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Bankster

Bankster

Titel: Bankster
Autoren: Gudmundson
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hättest du damals doch Isländisch studieren sollen, hier in der Stadt und in der Umgebung werden immer Lehrer gebraucht.
    – Da sagst du was.
    – Nein, ich rede einen verdammten Blödsinn, einfach das Erste, was mir eingefallen ist. So idiotisch, zu versuchen, im Nachhinein schlau zu sein.
    – Und beschämend viele wollen jetzt im Nachhinein alles vorhergesehen haben.
    – …
    – Fast jeder Zweite hat das anscheinend alles kommen sehen.
    – Was mich interessiert – ich bin schließlich dein Vater: Wie trifft euch das finanziell?
    – Eher schlecht!
    – …
    – …
    – Aber du scheinst darüber lachen zu können, das ist ein gutes Zeichen.
    – Ich weiß nicht, was das war – mir ist nicht nach Lachen zumute.
    – Verstehe, das ist unglaublich. Aber pass auf, dass du nicht kaputtgehst, mein Freund. Es kann sehr schwer sein, gebrochene Männer wieder aufzurichten.
    – Ja, aber ich habe keine Ahnung – keine Ahnung, wie es weitergeht. Aber da sowieso alles zum Teufel geht, überlege ich gerade, einfach ein Video einzulegen, irgendein ganz blutiges.
    – Ist Harpa nicht bei dir?
    – Nein. Aber sie will nach Hause kommen, sobald sie kann.
    – Ihr müsst gut zusammenhalten.
    – Das machen wir, wir Eheleute.
    – …
    – …
    – Hat sie ihren Job denn sicher?
    – Diesen Ausdruck würde ich in Bezug auf Stellen im Finanzsektor heute nicht mehr verwenden.
    – Nein. Aber grüß sie bitte ganz herzlich.
    – Werde es ausrichten.
    – Hast du es beim letzten Mal gemacht?
    – Nein.
    – Jæja, aber du versuchst, heute Abend daran zu denken.
    – Ja.
    – Und wir halten uns auf dem Laufenden.
    – Klar.
    – Tschüss, mein Lieber.
    – Tschüss.

Neunzehn Minuten später
    – Hallo.
    – Hi Liebster, hier ist Mama.
    – Hi.
    – Ich habe mit deinem Vater gesprochen und wollte kurz einen Ton von dir hören.
    – Wie gefällt dir dieser hier?
    – Weiß ich nicht – noch nicht. Wie geht es dir?
    – Papa hat dir wahrscheinlich schon alles gesagt.
    – Ich weiß nicht.
    – Wir wollen es hoffen, ich will das nicht alles noch mal erzählen.
    – Das war auch nicht meine Absicht, ich wollte nur meinen Jungen hören.
    – Okay.
    – Und wie geht es dir?
    – Normal halt, glaube ich – gemessen an allem.
    – Ja?
    – Betäubt und – anders kann ich das Gefühl nicht beschreiben. Das ist ein sehr unklarer Zustand.
    – Gefühle, wahrscheinlich viele unterschiedliche Gefühle.
    – So wird es sein.
    – Und es ist wichtig, dass du ihnen Zeit gibst, bevor du wieder so viel von dir verlangst.
    – Das sollte ich tun. Zeit werde ich wohl demnächst im Überfluss haben.
    – Aber denk daran.
    – Wie ich schon sagte.
    – Gut, mein Lieber. Dein Vater hat gesagt, dass du Geldsorgen hast.
    – Frag mich doch selbst, Mama.
    – Hast du?
    – Nein, ich denke nicht, nicht besonders. Sie sind halt Teil des Gesamtsorgenpakets. Aber jetzt mache ich mir Sorgen, weil du dich um mich sorgst. Das will ich wirklich nicht.
    – Deine Mama denkt an dich, und du erlebst schlimme Dinge, natürlich werde ich unruhig.
    – Trotzdem … ich komme schon zurecht, Mama.
    – Das ist gut zu hören.
    – …
    – Aber wäre es nicht schön, Leber- und Blutwurst in den Süden zu bekommen, ein paar Würste? Es ist schon einige Jahre her, seit ich euch zuletzt was geschickt habe.
    – Wir haben genug zu essen, Mama. Harpa hat noch einen guten Job und – sieh mal, wir sind nicht drauf und dran zu sterben.
    – Das weiß ich, aber meinst du nicht, dass es schön wäre, für einige Mahlzeiten Blutwurst zu haben? Man kann auch Innereien bei Kerzenschein essen.
    – Harpa und ich haben schon das eine oder andere Mal Pâté de Foie gras gegessen, auch bei Kerzenschein.
    – Was?
    – Pâté de Foie gras, Gänseleberpastete.
    – Ach so. Die Aussprache war ein bisschen speziell, mein Markús. Hat sich dein Französisch schon verabschiedet?
    – Es hat mich nie richtig begrüßt.
    – Jæja, lass uns nicht über Französisches reden.
    – Und auch nicht über Blutwurst, Mama.
    – In Ordnung. Man ist einfach so durcheinander.
    – Aber mach dir wegen mir keine Sorgen, mach das – auf keinen Fall. Das zieht mich dann erst recht runter.
    – …
    – Wie läuft es denn beim Unterricht mit den Kindern?
    – Sie lernen.
    – Papa meint, dass ich besser Isländisch studiert hätte. Lehrer werden anscheinend immer gebraucht.
    – So ein Unsinn! Man muss immer seiner Überzeugung folgen, und das hast du gemacht und dich dabei gut angestellt. In schweren
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