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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Autoren: Gisbert Haefs
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und den Eltern ist, und ob die Daten stimmen …«
    Barakuda legte den Zeigefinger an die Narbe, die zwischen Auge und Mundwinkel über die linke Wange lief. »Ein Souvenir von Tartagal. Und was die Daten angeht – ich kann Ihnen nicht viel sagen.«
    »Sie werden doch mehr über Ihre eigene Vergangenheit wissen als das, was da steht!«
    Begheli legte die Hand auf Dantes Unterarm. »Weiß er bestimmt. Das heißt aber nicht, daß irgendwer etwas davon erfahren muß. Nicht mal ich weiß viel mehr als Sie.« Dann lächelte sie und setzte hinzu: »Wozu auch?«
    »Und die Daten aus der jüngsten Zeit kriegen Sie vom Gouvernement«, sagte Barakuda. Er blickte Begheli in die Augen und zwinkerte. »Ich war während der Gashiri-Krise lange Zeit auf einem Sklavenschiff. Meine Erinnerungen daran beziehen sich, wenn überhaupt, auf den Sa’orqi-Kalender, und ich habe keine Lust, das alles in Commonwealthzeit umzurechnen.« {1}
    Savinnik hob die Hände und ließ sie wieder fallen.
    »Fragen Sie Saravyi, wenn Sie mit ihm Wache halten«, sagte Barakuda. »Er weiß alles, was es zu wissen gibt, und wenn Sie unbedingt einen Helden aufbauen wollen, nehmen Sie ihn. Er hat nämlich alles ›koordiniert‹, wie Sie sagen, und er wäre auch ohne das Gouvernement mit Pasdan und Gashiri fertig geworden.«
    Saravyi starrte immer noch zum Land. »Da war ein Schat ten auf dem Feuermoos«, sagte er. »Dante Barakuda, du redest wirr. Laß dir etwas Albernes einfallen, nicht nur Wirres. Wenn es ausreichend albern ist, sorge ich dafür, daß du als erster Cadhrassi in die Annalen von Sa’orq aufgenommen wirst.«
    »Was hast du eigentlich in Sa’orq gemacht, alter Mann?«
    Saravyi blinzelte. »Gelesen.«
    Barakuda legte den Kopf schräg. »Suchst du schon wieder Informationen aus der Frühzeit eures Volkes? Oder noch immer?«
    »Beides. Weder noch. Wie du willst.« Saravyi schloß die Augen. Die Zimtschrillen schwiegen für einen Moment, und als er weitersprach, hallte seine Stimme über das Wasser der Bucht. »Es gibt da etwas unter Banyadir …« Er öffnete die Augen, horchte dem Klang seiner Stimme nach und schüt telte den Kopf. Leiser sagte er: »Aber es ist hier nicht die Zeit noch der Ort für derlei Reden.«
     
    Später lagen sie einander in den Armen. Als Dante das Fenster der Kajüte öffnete und im Stehen eine Zigarette rauchte, genoß er die kühle Nachtluft auf seinem verschwitzten Körper. Begheli wickelte sich in die Decke. Im Widerschein des Feuermooses schien ihre olivrosa Mischlingshaut zu brennen.
    »Liebe, Ruhe und Reisen«, sagte sie halblaut. »Keine Kri sen; keine Konflikte, außer den kleinen alltäglichen. Ich glaube, so gefällt mir das Leben.«
    Dante legte die Hand an ihre Wange. »Wir haben noch ein paar Jahrzehnte davon vor uns. Ruhe und Reisen jedenfalls.«
    Sie murmelte etwas Unverständliches.
    »Na ja, du bist fünfzehn Jahre jünger als ich«, sagte Dan te. »Außerdem halten Frauen sich sowieso länger.«
    Die leichte Brise brachte undeutliche Stimmen vom Ufer. Barakuda spähte mit zusammengekniffenen Augen hinaus. »Saravyis Märchen- und Geisterstunde«, sagte er dann. »Ich glaube, er hält Savinnik einen Vortrag über die Weltan schauung der Kiotliqi. – Was meint er bloß mit ›unter Ba nyadir gibt es etwas‹?«
    Begheli sog Luft durch die Zähne. »Er wird es dir schon noch sagen. Bitte, keine großen Unternehmungen zur Ret tung der Welt mehr.«

 
    Aus: Nachgelassene Fragmente, Elzo Savinnik; aus Notizen und Bändern zusammengestellt und herausgegeben von
X. Faringi, Atenoa 472.
     
    »… Die Sprache der Shil erlaubt keine Realitätszuweisung bei immateriellen Begriffen; nur faßbare Gegenstände – oder zweifelsfrei wahrzunehmende wie die nicht anfaßbare Sonne Shalga – werden mit normalen Substantiven bezeich net. Alle spekulativweltanschaulichen Termini hingegen werden, abgestuft nach dem Grad ihrer Unmöglichkeit, durch Fügungen von Potential- oder Irrealpräfixen (bzw. -suffixen) und Substantiven angedeutet.
    … Abgesehen von den defunkten Notfalls-Einrichtungen (Fürsten der Banyashil, Königin von Kelgarla) gab es in der überschaubaren Vergangenheit keine Strukturen, die sich auf Konzepte wie Regierungen oder dergleichen gründen. Alltäg liche Verrichtungen (Straßenreinigung, Absprachen von Handwerkern in Zünften o. ä.) sind eine Sache; sie gelten als real, da jedem unmittelbar zugänglich. Aber schon eine Feu erwehr wäre ein Potentialgebilde, da es ja nirgendwo dauernd brennt,
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