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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G.
Autoren: Welt in Flammen
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wies dabei immer wieder auf das
Reservoir. Während Quilter sich gelassen auf einen Ellbogen zurücklehnte,
schlich Whitman mit den Hunden näher an Lomax heran.
    Lomax' Tirade war unterdessen noch
lauter und ausfallender geworden, wobei sein Gesicht sich so heftig verzerrte,
daß es einer grotesken Maske glich.
    Als die Kinder schließlich vor Angst
leise zu weinen begannen, gab Quilter Whitman ein Zeichen. Der Einarmige ließ
daraufhin einen Hund von der Leine. Der Hund raste wie ein weißer Blitz auf
Lomax zu, der rasch wieder in seinem Pavillon verschwand und die Tür vor der
Nase des Angreifers zuwarf, während der Hund enttäuscht zu kläffen begann.
    Dann herrschte wieder völlige Ruhe
bis zum nächsten Vormittag, an dem sich der Auftritt wiederholte. Obwohl Lomax
mit seinen Grimassen und Feuerwerksraketen in den ersten Jahren die meisten
Nomaden erfolgreich vertrieben haben mußte, die zufällig auf diese Oase
gestoßen waren, schien Quilter völlig immun dagegen zu sein. Er hockte die
meiste Zeit mit nachdenklich gerunzelter Stirn am Rand des Schwimmbeckens und
dachte offenbar über die kommende Krise und ihre Auswirkungen auf seine Existenz
nach. Dazwischen spielte er mit den Kindern oder Vögeln, die in seine Nähe
kamen, um das ranzige Fleisch aufzupicken.
    Whitman und Ransom behandelte er
immer mehr auf die gleiche Art, indem er sie mit seinem langen Stab in die
Flucht schlug, sobald sie ihm den Weg versperrten. Ransom fand sich vorläufig
mit diesen Schlägen ab, weil er sich eine mögliche gemeinsame Zukunft, in die
Quilter sie vielleicht alle führen würde, nicht verbauen wollte. Nur mit
Miranda verlor Quilter nie die Geduld. Die beiden saßen gemeinsam am Boden des
Schwimmbeckens, während draußen das Wasser im Reservoir verdunstete und die
Dünen immer näher rückten, als seien sie die letzten Nachkommen Adams und Evas,
die das Ende der Welt erwarteten.
    Ransom hatte Philip Jordan und Catherine
nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nur einmal glaubte er im Morgengrauen einen
jungen Mann am Reservoir zu sehen, der eine Wasserflasche füllte. Quilter
schien ihn nicht bemerkt zu haben, und als Whitman die Hunde losließ, war die
dunkle Gestalt bereits zwischen den Dünen verschwunden.
    Catherine Austen zeigte sich nie,
aber nachts kamen die Löwen immer näher und brüllten schon an der Uferstraße.
     
    »Quilter, du abscheuliches Ungeheuer!
Komm her, Kaliban, hier steht dein Meister!«
    Ransom saß am Rand des Schwimmbeckens,
kümmerte sich nicht um das Geschrei aus dem Pavillon und spielte mit Quilters
ältestem Kind. Der Fünfjährige war sein liebster Gefährte geworden. Wenn Ransom
beide Hände ausstreckte, sah ihm der Kleine scharf in die Augen und berührte
dann jedesmal die Hand, in der ein Stein lag. Gelegentlich wählte er aus
Mitleid allerdings absichtlich die falsche Hand.
    »Kaliban! Ich warne dich zum
letztenmal ...!«
    Ransom sah zu Lomax hinüber, der sich
diesmal fast zwanzig Meter von seinem Pavillon entfernt hatte. Sein Anzug
glitzerte in der Sonne. Lomax stolzierte gravitätisch auf und ab, schwenkte
einen Spazierstock mit silberner Krücke und schien sich völlig sicher zu
fühlen.
    »Quilter ...!« Lomax' Stimme
überschlug sich fast. Quilter war irgendwohin verschwunden, und er sah nur
Ransom zwischen den umgestürzten Säulen der Loggia sitzen.
    Ransom nickte dem Kleinen aufmunternd
zu und sagte: »Weiter. In welcher Hand?« Der Junge lächelte breit und
beobachtete ihn mit großen Augen, als warte er auf die Enthüllung eines
Geheimnisses. Dann schüttelte er den Kopf und hielt beide Arme hinter dem
Rücken versteckt. Ransom öffnete zögernd die leeren Hände, und der Kleine
nickte zufrieden.
    »Ganz nett«, stellte Ransom fest. Er
zeigte auf Lomax, der sich noch immer nicht beruhigt hatte. »Dein Vater scheint
es mit der gleichen Methode zu versuchen. Aber ich fürchte fast, daß Mister
Lomax nicht so intelligent wie du ist.« Er nahm eine Blechschachtel aus der
Tasche und öffnete sie. Die Schachtel enthielt zwei Stücke getrocknetes Fleisch.
Nachdem er sich die Finger abgewischt hatte, gab er eines davon dem Jungen.
    Der Kleine verschwand wortlos damit
hinter der nächsten Düne.
    Ransom lehnte sich gegen eine Säule.
Er überlegte eben, wann er die Oase verlassen und sich in die Löwengrube wagen
sollte, als er plötzlich einen heftigen Schlag auf den linken Oberarm erhielt.
    Als er aufsah, stand Richard Lomax
über ihm und hatte den Spazierstock zu einem zweiten Schlag
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