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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse
Autoren: Anne Sievers
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über den Louis-quinze-Stuhl in der Diele. Nackt bis auf einen Slip ging sie ins Schlafzimmer. Sie drückte einen Schalter an der Wand, und die Rolläden glitten mit schwachem Rasseln elektrisch herab. Als es völlig finster war, tastete sie sich zum Bett, zog die Zudecke zur Seite und legte sich hin. Erst jetzt begann sie zu weinen.

2 . Kapitel

    Sie erwachte von einem Luftzug auf ihrer Haut, schmerzhaft erregt. Es war dunkel, aber es war jemand im Zimmer, neben ihr auf dem Bett. Ihre Brustwarzen waren feucht und aufgerichtet, sie spürte warme Lippen. Eine Hand glitt über ihren Bauch und zwischen ihre Schenkel. Johanna stieß sie weg, richtete sich auf und fand den Lichtschalter neben dem Bett.
    »Ich hätte mir denken können, daß du es bist«, sagte sie in abfälligem Ton.
    »Warum verdirbst du alles und machst Licht? Du warst fast soweit. Du bist beinahe gekommen.« Der Mann, der neben ihr auf der Bettkante saß, war vollständig angezogen. Er trug sandfarbene Leinenhosen und ein teures Poloshirt.
    »Bild dir nicht zu viel ein, Leo. Was dich angeht, ist der Drang zu kotzen bei mir größer, als der Drang zu kommen.«
    Er stand unbeeindruckt lächelnd auf und schaute auf sie herab. Sie lag auf dem Rücken, aufgestützt auf den Ellbogen, erhitzt, das Haar vom Schlaf zerzaust. Ihr Augen-Make-up war verschmiert, die Lider waren gerötet und geschwollen. Sie hatte offensichtlich lange und heftig geweint. Allein, im Dunkeln und geräuschlos. So, wie sie es gelernt hatte.
    Er musterte ihre Brüste, kleine, aber perfekt geformte Hügel. Sie drehte sich unwillig auf den Bauch. Leo ging neben dem Kopfende des Bettes in die Hocke, suchte ihren Blick. »Du hast geweint. Ich kann’s dir nicht verdenken. Deine Karriereplanung mußt du ab heute wohl umstellen. Jetzt gehört alles dem Wikinger. Und der ist bekanntlich nicht so überzeugt von Frauen als Führungskräften. Den Geschäftsführerposten kannst du vergessen.«
    Johanna ließ sich nicht provozieren. Sie gab keine Antwort. Geschmeidig stieg sie aus dem Bett und ging zu einem der eingebauten, deckenhohen Wandschränke. Sie zog die Tür auf, die geräuschlos auf Schienen zur Seite glitt.
    »Warte.« Leo ergriff ihren Arm und drehte sie zu sich herum. »Willst du denn nicht sehen, was ich dir mitgebracht habe?«
    »Lieber nicht. Was auch immer es diesmal ist — ich hätte keinen Spaß daran.«
    »Du bist sauer wegen des Modigliani«, stellte er fest. Er zauberte eine lackierte Tüte mit einem exklusiven Label hervor, holte ein Kleidungsstück heraus und hielt es vor ihren nackten Oberkörper. »Was soll das sein?«
    »Das, liebe Johanna, ist ein handbemaltes Seidentop von Gigli.« Er schüttelte den Inhalt einer anderen Tüte aufs Bett. »Ein Crash-Mini von Miyake. Was sagst du dazu?«
    Sie biß sich auf die Lippe, hob das fein plissierte Minikleid hoch, hielt es vor sich und drehte sich um, zu dem im Renaissancestil gerahmten, zwei Meter hohen Standspiegel in der Ecke, außer dem breiten Bett das einzige Möbelstück im Zimmer.
    Er stellte sich hinter sie, betrachtete sie über ihre Schulter hinweg. Seine Hände umschlossen ihre Taille. »Siehst du? Ich wußte, daß es dir gefällt.« Seine Stimme klang rauh. »Es ist wie du. Dein Haar, deine Augen, deine Haut. Silber, Saphir, Seide. Ich konnte nicht widerstehen. Ich kann dir nicht widerstehen.«
    Einen Moment lang erwiderte sie den Blick des schlanken blonden Mannes im Spiegel. Sie war wie immer verblüfft über seine Ähnlichkeit mit ihr. Seine Augen waren so strahlend blau wie ihre, hatten denselben leicht mandelförmigen Schnitt. Sein Gesicht war schmal und jung wie ihr eigenes. Er hatte wie sie neben dem rechten Mundwinkel ein Grübchen, wenn er lachte. Nur ihr Mund war anders. Ihre Oberlippe verlief in einem reinen, klassischen Cupidobogen, während seine Lippen meist eine zynische Linie bildeten. »Wie gut, daß ich diese Probleme nicht habe.« Sie ließ das Kleid fallen und entwand sich seinen Händen. »Ich kann dir nicht nur widerstehen. Ich kann dich sogar rausschmeißen. Was ich hiermit tue. Verschwinde.«
    »Du bringst dich um ein erstklassiges Outfit, Süße.«
    »Ich habe schon genug Kleider.«
    »Oh, aber du hast immer gern etwas Neues. Und wer, außer mir, sollte es dir besorgen?«
    Sie holte sich ein T-Shirt aus dem Schrank und streifte es über. »Ich bin erwachsen und kann meine Klamotten allein einkaufen. Und jetzt hau ab, Leo.«
    Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Türrahmen.
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