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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel
Autoren: Kim Harrison
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tödlichen Sprüche bannte, die immer noch an meinen eingelagerten Sachen hafteten, Ivy einen seidenen Morgenmantel kaufen, da ich ihren ruiniert hatte, und mir selbst einige nette Outfits zulegen. Ich hatte ja jetzt einen Ruf zu verlieren.
    Aber wahrscheinlich waren die ständigen Taxifahrten für das dauerhafte Finanzloch verantwortlich. Die meisten Busfahrer Cincinnatis kannten mich vom Sehen und nahmen mich nicht mit, darum musste Ivy mich immer abholen.
    Verdammt unfair. Es war jetzt schon fast ein Jahr her, dass ich bei dem Versuch einen Werwolf festzunageln die Passagiere eines vol besetzten Busses enthaart hatte.
    Ich hatte es satt, ständig pleite zu sein, aber mit dem Geld für die Beschaffung des Howlers-Maskottchens würde ich einen weiteren Monat überstehen. Vor den Tiermenschen war ich sicher. Der Fisch gehörte ihnen nicht, und wenn sie bei der I. S. eine Beschwerde einreichen wol ten, müssten sie ja erst mal erklären, woher sie ihn hatten.
    »Hey, Rachel«, meinte Jenks, als er von irgendwo und nirgendwo hergeflogen kam. »Keine Verfolger. Und wie lautet nun Plan B?«
    Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah ihn missbil igend an. Er flog in Schrittgeschwindigkeit genau neben mir her. »Pack dir den Fisch und renn, als ob der Teufel hinter dir her wäre.«
    Jenks prustete los und landete auf meiner Schulter. Er hatte die Uniform entsorgt und sah in dem langärmligen, jägergrünen Seidenhemd und den dazu passenden Hosen wieder ganz normal aus. Um seine Stirn hatte er ein rotes Tuch gebunden. Damit signalisierte er al en Pixies und Fairys, deren Territorium wir kreuzten, dass er in friedlicher Absicht kam. Das Licht blitzte von den Stel en seiner Flügel, wo noch Reste des durch die Aufregung entstandenen Pixiestaubs klebten.
    Ich verlangsamte meinen Schritt, als wir den Fountain Square erreichten. Unbesorgt setzte ich mich auf die trockene Seite des Springbrunnens und suchte mit meinen Fingern unter der Mauer nach der Sonnenbril e. Sie würde bald kommen. Die Frau war süchtig nach geordneten Tagesplänen.
    Während sich Jenks im wässrigen Nebel des Brunnens duschte, um den »Dinosauriergestank« loszuwerden, klappte ich die Bügel der Bril e auseinander und schob sie mir auf die Nase. Es war eine Erleichterung für die Augen, als dadurch das grel e Licht des Septembernachmittags gemildert wurde.
    Meine langen Beine ausstreckend, nahm ich beiläufig das Geruchsamulett ab und warf es in den Brunnen.
    Tiermenschen folgten Geruchsspuren. Sol ten sie hinter mir her sein, würde die Fährte hier enden, sobald ich in Ivys Auto eingestiegen und weggefahren war.
    In der Hoffnung, dass niemand mich bemerkt hatte, ließ ich meinen Blick über die Leute schweifen. Da stand ein nervöser, anämisch wirkender Vampirlakai, der wohl Tagesjobs für seinen Liebhaber erledigte, zwei flüsternde Menschen, die kicherten, als sie seinen mit Narben übersäten Hals sahen, ein müder Hexenmeister - nein, eher ein Hexer, wie mir der nur schwache Rotholzgeruch verriet -, der auf einer nahen Bank saß und einen Muffin aß, und meine Wenigkeit. Ich holte langsam Luft und machte es mir bequem. Nach diesem ganzen Stress auf einen Fahrer zu warten war irgendwie enttäuschend.
    »Hätte ich bloß ein Auto«, sagte ich zu Jenks und zog den Fischkanister zwischen meine Füße. Nur wenige Meter entfernt floss der Verkehr zäh dahin. Die Straßen fül ten sich und ich schätzte, dass es inzwischen nach zwei Uhr mittags sein musste. Um diese Zeit drängten sich sowohl Inderlander als auch Menschen auf den engen Verkehrswegen. Es stel te einen täglichen, nervenaufreibenden Kampf dar. Wenn dann die Sonne unterging und sich die Menschen In ihre Häuser zurückzogen, wurde al es wesentlich einlacher.
    »Was wil st du denn mit einem Auto?«, fragte Jenks, als er sich auf mein Knie setzte und damit begann, seine libel en-
    ähnlichen Flügel sorgfältig abzutrocknen. »Ich habe auch kein Auto. Hab niemals eins gehabt. Ich komme auch so überal hin. Autos machen nur Ärger.« Ich hörte ihm schon
    «ar nicht mehr zu. »Du musst sie andauernd betanken und reparieren. Dann musst du sie putzen und brauchst immer einen Parkplatz. Und denk nur an das Geld, dass man da reinsteckt. Dagegen ist eine Freundin ja richtig bil ig.«
    »Aber trotzdem«, antwortete ich und wackelte mit dem Bein, um ihn zu irritieren. »Ich wil trotzdem ein Auto.« Ich betrachtete die Leute um mich herum. »James Bond musste nie auf den Bus warten. Ich habe al e seine
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