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Bankster

Bankster

Titel: Bankster
Autoren: Gudmundson
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Kontakt.
    – Ja, tschüss.
    – Bye.

Am Tag danach

    – Hi.
    – Jæja, mein Lieber.
    – Genau, das kann man sagen – jæja.
    – Wie geht es dir?
    – Ich bin nicht sicher.
    – …
    – Vielleicht alles halb so wild. Das habe ich heute jedenfalls schon mehrfach gehört.
    – Und sie haben die Bank einfach übernommen.
    – Ja.
    – Ein allerletztes Zucken des Rettungstrupps.
    – …
    – Kein Aktienkapital, keine Darlehen, nichts.
    – Nur die Notstandsgesetze.
    – …
    – Versteht eigentlich keiner was davon.
    – Man muss nichts mehr verstehen, wenn der Ministerpräsident Gott gebeten hat, Land und Leute zu segnen.
    – Wahrscheinlich nicht.
    – Die Aktien werden jetzt wohl kaum noch was wert sein.
    – Nichts wert. Du hast es selbst gesagt, sie haben die Bank übernommen.
    – Der arme Landsbanki-Bjöggi.
    – Die arme Rentenkasse und du Armer und arme Mama und einfach alle.
    – Das geht schnell, was?
    – Das letzte Zucken ist halt ein Zucken. Ein Augenblick.
    – Ja.
    – …
    – Die Tanten haben letzte Woche Blutwurst gemacht. Morgens sind die Schafe noch im Stall aufgewacht, und am Abend froren sie schon im eigenen Magen in den Tiefkühltruhen der ganzen Stadt.
    – …
    – Die Dinge ändern sich nicht nur bei uns schnell, Markús.
    – Da sagst du was.
    – …
    – …
    – Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ihr vorhin eine Mitarbeiterversammlung hattet.
    – Ja, die Minister haben vorbeigeschaut. Und hatten noch den nächtlichen Zauberstab in der Hand. Redeten davon, dass alle Angestellten und die Gehälter und so weiter bleiben, dieses ganze Gelaber.
    – Ist es nicht so?
    – Doch, du siehst ja, dass – ach, ich hab jetzt keine Lust, darüber zu reden. Wir haben schon den halben Weg zum Teufel hinter uns, in einem bremsenlosen …
    – Nein, neinnein. Jetzt bist du idiotisch pessimistisch, mein Junge. Sie werden die Situation in den Griff bekommen, die Genies, und wenn sie es nicht können, dann müssen wir es einfach selbst tun.
    – Sagen wir das.
    – Glauben wir es.
    – Ganz egal. Mein Kopf qualmt schon richtig, Papa. Kann ich dich nicht lieber heute Abend anrufen?
    – Doch, dochdoch, absolut. Aber versuch, nicht aufzugeben, mein Lieber.
    – Standhaft in deinem Namen, Amen.
    – So ist es gut. Grüß Harpa von mir.
    – Okay, bye.
    – Tschüss.

Zwei Tage später

    – Hallo.
    – Grüß dich, mein Lieber.
    – Hi Papa.
    – Jæja.
    – Wie geht es dir?
    – Ganz gut.
    – Nichts Besonderes?
    – Nein, alles beim Alten.
    – …
    – Dein Onkel hat jetzt endlich den Schlittenanhänger fertig gebaut, hat verdammt lange gebraucht, aber jetzt ist er noch vorm Winter fertig.
    – Das ist ja mal eine Neuigkeit.
    – Ja. Hast du etwa den Neuigkeitsmangel hier in deinem Heimatort vergessen?
    – Neuigkeitsmangel hätte ich jetzt auch gerne.
    – …
    – Hast du gestern die Nordlichter gesehen?
    – Ganz sicher nicht. Wieso?
    – Sie waren teilweise so gewaltig.
    – Ja, und sie sind es auch jetzt noch, wenn es nicht so schneit wie gestern.
    – …
    – Du bist vorhin nicht ans Telefon gegangen.
    – Das stimmt.
    – …
    – …
    – Jæja, aber gibt es was Neues?
    – Ich bin gerade nach Hause gekommen.
    – So wenig zu tun bei der Arbeit?
    – Wahrscheinlich nichts.
    – …
    – Vorhin hatten wir wieder eine Mitarbeiterversammlung.
    – …
    – Wurde ein neuer Organisationsplan vorgestellt.
    – …
    – Meine Abteilung wurde einfach dichtgemacht.
    – Gerade eben?!
    – Ja, genauer gesagt, das ganze Unternehmen, in der Form, wie es ist – war.
    – …
    – So ist es halt.
    – Und hat man dir schon gekündigt?
    – Ja.
    – Mein lieber Scholli.
    – …
    – …
    – Ich versuche gerade, ruhig zu bleiben und das zu kapieren.
    – Du hast so einen Ausgang mal erwähnt, dass das möglich ist, aber vielleicht nicht ganz so – nicht so schnell!
    – Im Nachhinein betrachtet …
    – Aber dieses Tempo, einfach erbarmungslos!
    – Sie mussten anscheinend rationalisieren. Vielleicht war es am besten, es sofort zu tun.
    – Jetzt hör aber auf.
    – …
    – Aber trotzdem gut, dass das nicht völlig überraschend für dich kam.
    – Das macht keinen Unterschied. Ich war nicht arbeitslos, aber jetzt bin ich es. Nichts macht es weniger trostlos.
    – …
    – Nichts.
    – …
    – So ist es halt.
    – …
    – Jetzt werden bald sicher Tausende mit meiner Ausbildung und ähnlicher Berufspraxis auf dem Markt sein.
    – …
    – Auf einem Markt, der kaum noch existiert.
    – Vielleicht
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