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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall
Autoren: Mary Nichols
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doch nicht heiraten, nicht wahr?”
    “Ich weiß nicht.” Freddie musste nun sogar rennen, um dem Freund folgen zu können. Sie verließen jetzt die Landstraße und schlugen einen Pfad ein, der zur Rückseite von Sir Arthurs Haus führte. “Vielleicht denkt sie, dass ihr keine andere Wahl bleibt.”
    “Dann können wir nur hoffen, dass wir noch zur rechten Zeit kommen.”
    “Was hast du denn vor?”
    “Die Eheschließung verhindern, was denn sonst. Ich kann es nicht zulassen, dass sie sich an diesen Schurken wegwirft, nur um deinen oder meinen Hals zu retten. Lieber würde ich sterben.”
    Freddie starrte ihn an und schlug sich dann gegen die Stirn. “Du liebst sie also auch?” Plötzlich war ihm die Eile des Freundes verständlich geworden.
    “Ja. Und deshalb müssen wir die Hochzeit vereiteln.”
    “Wenn es nur nicht zu spät ist”, murmelte Freddie sorgenvoll.
    “Lass diese Schwarzseherei!”, fuhr Ralph ihn an. “Sage mir lieber offen und ehrlich, auf wessen Seite du stehst.”
    “Auf deiner natürlich. Danach hättest du gar nicht zu fragen brauchen. Aber ich denke, uns könnte etwas mehr Unterstützung von Nutzen sein.”
    “Keine Angst, soviel ich weiß, ist sie bereits auf dem Weg.”
    Inzwischen hatten die beiden Sir Arthurs Anwesen erreicht, und Ralph blieb schwer atmend stehen. “Wo würde er sie festhalten? In welchem Raum? Was meinst du?”
    “Sicherlich irgendwo in dem rückwärtigen Flügel. Die vorderen Räume hat er seinen öffentlichen Auftritten vorbehalten und den Besuchen der ehrenwerten Bürger von Colston und Umgebung. Außerdem will er bestimmt vermeiden, dass seine Töchter aufwachen.”
    “Wie viel Männer stehen ihm zur Verfügung?”
    “Die Diener natürlich. Aber ich weiß nicht, inwieweit er sich auf sie verlassen kann. Dann sind da noch Daniel und Joe. Aber Joe ist ja sicher in den Händen von Robert Dent, wie ich hoffe. Und schließlich der Comte de Carlemont. Ich glaube, er ist derjenige, der die Fäden in der Hand hat. Er war auch Gastons Kontaktmann und hat die Abnahme und die Bezahlung der Schmuggelware organisiert.”
    Ralph hatte über der Unterhaltung mit Freddie die von Robert Dent angekündigte Unterstützung aus London ganz und gar vergessen gehabt. Jetzt aber fiel ihm dieser Gedanke schwer auf die Seele. Zweifellos würden es Mitarbeiter des Geheimdienstes sein, und wie sehr er auch Hilfe benötigte, wünschte er dessen ungeachtet vor allem, dass Lydia und ihr Bruder sicher daheim wären, bevor diese Leute hier eintrafen. Es ging ihm doch lediglich darum, Thomas Ballard aus dem Weg zu räumen.
    “Also, dann zeige mir den Weg”, wies er Freddie an.
    An einem der Fenster im Erdgeschoss war ein leichter Lichtschimmer hinter den dicken Gardinen zu sehen, die weitere Einblicke in das Innere unmöglich machten. “Es ist ein kleines Wohnzimmer”, flüsterte Freddie. “Ich habe da in den letzten zwei Tagen als Gast von Sir Arthur meine Mahlzeiten verzehrt und mich mit ihm unterhalten. Wahrscheinlich hat er sie dorthin gebracht. Diese Tür da drüben”, er wies auf eine etwas entfernter liegende schmale Tür, “führt auf einen Korridor, von dem aus das Zimmer zu erreichen ist.”
    “Wird es bewacht?”
    “Bisher nicht. Sir Arthur schien voll auf seine Position in der Gemeinde zu vertrauen und fühlte sich zudem in der Lage, jede unangenehme Frage mit einer wohltönenden Phrase zu beantworten.”
    In diesem Augenblick ertönte Pferdegetrappel und das Rattern von Rädern. Während die beiden Männer sich in den Schatten eines Jasmingebüsches begaben, bog eine Kutsche um die Hausecke. “Wer um alles in der Welt mag das sein um diese Stunde?”, flüsterte Ralph. “Geh und sieh nach, Freddie. Ich werde versuchen, in das Haus zu gelangen.”
    “Hast du nicht Angst, dass ich mich davonmache? Oder dass ich die Diener alarmiere?”
    “Rede keinen Unsinn. Du liebst doch deine Schwester, nicht wahr?”
    “Selbstverständlich.”
    “Also, dann lauf los.”
    Als Freddie verschwunden war, kroch Ralph langsam auf die bewusste Tür zu. Vorsichtig drückte er auf die Klinke. Die Tür ließ sich ohne weiteres öffnen. Mit zwei Schritten war er im Haus und ertastete sich seinen Weg durch den Korridor, der nur von einer winzigen Lampe am anderen Ende ein wenig erhellt wurde. Wenn Lydia nur nichts zugestoßen ist, wenn ich sie nur heil und gesund vorfinde, dachte er unaufhörlich. Endlich hatte er die Stelle erreicht, an welcher sich das kleine Wohnzimmer befinden
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