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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe
Autoren: Massimo Carlotto
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das uns ansteckte. Eine Wohltat. Das kam selten genug vor. Dabei hatte ich gelesen, Lachen sei gesund.
    »Rivalen in der Liebe …«, murmelte Beniamino pikiert. »Als was stellst du mich hin?«
    »Hast du nicht warten können, dass er von sich aus geht?«, fragte der Dicke.
    »Beruhigt euch«, ging ich dazwischen. »Ist ja nichts passiert. Genießt den schönen Abend.«
    Beniamino sah mich an. »Denkst du wirklich, der Idiot lässt sich nicht mehr blicken?«
    »Ich hoffe es. Ich habe keinerlei Lust, im Hotel zu schlafen wegen seiner Knallkörper.«
    Das Arschloch benutzte dann kein Dynamit, sondern schlichte brennbare Flüssigkeit, mit der er meinen Sˇkoda Felicia Baujahr 1994 abfackelte. Ramzi wollte mich trösten; erstens sei der Wagen schon alt gewesen, zweitens könne ich als steinreicher Westler mir doch was Besseres leisten.
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass ich eben an meinem Felicia hing, der außerdem, der Statistik zufolge, zu den bei Straßenkontrollen am seltensten betroffenen Wagen gehörte. Nicht, dass ich immer etwas zu verbergen oder zu befürchten gehabt hätte, aber bei Personenkontrollen kam immer meine Vergangenheit als politischer Häftling ans Licht; es gab nichts Besseres, um die reizenden Ordnungskräfte giftig werden zu lassen, die noch nachtragender waren als die Pfaffen. Einmal Terrorist, immer Terrorist, so sah das für sie aus.
    Auch wenn ich nie ein Terrorist gewesen bin. Ich hatte nur einfach einen Flüchtling beherbergt, ohne weitere Fragen zu stellen, und schon steckten sie mich für sieben lange Jahre ins Gefängnis.
    Um einen neuen Felicia in gutem Zustand zu finden, wollte ich mich an Paolino Valentini wenden, einen Gitarristen, der das Modell genauso mochte wie ich, wenn auch aus ganz anderen Gründen.
    Rossini kam gegen Abend. »Den Typen muss ich wohl beseitigen«, meinte er beim Anblick der verkohlten Reste von meinem Felicia.
    »Muss das sein?«
    »Gutes Zureden hat nicht genügt, und wenn die Nachricht die Runde macht, denkt am Ende jeder, er kann uns behandeln wie einen Fußabtreter.«
    Ich suchte Max’ Blick, aber der zuckte nur mit den Schultern.
    Also würde Beniamino sich noch ein weiteres Goldarmband anschaffen. Das war seine Art, die Skalps zu zählen. Oder den Überblick zu behalten, das hatte ich nie begriffen. Das Thema war mir immer zu heikel erschienen, um es einfach so anzusprechen.
    Ich war nicht überzeugt. Absolut nicht. »Kommt, wir jagen ihm schwer Angst ein und schauen, wie er reagiert.«
    Der Schmuggler zog eine Schnute. »Ich bezweifle, dass das hilft, aber ich will hoffen, dass du recht hast. Vielleicht ist er sogar zum Sterben zu blöd.«
    Auch an dem Abend kreuzte der Typ wieder auf, das dritte Mal in Folge. Er kam behutsam näher, ließ die Hände vom alten Rossini nicht aus dem Blick.
    Ich zeigte ihm die beiden Umschläge mit dem Geld. »Mein Felicia ist noch einen wert«, zischte ich wütend.
    »Kein Problem.«
    »Vielleicht haben wir eine Spur«, log Max.
    »Nämlich?«, fragte der Typ hoffnungsvoll.
    »Erst wollen wir wissen, was dich überhaupt interessiert. Der Stoff? Die Täter? Die Hintermänner?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Du kannst es nicht, oder du weißt es nicht?«, provozierte ich ihn, als wäre er nichts als ein Handlanger.
    »Ihr schaut einfach, dass ihr möglichst viel rausbekommt. Was mich davon dann interessiert, könnt ihr meine Sache sein lassen«, antwortete er gereizt.
    »Nein, so läuft das nicht«, schaltete sich der Dicke ein. »Vielleicht, und ich betone: vielleicht, haben wir rausgefunden, wo ein Teil des Heroins gelandet ist. Dann können wir dich mit den Leuten zusammenbringen, die es verkaufen, aber wie sie daran gekommen sind, musst du selbst herausfinden. Mehr können wir nicht tun.«
    »In Ordnung. Wann bringt ihr mich hin?«
    »Morgen Abend.«
    Wir verabredeten uns an einer Stelle außerhalb von Mestre, in der Nähe des Flughafens, aber bevor er ging, verlangte ich, dass er mir den Wagen erstattete.
    »Das Ganze kommt mir vor wie Theater«, bemerkte ich, während ich die Scheine unterm Tisch zählte.
    »Wieso?«, fragte Rossini.
    »Er hat die Taschen voller Geld, kann Sprengstoff und Zeitzünder besorgen, er weiß, wie man einen Wagen abfackelt, aber trotzdem kommt er mir immer noch vor wie ein Vollidiot«, erklärte ich. »Er wirkt so naiv. Trotzdem habe ich Schwierigkeiten zu glauben, dass er die Geschichte geschluckt hat, die wir ihm heute aufgetischt haben.«
    Rossini zuckte mit
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