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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Autoren: Gisbert Haefs
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Stunden nach Sonnenaufgang kamen sie zur Stadt. Diesseits der Katarakte hatte der Huagilera ein weites Tal zum See gemacht; Golgit nahm den größten Teil des Westufers und der Berghänge ein. Mehrere Seilbahnen, getrieben von großen Schwungrädern, in denen P’aodhus stumpfsinnig vor sich hintrotteten, verbanden die Unterstadt mit dem neueren Viertel der Wohlhabenden, das auf einem Plateau lag.
    »Wie viele Einwohner hat das Labyrinth hier?« Bogai bestaunte eine Gruppe von Shil in grellrosa Gewändern. Die dunkle Olivhaut der Gesichter war mit komplizierten, ebenfalls grellrosafarbenen Mustern bemalt. Die Gruppe ging fast im Gleichschritt, bahnte sich einen Weg durch das Gewimmel in den engen Kopfsteingassen und reagierte weder durch Gesten noch durch eine Regung der versteinerten Mienen auf die Umgebung. »Und was sind das für Leute?«
    Barakuda hob die Achseln. »Ich schätze, Golgit hat etwa hunderttausend Einwohner, aber im Moment sind viele Besucher aus dem Umland hier. Und die kann ich nicht einordnen. Talsilaq, diese grellrosa Gruppe da vorn, kennst du sie?«
    Der Muli wiegte den Kopf. »Kennen ist zuviel gesagt. Ich habe von ihnen gehört. Sie wohnen in einem fast unzugänglichen Nebental, weiter im Süden.« Den Gerüchten zufolge hielten die Bewohner des Tals alles Menschliche, repräsentiert durch die (Haut-)Farbe Oliv, für minderwertig und verehrten statt dessen die »Gegenfarbe« Rosa. Sie hatten rosafarbene Häuser, zogen rosafarbene Pflanzen, merzten alle Grüntöne in ihrem Tal aus und hatten es sogar geschafft, aus den braungrünen, zottigen P’aodhus eine rosa Büffelrasse zu züchten.
     
    Die meisten Häuser von Golgit bestanden aus Basaltfundamenten, einem steinernen Erdgeschoß und weiteren Stockwerken aus Holz und Lehmziegeln. Auf dem Plateau blitzten weiße Gebäude in der Morgensonne; ein mit stinkenden Algen beladener Karren rumpelte aus einer Nebengasse zum Marktplatz.
    »Ein Leckerbissen«, behauptete Talsilaq. »Am Seeufer gibt es gläserne Unterwassergärten, in denen das Zeug gezogen wird, amthi’stai . – Ich glaube, das hier ist der beste Platz.«
    Der Markt lag zu Füßen der Felswand, auf der sich die Paläste erhoben. Der Hauptzugang zum Marktplatz war leicht zu überblicken und mühelos abzusperren.
    »Hier könnte man gut einen Impfpaß einrichten«, sagte Töröcsik. Er schüttelte den Kopf und kicherte. »Das war nicht beabsichtigt. Ist aber ein gutes Wort.«
    Barakuda bat um Geduld. Er ließ die anderen mit den Robots zurück und ging zum Gebäude der Zünfte, wo er ein kurzes Gespräch mit einigen alten Frauen führte, die er noch aus seiner Amtszeit kannte. Sie billigten seine Vorschläge, wenn auch keine Fälle von Explosiver Beulenpest aufgetreten seien, wie sie versicherten. Dante nahm es erleichtert zur Kenntnis.
    Tunga und Talsilaq schafften Tische herbei, mit denen der Durchgang bis auf einen engen »Paß« blockiert wurde. Bogai und Toröcsik aktivierten die Medikrobots. Zwei der Zunftfrauen stellten sich neben die Tische, um im Fall von Mißmutsäußerungen angehaltener Shil Erklärungen abzugeben. Das Verfahren war einfach und schnell durchführbar: Alle Passanten wurden gebeten, die Oberarme zu ent blößen. Wer eine Impfnarbe hatte, konnte sofort weiterge hen; die übrigen – es waren wenige – erhielten eine Injektion und den Rat, sich über eine kleine Entzündung mit Narbenbildung nicht aufzuregen.
    Mit Savinniks Kamera wanderte Barakuda eine Weile durch den Ort. Dann begab er sich zur Residentin des Noch-Gouvernements. Das Gebäude der Vertretung von Cadhras lag auf einem kleinen Hügel am Seeufer. Von der blumengesäumten Terrasse bot sich ein prächtiger Blick über Stadt und See.
    Die Residentin begrüßte ihn freundlich und ließ Kaffee auf die Terrasse bringen. »Sie segeln jetzt also um den Planeten und impfen? Interessant. Ich hätte nicht gedacht, Sie jemals bei einer so vergleichsweise ruhigen Tätigkeit zu sehen.«
    Barakuda lächelte knapp. »Wissen Sie, nach den Ereignissen der letzten Jahre kann ein bißchen Ruhe nicht schaden. Zumal keiner weiß, was nach dem Ende der Quarantäne geschieht.«
    Sie nickte; ein wenig traurig, wie es schien. »Ja. Wir werden das alles hier wohl aufgeben und abziehen, wenn sich an dem Beschluß nichts mehr ändert.«
    »Gibt es etwas Neues in Cadhras? Ich habe seit zwanzig Tagen nichts gehört.«
    Sie überlegte. Barakuda betrachtete die kleine, energische Frau. Die Residentin war Anfang Fünfzig und
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