halten Sie sich auf?«
    »Das hat keine Bedeutung. Können Sie mir nicht wenigstens einen Tipp hinsichtlich des Traums geben? Ich denke, das könnte gerade im Augenblick für mich sehr wichtig sein.«
    Wieder zögerte er.
    »Haben Sie noch andere Träume gehabt?«
    »Ja.«
    »Na gut. Es handelte sich ... um einen Bruder von Ihnen.«
    »Ich verstehe.«
    »Gut. Lassen Sie von sich hören, sobald Sie zurück sind. Sie brauchen keinen Termin zu machen. Kommen Sie einfach so vorbei.«
    Ich bedankte mich, und wir beendeten das Gespräch.
     
    Ich wählte die nächste Nummer.
    »Hallo?«
    »Ich möchte Joachim Braas sprechen.«
    »Der wohnt hier nicht mehr.«
    »Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?«
    »Wahrscheinlich über seine Mutter ...«
    »Haben Sie ihre Nummer?«
    »Nein, aber die steht bestimmt im Telefonbuch.«
    »Frau Braas?«
    »Ja, verdammt, wie soll sie denn sonst heißen?«
    Ich seufzte und legte auf.
     
    »Verner.«
    »Verner Maasleitner?«
    »Ja.«
    »Kann ich offen mit Ihnen reden?«
    »Warten Sie ... ja ...«
    Ich kann nicht behaupten, dass ich seine Stimme wiedererkannte. Möglicherweise war etwas Bekanntes in ihr, aber mehr auch nicht. Schließlich ist es aber auch fünfzehn Jahre her, seit ich ihn loswurde.
    »Tut mir Leid, aber ich muss anonym bleiben. Ich habe Ihre Nummer von einem guten Freund gekriegt. Ich habe versprochen, seinen Namen nicht zu verraten. Verstehen Sie?«
    »Nein. Reden Sie weiter!«
    »Die Sache ist die, dass ich eine Waffe brauche. Ich bin bereit, gut dafür zu zahlen ... ist das was für Sie?«
    »Könnte schon sein.«
    »Können Sie mir helfen?«
    »Das weiß man nie.«
    »Ich habe solche Transaktionen noch nie gemacht ...«
    »Wofür brauchen Sie sie?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen. Glauben Sie, dass Sie mir helfen können?«
    »Schon möglich. Aber das kostet einiges.«
    »Ich bezahle, was es kostet. Wie gehen wir vor?«
    Ich hörte, wie er sich eine Zigarette anzündete.
    »Haben Sie es eilig?«
    Ich zögerte.
    »Ich will sie auf jeden Fall in den nächsten zehn Tagen haben.«
    »Kein Problem. Ich muss mich nur auf Sie verlassen können. . . wollen Sie jemanden töten?«
    »Die Frage will ich nicht beantworten.«
    »Aber Sie wollen jedenfalls eine Waffe haben, die dazu taugt, jemanden zu töten?«
    »Ja.«
    Ich hörte, wie er rauchte. Hörte jemanden in das Zimmer kommen, in dem er sich befand. Hörte ihn den Betreffenden bitten, wieder hinauszugehen und die Tür hinter sich zuzumachen. Er räusperte sich.
    »Ich vermittle nur den Kontakt. Werde dann nichts mehr damit zu tun haben. Kapiert?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie mir einen Umschlag mit dreihundert Gulden schicken, dann können Sie mich in drei, vier Tagen anrufen ... wenn ich es erledigt habe ... und dann verabreden wir ein Treffen. Okay?«
    »Okay. Und woher weiß ich, dass Sie mich nicht reinlegen?«
    »Das können Sie nicht wissen.«
    »Ich verstehe.«
    Er nannte eine Straße und Postleitzahl im Deijkstraaviertel. Ich notierte sie mir und versprach zu tun, wie er gesagt hatte. Schließlich rief ich im Elementar an. Musste ziemlich lange warten, wie immer wollte man den Lehrer nicht holen, aber ich blieb hartnäckig.
    »Sie haben noch eine Chance, sich zurückzuziehen, Herr Studienrat Marr«, sagte ich, als er endlich am Apparat war.
    »Wer ist da?«
    »Aber es ist die letzte. Hören Sie?«
    »Die letzte was?«
    »Warnung.«
    »Was zum Teufel ...«
    Die Empörung war nicht zu überhören. Ich war bestimmt kurz davor, die Fassung zu verlieren. Normalerweise würde ich niemals
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