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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G.
Autoren: Welt in Flammen
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Pavillons erreicht hatte, lief Lomax hinter ihm her.
»Gehen Sie noch nicht, Sie sind der einzige Mensch, dem ich hier trauen kann!«
Lomax hielt ihn am Ärmel fest. Seine Stimme sank zu einem geheimnisvollen
Flüstern herab. »Sie wollen mich ermorden, Charles, oder ein Tier aus mir
machen. Sehen Sie sich nur an, was er aus Miranda gemacht hat.«
    Ransom schüttelte den Kopf. »In
dieser Beziehung bin ich anderer Meinung, Richard«, sagte er. »Ich finde sie
schön.«
    Lomax starrte sprachlos hinter ihm
her. Ransom ging durch den Sand davon. Auf der Düne neben dem Schwimmbecken, wo
vorher das Feuer gebrannt hatte, stand Quilter auf seinen Stelzen. Die
Federkappe mit dem Schwanenhals zeichnete sich deutlich gegen den Abendhimmel
ab.

14
     
     
    Ransom blieb in der folgenden Woche
bei Quilter und Miranda und beobachtete, wie Richard Lomax allmählich verfiel.
Ransom hatte sich dafür entschieden, seine Wanderung so bald wie möglich durch
das ausgetrocknete Seebett fortzusetzen, hörte aber nachts immer wieder Löwen
zwischen den weißen Dünen brüllen. Dann erschien Jonas in der Dämmerung auf der
Uferstraße und rief den Löwen mit seiner tiefen Stimme etwas zu, auf das sie
knurrend antworteten. Ihr Überleben, das die Auffassung des Predigers, es müsse
irgendwo einen Fluß oder See geben, hinreichend zu untermauern schien, hatte
Ransom davon überzeugt, er müsse seine unterbrochene Suche fortsetzen, sowie er
wieder bei Kräften war.
    Tagsüber saß er am Rand des
Schwimmbeckens im Schatten unter der ehemaligen Loggia. Morgens begleitete er
Whitman und Quilter in die Stadt, um dort nach Essen zu suchen. In
unregelmäßigen Abständen waren zwischen den Dünen tiefe Schächte niedergebracht
worden, die zu den Kellern verschütteter Häuser führten. Sie kletterten in
diese Schächte hinunter und krochen in horizontaler Richtung weiter, bis sie
auf alte Kühlschränke oder Tiefkühltruhen stießen, wo sie einige Konservendosen
aus dem Sand gruben. Meistens war ihr Inhalt bereits verdorben und wurde den
Hunden vorgeworfen oder einfach zwischen den Ruinen zurückgelassen, bis die
Vögel kamen. Ransom war durchaus nicht überrascht, als er feststellte, daß
Quilter kaum für einen Tag Lebensmittelvorräte besaß und daß er kaum Interesse
daran zu haben schien, sie weiter aufzufüllen. Quilter schien sich damit
abgefunden zu haben, daß er der Wüste ausgeliefert sein würde, sobald der
letzte Tropfen Wasser verdunstet oder getrunken war. Offensichtlich rechnete er
damit, daß der ausgetrocknete Fluß ihn nun zu seinen eigenen Bedingungen
annehmen würde.
    Quilter hatte seiner Mutter einen
kleinen Verschlag in der Eingangshalle der Villa errichtet, wohin sie sich
abends zurückzog, nachdem sie den Tag bei Miranda und den Kindern verbracht
hatte.
    Ransom schlief in einem der
Autowracks neben dem Schwimmbecken. Whitman hatte bisher in dem anderen
gehaust, aber nach Ransoms Ankunft zog er mit seinen Hunden um und lebte jetzt
nur fünfzig Meter von Lomax' Pavillon entfernt in einem ausgetrockneten
Brunnen. Er blieb dort sehr für sich und reagierte ablehnend auf Ransoms
Versuche, ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen.
    Im Gegensatz dazu verbrachte Quilter
die meiste Zeit am Rand des Schwimmbeckens. Offenbar wollte er zu irgendeinem
Verhältnis mit Ransom kommen, fand aber trotz aller Anstrengung einfach keinen
Berührungspunkt. Gelegentlich ließ er sich nur wenige Meter von Ransom entfernt
im Sand nieder und ließ die Kinder über seine Schultern klettern, wobei sie an
den Fellen zogen und die Federkappe vorsichtig berührten.
    In unregelmäßigen Abständen wurde
diese friedvolle häusliche Szene dadurch gestört, daß Richard Lomax auftauchte.
    Seine Vorstellungen – Ransom sah sie
jedenfalls als Auftritte eines Schauspielers an – waren im Grunde genommen immer
gleich. Gegen Mittag bewegte sich plötzlich etwas in seinem Pavillon, dann
ertönten Gongs und Glocken aller Art. Quilter hörte sich den Lärm ruhig an und
zeichnete dabei seltsame Figuren in den Staub, über die seine Kinder lachten.
Dann stieß Lomax einen lauten Schrei aus und zündete gleichzeitig eine
Feuerwerksrakete. Sie zischte über die weißen Dünen davon und hinterließ eine
lange Rauchspur, die sich in der unbeweglichen heißen Luft nur langsam
auflöste. Schließlich erschien Lomax selbst in seinem lächerlichen Seidenanzug
vor dem Miniaturtempel. Er runzelte wütend die Stirn, fuchtelte heftig mit den
Armen, rief Quilter Schimpfworte zu und
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