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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Autoren: Gisbert Haefs
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und da im Brandfall einfach der Nächststehende löscht. Die Vorstellung einer ständig mit ›Gesetzen‹ oder ›Zukunftsplanung‹ befaßten Regierung ist völlig absurd.
    … Daher dienen alle (und es sind zahllose) von den Shil erfundenen politischen bzw. weltanschaulichen Systeme (weder ist der Shil ein zoon politikon, noch bedarf die faßbare Welt abstrahierender Anschauung!) einzig der Verblüffung und Zerstreuung … Aus gleichen oder ähnlichen Gegebenheiten erwachsen dabei die abstrusesten Gegensätze. Während z. B. in Hastamek am Binnenmeer alles auf den Fisch ausgerichtet ist (die Zunfträte heißen ›Kiemen‹, sie tagen in der ›Reuse‹, Wächter sind ›Schuppen‹, ohnmächti ges Stadtoberhaupt ist der Fischfisch, der gemäß einer aus dem Maul des Großen Fisches einmal aufgestiegenen Luftblase immer Ubba-bul heißt), ist die Küstenstadt Kiotliq an der Taggasee allem abhold, was mit Meer und Fisch zu tun hat – allerdings verehrend abhold. Einige Reiseeindrücke und Fotos:
    … Der Weg von Sa’orq ist kaum gangbar, wird nicht gepflegt und außerdem durch Kullus erschwert, eine seltsame Sorte von Aasvögeln des Hochlands, die in ihrer Dummheit Schlafende nicht von Toten unterscheiden können; dies gilt für Tier und Mensch gleichermaßen. Da die Reise etwa acht Tage lang durch Kullu-Gebiet führt, die Tiere spitze Schnä bel haben und chronische Schlaflosigkeit auf Shilgat nicht endemisch ist, verschmähen die Händler die Strecke Sa’orq – Kiotliq.
    … Die Stadt ist Hauptort eines von der Welt nahezu völ lig abgeschlossenen Gebiets; sie liegt an der Spitze einer breiten Mündungsbucht. Der Bhartotandi entspringt im Hochland und frißt sich durch unzugängliche Schluchten südwärts. Verstärkt durch mehrere kleine Nebenflüsse, hat er nahe der Küste ein breites, fruchtbares Tal geschaffen, das vom Binnenland aus nicht zu erreichen ist.
    Die Tagesreise vom Paß zur Stadt führte uns durch Salzmarschen und Lagunen am Meer entlang über einen mit großen Brocken und Geröll aufgeschütteten, durch Pfosten und Knüppel befestigten Damm. Gehöfte und – seltener – kleine Ortschaften standen auf Pfählen im grauen Marschland neben dem Damm. Schwarze Punkte näherten sich uns hüpfend von den Pfahlbauten.
    Die Marschen waren allenthalben mit Pfosten gekennzeichnet, die offenbar halbwegs begehbare Strecken markierten. An diesen Pfosten entlang hüpften Kinder und Erwachsene mit verblüffender Geschwindigkeit zum Damm und folgten der Karawane. Als sie nahe genug gekommen waren, sahen wir, daß sie unter die Füße ovale Schilde geschnallt hatten, die ihnen halfen, nicht im Morast zu versinken. Mit langen Stangen, die etwa einen halben Meter oberhalb des Unterendes ebenfalls eine kleine Platte aufwiesen, bewegten sie sich wie Stabweitspringer vorwärts, ohne zu versinken oder jemals die Balance zu verlieren.
    In der Nahe der ersten größeren Ansammlung von Pfahlbauten, offenbar ein Vorort von Kiotliq, entdeckten wir mehrere runde Plattformen aus Holz. Sie lagen zwischen massigen Pfosten unbefestigt auf dem schwankenden Boden; bei höherem Wasserstand oder einer Überflutung konnten sie zwischen den Pfosten steigen.
    Die Leute von der hüpfenden Eskorte steuerten diese Plattformen an, legten Fußschilde und Stakstangen ab und liefen auf Stegen weiter, die zwischen den Pfosten ebenfalls auf dem feuchten Grund lagen und schwankten.
    Der steinige Weg entfernte sich vom Meer. Die eigentliche Stadt Kiotliq liegt zu Füßen der Berge auf einem vorgeschobenen Felsplateau und besteht – abgesehen von den Vororten – aus normalen Holz- und Steinhäusern. Über den Türen und neben den Fenstern der Untergeschosse sind Reliefs und Statuen, Bilder und Objekte zu sehen. Es wim melt da von gräßlichen Fischdämonen, die aus klebrig malmenden Seen heraus auf den Betrachter starren; in ihren geöffneten Rachen drohen nadelfein zugeschliffene Zähne oder aber Barten, die züngelnde Schlangen sind. Über einer Eingangstür wälzt sich eine monströse Muräne; man erwartet unwillkürlich; jeden Augenblick die Tür zusammenbrechen zu sehen. Am nächsten Haus zerdrückt eine Eisscholle, auf der ein Seedrache sitzt und an einem menschlichen Bein nagt, die angedeuteten Trümmer eines Boots. Die Tür eines Ladens, dessen Auslage verschiedene Hölzer, ein Terrarium und Honigtöpfe zeigt, ist von Brechern eingerahmt, die über dem Eintretenden zusammenzuschlagen und ihn zu vernichten drohen (Fotos 17-29). Daneben
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