Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
mich bezahlen, und damit hätte ich das Geld für die Miete.
    Ich versuchte meine Atmung zu verlangsamen und mich der Geschwindigkeit der Fußgänger anzupassen. Die Sonne brannte vom Himmel, und ich schwitzte in dem verdammten Polyestersack. Wahrscheinlich hielt mir Jenks den Rücken frei, also bog ich in eine Gasse ein, um mich umzuziehen. Ich stel te den Kanister ab, ließ den Kopf nach hinten fal en und lehnte mich an die kühlende Wand des Gebäudes. Ich hatte es geschafft. Die Miete war wieder für einen Monat gesichert.
    Mit einer Hand riss ich mir den Tarnzauber vom Hals und fühlte mich augenblicklich besser. Das Trugbild einer dunkelhäutigen Frau mit dicker Nase und braunen Haaren verschwand und enthül te mein krauses, schulterlanges rotes Haar und meinen blassen Teint. Ich begutachtete meine zerschundenen Hände und rieb sie behutsam aneinander.
    Viel eicht hätte ich einen Schmerzzauber einpacken sol en.
    Nein, es war besser, so wenige Zauber wie möglich mit mir rumzutragen. Hätten sie mich gefangen, wäre ich nur wegen
    »versuchten Diebstahls« dran gewesen, und nicht wegen
    »versuchten Diebstahls und des Vorsatzes der Körperverletzung«. Vor einer Anschuldigung hätte ich mich drücken können, aber zwei wären zu viel gewesen. Ich war ein Runner - ich kannte das Gesetz.
    Während die Leute am Eingang der Gasse vorbeigingen, zog ich den feuchten Overal aus und stopfte ihn in einen Mül container. Erleichtert bückte ich mich, um den Saum meiner Lederhose über meine schwarzen Stiefeletten zu rol en. Wieder in der Vertikalen, betrachtete ich die neuen Kratzspuren an meiner Hose und drehte mich dabei, um das Ausmaß des Schadens zu begutachten. Ivys Lederpolitur würde die feinen Risse ein wenig ausbessern, aber eins war klar - Leder und Asphalt harmonierten nicht miteinander.
    Aber besser Kratzer an der Hose als Kratzer an mir. Darum trug ich sie ja schließlich.
    Selbst hier im Schatten strich die Septemberluft wohltuend über meine Haut, während ich mein schwarzes Top in die Hose steckte und dann nach dem Kanister griff. Wieder ganz ich selbst, trat ich in die Sonne hinaus und setzte einem vorbeigehenden Jungen meine Kappe auf. Er sah sie sich an, lächelte, und winkte mir schüchtern zu, als seine Mutter sich runterbeugte und fragte, wo er das herhatte. Zufrieden mit der Welt und mir spazierte ich mit klappernden Absätzen den Fußgängerweg entlang und schüttelte meine Haare aus.
    Schließlich schlug ich die Richtung zum Fountain Square ein, wo meine Mitfahrgelegenheit auf mich warten sol te. Heute Morgen hatte ich dort meine Sonnenbril e versteckt und mit etwas Glück war sie noch da. Bei Gott, ich liebte meine Unabhängigkeit.
    Es war jetzt fast drei Monate her, dass ich wegen der Scheißaufträge meines alten Bosses bei der Inderland Security ausgerastet war. Ich hatte mich benutzt gefühlt, meine Arbeit war nicht gewürdigt worden. Also hatte ich das ungeschriebene Gesetz gebrochen, den Dienst bei der I. S.
    quittiert und meine eigene Agentur gegründet. Damals schien das eine gute Idee zu sein. Da ich nicht in der Lage gewesen war, mich aus meinem Vertrag freizukaufen, hatten sie mich auf die Abschussliste gesetzt. Die folgenden Attentate hatten mir endgültig die Augen geöffnet. Ohne Jenks und Ivy hätte ich das nie geschafft.
    Inzwischen machte ich mir langsam aber sicher einen Namen, aber merkwürdigerweise wurde meine Finanzlage nicht besser, sondern schlechter. Na klar, ich konnte aus meinem Uniabschluss einigen Nutzen ziehen und Zauber brauen, die ich früher hatte kaufen müssen und sogar einige zubereiten, die mein Budget überschritten hätten. Aber die Finanzen waren ein ständiges Problem. Es war nicht so, dass ich keine Jobs an Land ziehen konnte, es war eher so, dass die Kohle irgendwie nie lange in der Keksdose auf dem Kühlschrank blieb.
    Ich hatte nachgewiesen, dass ein Fuchsmensch von einem rivalisierenden Clan mit einem Fluch belegt worden war. Mit dem Lohn musste meine Hexenlizenz erneuert werden, etwas, das früher immer die I. S. bezahlt hatte. Dann war da noch der Job für den Hexer. Ihm war sein Schutzgeist abhanden gekommen, und ich musste ihn ausfindig machen.
    Das Geld ging für den monatlichen Beitrag meiner Krankenversicherung drauf. Ich hatte nie gewusst, dass es so teuer war, einen Runner zu versichern. Die I. S. hatte mir damals die Karte gegeben, und ich hatte sie ganz selbstverständlich benutzt. Dann musste ich noch einen Typen bezahlen, der die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher