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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Elisabeth Naughton
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Tod könnte ihn von dieser Tortur befreien.
    Ihm fiel ein, was er ihr in der Kolonie gesagt hatte, und diesmal entging ihm nicht, dass sie ihm mit keinem Wort gestanden hatte, sie würde seine Liebe erwidern, oder die Zukunft nach dem Finden ihres Sohnes erwähnte. Wie konnte er ein solcher Idiot sein? Sie hatte ihn nicht gewollt, nicht so wie er sie. Er hatte sich von seinen Wünschen und Bedürfnissen blenden lassen und die Anzeichen übersehen, die er längst hätte wahrnehmen müssen.
    Er wartete, dass seine Wut aufflammte. Sehnte sich regelrecht danach. Doch sie war fort. War das nicht blanke Ironie? Das eine Mal, dass er sie brauchte, um nicht den Verstand zu verlieren, war sie nicht da.
    »Zander, warte!«
    Er konnte nicht. Er eilte zur Tür. Draußen blieb er stehen und inhalierte zittrig die kühle Luft.
    Über Achthundert Jahre hatte er auf sie gewartet und endlich seine Menschlichkeit gefunden. Doch am Ende konnte er nichts vorweisen als einen Sohn, der ihn nicht kannte, und eine Verlobte, die er nicht wollte. Tröstlich war nur, dass er nicht mehr unsterblich war. Nun brauchte er bloß abzuwarten, bis Callia an Altersschwäche starb, dann konnte er endlich auch sterben.
    Isadora fuhr sich mit den Händen durch ihr kurzes Haar und betrachtete sich im Spiegel der Frisierkommode. Das langärmlige weiße Brautkleid war schwer und kratzig, und es erinnerte sie an die Gewänder, die sie früher trug. So vieles war geschehen und dennoch nichts anders. Hier stand sie, dieselbe klösterliche Frau, die sie vor Wochen gewesen war, bevor Casey in ihr Leben trat und sie erfuhr, dass Callia ihre Halbschwester war. In wenigen Stunden wäre sie gebunden; dann wäre sie nicht mehr Besitz ihres Vaters, sondern Zanders.
    Ihre Seele schrie nach Freiheit, und sie wollte aus der Haut fahren. Als die Panik immer unerträglicher wurde, stemmte sie die Hände auf die Kommode und starrte ihr Spiegelbild an.
    Allerdings sah sie darin nicht ihr Gesicht. Der Spiegel wurde abwechselnd heller und dunkler, und ein Bild erschien. Zunächst war es verschwommen, wurde aber rasch klarer. Dann waren Isadoras Züge zu erkennen. Sie lag nicht in ihrem Bett, sondern in einem anderen, umgeben von flackerndem Licht und rauem Stein. Ihre Haut war sonnengebräunt, ihr Gesicht gerötet. Jemand – Wärme flutete sie, als das Bild zurückfuhr und schärfer wurde – küsste ihren Hals, ihre Schultern, die oberen Wölbungen ihrer Brüste. Sie sah ihn nur von hinten: den muskulösen Rücken, den strammen Hintern, als er sich im Kerzenschein über sie beugte.
    Isadora schluckte und beobachtete die Szene fasziniert. Ihr Körper räkelte sich unter dem kräftigen Mann, und das Wonnestöhnen verriet ihr laut und deutlich, dass sie alles genoss, was er mit ihr tat.
    Hitze flutete ihren Leib und strömte nach unten. Die Schenkel zusammengepresst, unterdrückte sie ein Stöhnen. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich näher zum Spiegel neigte, um das Gesicht des Mannes zu sehen. Nachdem sie nun wusste, wie Zander für Callia empfand, konnte sie unmöglich seine Berührung so genießen. Es war falsch. Es war …
    Und dann hob der Mann seinen Kopf. Als ihr Abbild im Spiegel den Höhepunkt erreichte, warf sie den Kopf nach hinten und stöhnte ekstatisch.
    Isadora stieß einen stummen Schrei aus und wich zurück. Dabei fiel ihr Stuhl klappernd um. Angst schnürte ihr die Kehle zu, und sie fing an zu zittern. Nein, das konnte nicht sein. Etwas war furchtbar falsch. Die erste Zukunftsvision, die sie seit über einem Monat hatte, konnte nicht stimmen. Denn auf keinen Fall würde sie in diesem Reich oder dem nächsten jemals so mit Demetrius allein sein.
    »Du hast wahrlich lange gebraucht.«
    Isadora fuhr herum und fand sich von Angesicht zu Angesicht mit Persephone wieder. Die Göttin der Unterwelt hatte ihr weißes Gewand mit einem Goldschal in der Taille gegürtet und saß auf einem Sessel in Isadoras Sitzecke. Ihre langen Beine hatte sie überkreuzt und wippte leicht mit dem Fuß. Von ihren dunkelrot bemalten Zehen baumelte eine goldene Sandale. »Ich wollte diese Stadt schon dem Erdboden gleichmachen«, sagte Persephone und musterte Isadora mit strengen grünen Augen. »Warten gefällt mir nicht, kleine Königin. Ich verplempere schon mein ganzes Leben mit Warten.«
    Oh, Mist, die Vereinbarung, die Isadora beinahe vergessen hatte! »Du bist hier, weil …«
    »Weil du soeben deine Kräfte zurückgewonnen hast. Und nun gehören sie mir, einen Monat lang. Das war
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