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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel
Autoren: Kim Harrison
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und der Körpergröße. Er stand in der Tür zu seinem Büro. »Es ist schon wieder passiert.« Mit gerötetem Kopf kral te er sich an der Türzarge fest. »Ich hasse diese Technik. Was ist so schlecht an gutem, altem Papier. Ich mag es.«
    Auf dem Gesicht der Sekretärin erschien ein professionel es Lächeln. »Mr. Ray, Sie haben ihn schon wieder angeschrien, nicht wahr? Ich habe Ihnen doch erklärt, dass Computer wie Frauen sind. Wenn Sie sie anschreien oder zu viel auf einmal verlangen, machen sie dicht und tun gar nichts mehr.«
    Er knurrte irgendeine Antwort und verschwand in seinem Büro. Entweder ignorierte er die indirekte Warnung seiner Sekretärin, oder er hatte sie überhaupt nicht bemerkt. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich das kleine Treppchen direkt hinter das Aquarium stel te.

    Vanessa seufzte. »Gott steh ihm bei«, murmelte sie beim Aufstehen. »Wenn er weiter solche Sprüche bringt, wird ihm irgendwann mal jemand gehörig die Eier zerquetschen.« Sie warf mir einen aufgebrachten Blick zu und verschwand dann mit klappernden Absätzen in dem Büro. »Rühren Sie bloß nichts an«, rief sie. »Ich komme ja schon.«
    Ich holte tief Luft. »Kameras?«
    Jenks schnel te von der Decke herab.
    »Zehnminutenschleife. Leg los.«
    Er flog zur Haupttür, setzte sich auf die obere Türleiste und beobachtete kopfüber den gesamten Eingangsbereich. Seine Flügel bewegten sich so schnel , dass sie vor meinen Augen verschwammen, als er mir das Okayzeichen gab.
    Mein ganzer Körper war angespannt wie ein Stahlseil. Ich öffnete den Deckel des Aquariums und zog das grüne Fischnetz aus der Innentasche meines Overal s. Auf der obersten Stufe der Leiter balancierend, krempelte ich die Ärmel bis zum El bogen hoch und tauchte den Käscher ins Wasser. Beide Fische flitzen sofort in den hinteren Teil des Beckens.
    »Rachel, die hat was drauf. Sie ist schon halb durch.«
    »Pass einfach nur auf die Tür auf«, zischte ich. Wie lange kann es schon dauern, einen Fisch zu fangen? Ich drückte einen Stein nach vorne, um das dahinter versteckte Tier zu fangen. Beide Fische schossen zur Vorderseite des Aquariums.
    Plötzlich klingelte mit einem weichen Summen das Telefon. »Jenks, gehst du mal ran?« Behutsam trieb ich beide Fische mit dem Käscher in eine Ecke. »So, jetzt hab ich dich. .«
    Jenks sauste von der Tür zum Telefon und landete mit den Füßen auf dem blinkenden Annahmeknopf. »Mr. Rays Büro, bitte warten Sie einen Augenblick«, fiepte er in einem hohen Falsett.
    »Du hinterhältiges Schuppenvieh«, fluchte ich, als sich der zappelnde Fisch aus dem Netz befreite. »Na, komm schon.
    Ich versuche doch nur, dich nach Hause zu bringen, du schleimiges, schuppiges Ding«, säuselte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Ja. . fast. . komm schon.« Er steckte jetzt zwischen dem Netz und dem Glas. Wenn er doch nur stil halten würde. .
    »Hey!«
    Das Adrenalin schoss mir in den Kopf. Im Durchgang zu den vorderen Büros stand ein kleiner Mann mit gepflegtem Bart, der einige Akten unter dem Arm trug. »Was machen Sie denn da?«, fragte er streitlustig.
    Ich blickte auf meinen Arm im Aquarium. Der Käscher war leer. Der Fisch hatte sich befreit. »Ähh, mir ist die Schere da reingefal en?« Es klang nicht sonderlich überzeugend.
    Aus Mr. Rays Büro kam ein Aufstampfen, dann ein Stoßseufzer von Vanessa. »Mr. Ray!«
    Verflucht. Das klappte wohl doch nicht auf die leichte Tour.
    »Plan B, Jenks.« Ächzend schnappte ich mir die Abdeckung des Aquariums und zog daran.
    Als das Becken kippte und sich über hundert Liter ekliges Fischwasser über ihren Schreibtisch ergossen, hörte ich Vanessa schreien.
    Plötzlich stand sie mit Mr. Ray in der Tür. Von der Tail e bis zu den Füßen durchnässt torkelte ich von der Leiter.
    Geschockt standen sie al e wie angegossen da. Ich suchte den Boden nach den Fischen ab. »Da seid ihr ja.« Mit einem Aufschrei versuchte ich mir den richtigen der beiden zu greifen.
    »Sie wil den Koi«, schrie der kleine Mann, während noch mehr Leute aus dem Flur hereinkamen. »Schnappt sie euch!«
    »Lauf!«, kreischte Jenks. »Ich halte sie dir vom Leib.«
    Triefend watschelte ich hinter dem Fisch her und versuchte ihn zu fassen, ohne ihn zu verletzen. Der Koi rutschte zuckend über den Boden. Endlich bekam ich ihn zwischen die Finger, ließ ihn in den Kanister fal en und drehte den Verschluss fest zu.
    Jenks flitzte währenddessen wie ein Leuchtkäfer aus der Höl e zwischen den Tiermenschen hin und
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