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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G.
Autoren: Welt in Flammen
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erhoben.
    »Ransom ...!« zischte er.
»Verschwinden Sie ...!« Sein Gesicht war dunkelrot vor Zorn. »Ich lasse mir
mein Wasser nicht stehlen! Verschwinden Sie, habe ich gesagt!«
    »Richard, um Gottes willen ...«
Ransom stand auf. Hinter ihm polterten die Steine, dann erschien der Junge
wieder. Er trug eine offenbar tote Möwe in den Händen.
    Lomax starrte ihn an, als habe er
einen lebenden Alptraum vor sich. Dann holte er mit dem Spazierstock aus und
wollte den Jungen schlagen. Der Kleine trat einen Schritt zurück, erwiderte
unerschrocken seinen Blick und öffnete die Hände. Der Vogel flog kreischend auf
und streifte fast Lomax' Kopf.
    Von den Dünen her ertönte ein lauter
Schrei. Quilter war nur noch hundert Meter weit entfernt und kam rasch auf
seinen Stelzen heran, wobei die Felle im Sonnenschein flatterten. Neben ihm
marschierte Whitman mit den Hunden, die Jonas von allen Seiten umringten und
immer wieder nach seinen Beinen schnappten.
    Lomax ließ Ransom stehen, drehte sich
auf dem Absatz um und rannte über den Sand davon. Die Hunde rissen sich von der
Leine los und rasten hinter ihm her, während Quilter auf seinen Stelzen
Zweimeterschritte in die gleiche Richtung machte. Als Whitman die Leine aufhob,
traf Jonas ihn mit einem gewaltigen Faustschlag am Nacken. Whitman kam rasch
wieder auf die Beine, aber Jonas riß sich das Netz von der Schulter und brachte
ihn damit nochmals zu Fall. Dann raffte er sein Netz an sich und rannte auf
seinen langen Beinen fort.
    Als Lomax seinen Pavillon schon fast
erreicht hatte, drehte er sich nach den Hunden um, zog eine Handvoll
Knallkörper aus der Tasche und warf sie ihnen vor die Schnauzen. Die Meute wich
erschrocken zurück, aber Quilter rannte an ihr vorbei durch den Rauch der
Detonationen.
    Er streckte eine Hand nach Lomax aus.
In diesem Augenblick blitzte etwas wie Silber auf, als eine lange Klinge aus
Lomax' Spazierstock sprang. Der Architekt machte einen schulmäßigen Ausfall und
traf Quilter an der Schulter. Bevor Quilter sich erholt hatte, verschwand Lomax
in seinem Pavillon.
    Quilter betrachtete nachdenklich das
Blut an seiner Hand und kehrte langsam ans Schwimmbecken zurück, während hinter
ihm Gongs und Glocken ertönten. Er warf Ransom einen kurzen Blick zu, strich
dem Jungen über den Kopf und rief Whitman etwas zu. Die beiden Männer pfiffen
nach den Hunden und gingen den Fluß entlang in die Richtung, in die Jonas
geflohen war.
     
    Als sie eine Stunde später noch immer
nicht zurückgekehrt waren, trug Ransom den Kleinen ins Schwimmbecken hinunter.
    »Nur herein, Doktor«, empfing Miranda
ihn, als er die Decken zur Seite schob. »Hat Richard wieder eines seiner Galafeuerwerke
abgebrannt?«
    »Wahrscheinlich das letzte«,
antwortete Ransom. »Die Vorstellung war diesmal durchaus nicht amüsant
gemeint.«
    Miranda wies ihm mit einer kurzen
Handbewegung einen Stuhl an. In dem abgeteilten Raum hinter dem Vorhang spielte
Mrs. Quilter mit den Kindern. Miranda richtete sich auf einem Ellbogen auf. Bei
diesem Anblick fühlte Ransom sich an einen großen Seehund erinnert, der am
Boden des Schwimmbeckens ruhte. Mirandas Gesicht schien jeden Tag kleiner zu
werden, denn Augen, Nase und Mund verschwanden in einer gewaltigen Fettschicht,
die sie bedeckte und ihre Konturen verwischte, wie der Sand die Umrisse aller
Gegenstände im und am Fluß unter sich begraben hatte.
    »Ihr Bruder ist von der Vorstellung
besessen, das Wasser im Reservoir sei sein persönliches Eigentum«, sagte
Ransom. »Haben Sie Einfluß auf Quilter? Wenn Richard ihn weiterhin provoziert,
kommt es noch zu einem Blutbad.«
    »Machen Sie sich deswegen keine
Sorgen.« Miranda tat seine Befürchtungen mit einer kurzen Handbewegung ab.
»Quilter ist nur ein großes Kind. Er könnte keine Fliege umbringen.«
    »Miranda, ich habe aber selbst
gesehen, daß er eine Möwe mit einer Hand zerdrückt hat.«
    Miranda blieb unbeirrt. »Damit
beweist er nur, daß er den Vogel versteht. In gewisser Beziehung ist das sogar
ein Zeichen dafür, daß er die Möwe liebt.«
    »Das ist aber eine schreckliche
Liebe«, stellte Ransom fest.
    »Finden Sie das wirklich?« fragte
Miranda. Sie beobachtete lächelnd seine Reaktion. Bevor Ransom antworten
konnte, wurde ihre Unterhaltung gestört.
    »Doktor!« Ransom sah auf und erkannte
Mrs. Quilters erschrockenes Gesicht. »Hier läuft irgendwo Wasser!«
    Ransom sprang auf und schob die
Abdeckung beiseite. Wasser flutete in breitem Strom über den Rand des
Schwimmbeckens,
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