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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall
Autoren: Mary Nichols
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dich fast den Verstand verloren. Als ich Annabelle zu Hause abgeliefert hatte, sagte sie mir, dass du nicht in deinem Bett gewesen bist …”
    “Du hast Annabelle gefunden? Wie geht es ihr?”
    “Sie ist ein wenig verstimmt.” Er zuckte lächelnd die Schultern. “Aber lass uns doch nicht über das unartige Kind reden, sondern über dich. Ich glaubte schon, ich hätte dich verloren. Warum bist du nur nicht daheim geblieben, wie ich dir gesagt habe? Ich darf gar nicht daran denken, was alles hätte passieren können …”
    “Oh ja, es war schrecklich! Sir Arthur …” Schaudernd presste Lydia die Hände zusammen. “Ralph, du darfst nicht wieder hinausgehen. Er ist fest entschlossen, dich töten zu lassen. Es hat irgendetwas mit Indien zu tun, aber ich habe nicht die Hälfte von dem verstanden, was er mir darüber berichtet hat.”
    “Eines Tages werde ich dir alles erzählen. Aber jetzt musst du vor niemandem mehr Angst haben.” Ralph strich zärtlich über ihre Hand. “Sir Arthur und alle seine Komplizen sind wegen Hochverrats verhaftet worden. In diesem Augenblick bringt Robert sie unter strengster Bewachung nach London.”
    “Alle? Oh Ralph, Freddie war doch dabei! Die arme Mama! Sie wird es nicht ertragen können.”
    “Beruhige dich, Liebling. Freddie hat geholfen, der Schurken habhaft zu werden, und wird jetzt wahrscheinlich schon auf dem Heimweg sein.”
    “Wirklich?” In Lydias Augen lag so viel strahlende Freude, dass Ralph vor Glück nur wortlos nicken konnte. “Ach, ich bin ja so froh! Wie soll ich dir nur danken?”
    “Nun, ich wüsste schon einige Möglichkeiten dafür”, erwiderte er mit ernster Miene. “Als Erstes erbitte ich deine Verzeihung für jenen Kuss.”
    “Welchen Kuss?”
    “Jenen im Walde, mit dem ich dich so verletzt habe. Ich war so aufgebracht damals und … Ach, ich weiß auch nicht, was mich in diesem Augenblick gepackt hatte. Aber ich habe es sofort zutiefst bedauert. Wenn du mir also vergeben könntest …”
    “Ich vergebe dir”, erwiderte Lydia mit einem scheuen Lächeln.
    Ralph spürte, wie sich der Krampf in seiner Brust zu lösen begann, und zum ersten Mal seit Tagen kam wieder eine gewisse Ruhe über ihn. “Danke! Ich hatte schon gefürchtet, dass ich mir damit jedwede Chance zerstört habe.”
    “Eine Chance wofür?”
    “Dass es gelingen könnte, unsere Feindschaft zu beenden.”
    “Oh ja, das … Aber dann brauche ich auch deine Verzeihung”, fuhr sie fort. “Weißt du, ich wollte dich unbedingt hassen, denn ich hatte mir eingeredet, dass alle Schuld bei dir lag und Freddie im Recht war. Ich weiß genauso wenig, warum ich so töricht sein konnte. Erst vor zwei Tagen fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und ich merkte, wie groß mein Irrtum gewesen ist. Und dabei habe ich auch erkannt, dass ich dich liebe. Aber dann war da auch noch Freddies Heimkehr und seine Verwicklung in irgendeine dunkle Angelegenheit und …” Unvermittelt wurde ihr bewusst, was sie soeben gesagt hatte, und sie blickte Ralph, der vergnügt schmunzelte, unsicher an.
    “Was hast du da gerade gesagt?” erkundigte er sich unschuldsvoll.
    “Ich sagte, dass Freddie …”
    “Nein, nein, nicht über Freddie, sondern über deine Liebe zu mir. War das ernst gemeint?”
    “Ja.” Lydia wurde blutrot bei diesem Geständnis, doch sie wollte nun ihre wahren Gefühle nicht mehr verbergen. “Zuerst habe ich gedacht, ich liebte nur meinen Regenschirmmann, denn der war freundlich und liebenswürdig und amüsant, und es erschien mir unmöglich, dass der Earl of Blackwater all diese Eigenschaften haben könnte und … Ach bitte, sage, dass du mir all die Jahre vergibst, in denen ich meinen Hass auf dich mit ganzer Kraft genährt habe. Ich habe damit niemanden mehr verletzt als mich selbst.”
    “Wenn du darauf bestehst, dann verzeihe ich dir. Aber ich denke, du hast keinen Grund, dich deswegen zu tadeln.” Seit Lydia gesagt hatte, dass sie ihn liebe, war Ralph nur zu gern bereit, alles gut und schön zu finden und alles zu verzeihen. “Nun aber sollten wir von anderen Dingen reden, wenngleich ich diese Unterhaltung noch stundenlang fortsetzen könnte. Sir Arthur, dessen richtiger Name Thomas Ballard lautet, hat schwere Schuld auf sich geladen und wird möglicherweise sogar wegen seiner Verbrechen am Galgen enden. Niemand wird deshalb erwarten, dass du an der Verlobung festhältst.”
    “Heißt das, ich bin frei?”
    “Ja. Es wird keine Hochzeit geben, zumindest unter gar keinen
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