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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G.
Autoren: Welt in Flammen
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ihn
zwischen den Ruinen etwa dreißig Meter vom Ufer entfernt in die Enge. Hinter
ihm auf den Dünen war Miranda mit Mrs. Quilter und den Kindern erschienen. Sie
ließen sich im Sand nieder und sahen zu.
    Lomax klopfte sich die Knie ab und
zog seine Spitzenmanschetten aus den Ärmeln. Quilter wartete zehn Meter vor
ihm, während Whitman mit dem stoßbereiten Bajonett in der Hand auf ihn
zuschlich. Lomax wich ungeschickt aus und schlug Whitman seinen Stockdegen über
den Kopf.
    »Richard!«
    Lomax drehte sich nach seiner
Schwester um, erkannte sofort, daß er damit einen Fehler gemacht hatte, und
wollte wieder in Verteidigungsstellung gehen. In diesem Augenblick war Whitman
bereits heran, schlug ihm die Klinge aus der Hand und stieß ihm das Bajonett
bis zum Heft in die Brust. Lomax schrie auf und stolperte rückwärts gegen eine
niedrige Mauer. Whitman ließ den Stockdegen fallen, den er aufgehoben hatte,
bückte sich nach Lomax' Füßen und zog sie mit einem Ruck hoch, so daß sein
Gegner in den alten Schacht stürzte, der unmittelbar hinter der Mauer begann.
Eine riesige weiße Staubwolke breitete sich über der engen Öffnung aus, als
Lomax heftig mit den Beinen strampelte, wodurch er nur noch tiefer im Schacht
versank.
    Die Staubwolke sank langsam in sich zusammen
und schwebte schließlich wie ein leichter Nebel über der Öffnung. Dann war
keine Bewegung mehr zu erkennen.
    Ransom wollte zum Haus zurückgehen
und merkte erst dann, daß Miranda und die Kinder noch immer auf der Düne
hockten. Er sah zum Fluß hinüber und hoffte dabei, Philip Jordan oder Catherine
würden dort auftauchen, aber die beiden waren am Ufer verschwunden. Die Dünen
lagen bewegungslos in der heißen Sonne.
    Er sah Whitman entgegen, der sein
Bajonett stoßbereit in der Hand hielt, während er vorsichtig herankam. Quilter
starrte das leere Reservoir an, das bereits an den Rändern weiß zu werden
begann.
    Whitman holte mit dem Bajonett aus
und schien enttäuscht zu sein, als Ransom sich nicht wehrte. »Quilt ...?« rief
er.
    Quilter ging auf das Haus zu und drehte
sich nur kurz nach Whitman um. Dann machte er eine resignierte Handbewegung.
»Laß ihn in Ruhe«, sagte er. Ransom sah ihm verblüfft nach, denn Quilter war
zum erstenmal in den langen Jahren ihrer Bekanntschaft völlig gelassen und fast
heiter, als sei endlich eine schwere Last von seinen Schultern genommen.

15
     
     
    Die Vögel waren längst verschwunden.
Überall bewegten sich Licht und Schatten unendlich langsam. Seitdem die Dünen
der Oase nicht mehr durch verdunstendes Wasser gekühlt wurden, reflektierten sie
die Hitze wie glühende Asche. Ransom ruhte unter der Loggia am Schwimmbecken.
Die zeitlose Welt, in der Quilter lebte, bildete jetzt auch sein Universum, das
keine Störungen von außen hatte. Nur der Schatten des durchlöcherten Daches
über seinem Kopf, dessen Länge und Durchmesser sich veränderten, erinnerte ihn
an die Bewegung der Sonne.
    Als Mrs. Quilter am nächsten Tag
starb, half Ransom bei der Beerdigung. Miranda war zu müde und erschöpft, um
sie zu begleiten, aber Whitman und Ransom trugen die Alte auf ein Brett
zwischen sich. Sie gingen hinter Quilter her zum Friedhof in der Stadt und
warteten dann, während er nur seinem langen Stab unter den Ruinen nach einem
Auto suchte. Wie er Ransom bereits erzählt hatte, waren die meisten schon voll,
aber schließlich fanden sie doch einen leeren Wagen und begruben Mrs. Quilter
in einer großen alten Limousine. Als sie dann den Sand über dem Dach
einebneten, streuten die Kinder Papierschnitzel darüber.
     
    Wenig später brach Philip Jordan auf,
um nach seinem Vater zu suchen. Er kam noch einmal in die Oase und
verabschiedete sich von Ransom. Der junge Mann kniete neben ihm und hielt eine
Wasserflasche an seine Lippen.
    »Es ist mein letztes Wasser, aber
irgendwo dort draußen muß es einen Fluß geben. Quilter hat mir erzählt, daß
mein Vater ihn selbst gesehen haben soll. Wenn ich ihn treffe, können wir
gemeinsam danach suchen. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages dort, Doktor.«
    Philip Jordan erhob sich wieder, und
Ransom erkannte weit hinter ihm auf einer Düne Catherine Austen. Sie winkte ihm
kurz zu und sah dann dem jungen Mann entgegen. Als Philip vor ihr stand, hob
sie ihre Peitsche und trieb die weißen Löwen an, die neben ihr im Sand gelegen
hatten.
     
    Als in der gleichen Nacht ein
Sandsturm aufkam, ging Ransom an den See hinunter und beobachtete die langen
Staubfahnen über den Dünen.
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