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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Autoren: Gisbert Haefs
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jeder Kausalität, die regelmäßige Regellosigkeit mache aber aus dem Chaos bereits eine Art Antiordnung {4} , die ihrerseits von tyrannischer Striktheit sei. Der junge Vorredner überse he das eigentliche Problem: Im Chaos gebe es keinerlei Gesetzmäßigkeit, nicht einmal die der dauerhaften Akausalität. Vielmehr sei die Akausalität in sich abermals akausal, so daß sie auf der untersten wahrnehmbaren Ebene durchaus den Anschein von Symmetrie annehmen könne. Und auch die Akausalität der Akausalität sei akausal, und so weiter.
    Während die Debatten mit ersprießlicher Fruchtlosigkeit wucherten, unterzogen sich die nominierten Sklavinnen und Sklaven dem strengen Ausleseverfahren, das körperliche Belastbarkeit ebenso testete wie geistige Beweglichkeit und Wissen. Schließlich blieben zwei Kandidaten übrig, ein vor Jahren aus Vagaván ausgestoßener Mann mittleren Alters, und eine 28jährige Bilshil von einer der großen Inseln im Pangotischen Ozean. Zunächst galt der Banyashil wegen seiner größeren Lebenserfahrung als Favorit, wenngleich einige der Delegierten von Anfang an die jüngere Bilshil vorzogen. Schließlich hatte sie, zog man die bisher abgedienten neun Jahre und vielleicht ein weiteres halbes Jahr für den Transport von ihrer Insel zu den Korsaren und weiter nach Golgit von den 28 Jahren ab, ihr Verbrechen bereits mit 18 Jahren verübt; man sah dies als überzeugenden Be weis ihrer frühentwickelten politischen Fähigkeiten an. Im Verlauf des großen Streitgesprächs vor einigen tausend Delegierten, die gelegentlich Fragen stellten oder Vorwürfe äußerten, wirkte die Bilshil weitaus standfester als der Ba nyashil, der auch in neun Jahren der Sklaverei keineswegs alle Illusionen über die Beschaffenheit des Menschen abgelegt hatte. Zum Schluß wählten die Delegierten nahezu einstim mig die Frau von den Inseln zur neuen Stadtsklavin. Ein Jahr lang sollte sie »Unrecht mildern, Recht zügeln, Macht entbehren und den Shil der Berglande Anordnungen ersparen«, wie es in der alten Formel hieß.
    Kisijian übernahm von ihrem Vorgänger, einem alten Mischling aus Banyadir, den Eisenkragen des Amts. Der alte Mann erhielt 1800 Foldar von seinem ehemaligen Besitzer – angesammelter Sklavenlohn aus neun Jahren – und zahlte von dieser Summe 500 Foldar in die Kasse von Golgit: den Preis für ein Jahr im höchsten Amt. Die Delegierten dankten ihm für seine maßvolle Zurückhaltung und unaufdringliche Amtsführung; er habe in vorbildlicher Weise darauf verzichtet, die Bewohner der Berglande zu belästigen, die ihm nun zehn Tage gewährten, in welcher Frist er das Land auf im mer zu verlassen habe.
     
    Am Nachmittag beendeten sie die Impfaktion. Genau 118 Injektionen hatten die Robots gezählt; Tunga berichtete, elf Grellrosashil seien darunter gewesen. Barakuda beschloß, dem Gouvernement die Entsendung eines Gleiters in das entlegene Tal zu empfehlen, da es offenbar bei den plane tenweiten Vorbeugemaßnahmen übersehen worden war.
    In einem kleinen Lokal am Hafen aßen sie Bratfisch in scharfer Tunke; die beiden Wissenschaftler verzichteten auf die Algenbeilage. Am Nebentisch saß Kisijian; freie Verpflegung gehörte zu den Privilegien ihres neuen Amts, wie (zumindest anfangs) Einsamkeit zu den Lasten. Dante lud sie an den größeren Tisch ein. Sie erzählte einige abstruse Anekdoten aus ihrer Sklavenzeit, erkundigte sich bei T’unga nach seinen Narben und den Gefühlen, die er ihnen gegenüber empfand, und bemerkte schließlich, sie käme am Ende ihrer Stadtsklavenzeit gern einmal nach Cadhras. »Ich weiß aber nicht, ob man innerhalb von zehn Tagen das Land Golgit in einer Richtung verlassen kann, die nach Cadhras führt.«
    »Du solltest über den Fluß setzen«, sagte Talsilaq. Er dachte einen Moment nach. »Mit guten Pferden kann man es in acht Tagen bis zur Grenze nach Sa’orq schaffen.«
    »Eine Tagesreise vor der Grenze«, sagte T’unga ohne besonderen Nachdruck, »gibt es ein kleines Karawanserail. Heute ist der vierunddreißigste Tag der Spätzeit. Vielleicht werde ich am Zweiundvierzigsten dort sein. Nächstes Jahr.«
    Kisijian lächelte. Ihre herben Züge hellten sich entschieden auf. »Ihr wollt Weiterreisen – oder kann ich euch mit den gastlichen Gemächern der Stadtsklavin locken? Ein paar Tage wenigstens?«
    Dante spitzte den Mund. »Wir werden sicherlich noch ei nen halben Tag in der kleinen Bucht bleiben«, sagte er. »Aber dann müssen wir weiter.«
    T’unga nickte. »Bis gegen
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