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Bankster

Bankster

Titel: Bankster
Autoren: Gudmundson
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Einzigartig, Markús. // … // … // Nimm Kristján und gib mir fünfzehnhundert. // Ausgeschlossen. // … // Ich könnte Kristján und Hrafnkell für elfhundert nehmen. // Blödsinn!« Er sah mich kurz an, wirkte so gefühllos, dass ich Lust bekam, ihm einen richtigen Schrecken einzujagen, musste aber schmunzeln über das, was ich ihm sagen wollte: Dass die Wohnblocks beim Sturz aus dem Fenster nicht stören und ich ihm das kostenlos anbieten könne. Je länger ich lächelte, desto ratloser wurde der Aasgeier. Er zog ein altes Handy aus der Jackentasche, lief zum Fenster und rief jemanden an, sagte ein paar unverständliche Worte und guckte nach draußen, auch noch als er das Handy wieder in die Tasche gesteckt hatte, drehte sich noch nicht einmal um, als es zweimal leicht an der Tür klopfte, sagte nur: »Lass ihn rein.« Ich musste wieder an den Boss denken, jetzt würde ich vielleicht dahinterkommen, ob er dick oder dünn war, blass oder braun. Draußen wartete aber keineswegs der Boss, sondern ein Laufbursche mit Entenfüßen, ein kräftiger Kerl in meinem Alter, eher fett als muskulös und mit hochrotem Gesicht wie das Hinterteil einer läufigen Schimpansendame nach der morgendlichen Sonnenbankeinheit. Er hatte eine weite, schwarze Wildledertrainingshose an, recht schick, und aus seinem Kragen baumelten kleine weiße Kopfhörer. Wir begrüßten uns, und ich zeigte ihm den Weg ins Wohnzimmer. Meine Hand hatte er so fest gedrückt, dass ich froh war, seinem Vorgesetzten keinen Schrecken eingejagt zu haben.
    Die Kollegen wechselten kein Wort. Der Jüngere zog ein mit goldener Büroklammer zusammengehaltenes Geldbündel aus der Tasche und zupfte ein paar Scheine heraus, zählte mit leiser Stimme elfhundert Euro auf den Couchtisch. Als er fertig war, riss sich der andere endlich von der scheißmittelprächtigen Aussicht los, zeigte auf die beiden Bilder, setzte die Kapuze auf, steckte die Hände in die Taschen und ging, ohne sich zu verabschieden oder die Tür zu schließen. Da wurde der Laufbursche plötzlich gesprächig. Seine Stimme klang vorsichtig und ein bisschen heiser: »Musst du irgendwas klarmachen lassen? // Klarmachen? // Ja, irgendwas, das erledigt werden muss, worum du aber niemanden bitten kannst. // Zum Beispiel? // Wenn da was wäre, wüsstest du’s. // Meinst du, jemanden verprügeln zu lassen, oder was? // Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Lieber nicht. // Umbringen? // Immer mit der Ruhe! Nein, ich meine, wenn du zum Beispiel ein Auto hast, das wenig mit Schulden belastet ist, und du Cashmo brauchst. // Cashmo? // Cash money. // Du meinst Kohle. // Ist das Gleiche. // Und du kümmerst dich um alte Autos? // Sagen wir, ich könnte dafür sorgen, dass deine Autoversicherung zum Tragen kommt. // Gegen Cashmo? // Ja. // … // Fünfzig Prozent der Nettosumme. // Ich denke, ich sollte es für den Moment genug sein lassen.« Da hatte er schon die Bilder vom Nagel genommen und hantierte vor meinen Augen mit ihnen herum. Sie waren offensichtlich schwer – seine Gesichtsfarbe wechselte von rot zu blau.

2/4 – Donnerstag

    Gewollte Einsamkeit ist ein unglaublich einfacher Zustand. Auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen außer auf sich selbst vereinfacht alles, und einfach kein Bedürfnis zu haben, Rücksicht auf ein anderes Individuum zu nehmen, ist eine Anzahlung auf den inneren Frieden.
    Und dann kommt jemand wie das Mädel eben vorbei und macht alles zunichte.
    Ich habe vorhin ein Absatzklappern gehört, bei dem ich einfach von meiner Zeitung aufschauen musste. Und dann wollte ich nicht mehr aufhören, mir das, was ich da sah, anzusehen, und so schielte ich in ihre Richtung, während ich in meinem Becher rührte, sie einen Tee und Sahnetorte bestellte und bezahlte. Sie trug einen Islandwollpulli und schwarze Cowboystiefel über einer engen Jeans. Das dicke, glatte Haar war honiggelb oder wirklich golden, schwer, die Farbtöne auseinanderzuhalten, wenn man nur so flüchtig hinsieht, aber dass das zart geschminkte Gesicht freundlich aussah, das habe ich gleich erkannt, als ich zum ersten Mal hingeguckt habe, dass ihr Gesichtsausdruck fast ermutigend war, obwohl Augen und Mund »Herzensbrecher auf wohlgeformten Beinen« und ihr Gang »London–Paris–Rom« sagten. Sonst hätte ich sie wohl nicht eine halbe Minute lang an der Theke beobachtet, bevor ich aufhörte, neben dem Becher in der Luft zu rühren, den Löffel vorsichtig ablegte und Buch und Stift aus dem Mantel zog. Offensichtlich ist
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