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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G.
Autoren: Welt in Flammen
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verschwunden war. Whitman
ging fluchend zu den Hunden und versetzte jedem einen kräftigen Fußtritt.
Quilter sah Jonas ungerührt nach.
    »Sucht er immer noch nach seinem
Meer?« fragte Ransom.
    »Er hat es gefunden«, antwortete
Quilter.
    »Wo?«
    Quilter wies auf den See hinaus,
dessen weiße Dünen in der grellen Sonne leuchteten.
    »Ist das sein Meer?« fragte Ransom,
als sie weitergingen. »Warum bleibt er denn nicht dort?«
    Quilter zuckte mit den Schultern.
»Wegen der Löwen«, sagte er und ging weiter.
     
    Hundert Meter vor ihnen, wo zwischen
dem Schwimmbecken und der östlichen Begrenzung des Grundstücks ebenes Land lag,
stand ein kleiner Pavillon in einer Senke zwischen den Dünen und funkelte in
der Sonne. Er war aus verchromten und vielfarbig lackierten Autoteilen
konstruiert worden – aus Kühlerverkleidungen, Scheinwerfern,
Lautsprecherziergittern und ähnlichen Teilen –, die so geschickt
zusammengesetzt waren, daß man aus der Ferne den Eindruck haben konnte, vor
einem juwelenbesetzten Miniaturtempel zu stehen. Der Pavillon erhob sich wie
ein glitzernder Edelstein aus den Sanddünen.
    Quilter blieb fünfzig Meter davor
stehen. »Lomax«, sagte er und wies mit dem Daumen darauf. »Richten Sie ihm aus,
daß er ertrinken wird, wenn er nicht bald Wasser findet.«
    Nachdem er Ransom dieses Rätsel
aufgegeben hatte, stelzte er davon.
    Ransom stapfte durch den Sand weiter.
Während er sich dem Pavillon näherte, verglich er diese Konstruktion mit den
jämmerlichen Hütten, die er an der Küste aus dem gleichen Material gebaut
hatte.
    Er erreichte den prächtig
ausgeschmückten Vorraum und sah hinein. Hier waren die Wände mit gebogenen
Chromstreifen verziert. Gläser aus Autoscheinwerfern waren in
Kühlerverkleidungen montiert und bildeten eine fortlaufende Wand, durch die das
Sonnenlicht auf den Fußboden aus Sand fiel. Eine andere Wand bestand aus
Radioziergittern, deren Knöpfe so angebracht waren, daß sie astrologische
Zeichen darstellten.
    Eine innere Tür wurde geöffnet. Aus
dem Schatten tauchte eine plumpe Gestalt auf und griff nach Ransoms Arm.
    »Charles, mein lieber Junge! Ich habe
schon gehört, daß Sie hierher unterwegs waren! Wie ich mich freue, Sie wieder
einmal zu sehen!«
    »Richard ...« Ransom starrte Lomax
einige Sekunden lang sprachlos an, während der Architekt ihn seinerseits
verwundert betrachtete und über seine abgerissene Kleidung zu staunen schien.
Lomax war inzwischen völlig kahl geworden, hatte aber seine rosige Haut trotz
Sand und Wind behalten, so daß er jetzt an eine attraktive, aber haarlose Frau
erinnerte. Er trug einen hellgrauen Seidenanzug, ein mit Rüschen besetztes
Rohseidenhemd und eine elegant geknüpfte Künstlerkrawatte, in der eine riesige
Perle steckte. In dieser Aufmachung wirkte er auf Ransom wie eine verblüffende Mischung
aus Jahrmarktsschreier, Riesendame, Falschspieler und Transvestit, die mitten
in der Wüste mit einem bunten Wunderpravillon gestrandet war.
    »Was haben Sie denn, Charles?« Lomax
trat einen Schritt zurück. Seine Augen über der markanten Adlernase waren noch
immer so scharf wie früher. »Erinnern Sie sich nicht mehr an mich?« Er grinste,
als freue er sich über die Gelegenheit, seine Antwort selbst vorzubereiten.
»Oder liegt es daran, daß Sie sich an mich erinnern?«
    Er kicherte vor sich hin und führte
Ransom durch den Pavillon in einen kleinen Hof an der Rückseite des Gebäudes,
wo die Überreste eines Brunnens mit einem Ziergarten aus Chrom und Glasteilen
umgeben waren.
    »Nun, Charles, was gibt es Neues?
Haben Sie Wasser mitgebracht?« Er druckte Ransom in einen Stuhl und hielt dabei
seinen Arm umklammert. »Ich habe weiß Gott lange genug gewartet.«
    Ransom befreite seinen Arm. »Sie
werden weiter warten müssen, fürchte ich, Richard. Nach all diesen Jahren
klingt es vielleicht wie ein schlechter Witz, aber wir sind von der Küste
hierhergekommen, um nach Wasser zu suchen.«
    »Was?« Lomax drehte sich auf dem
Absatz um. »Wovon reden Sie überhaupt? Sie müssen übergeschnappt sein. Hier
gibt es in hundert Meilen Umkreis keinen Tropfen Wasser!« Er ballte wütend die
Fäuste. »Was haben Sie dagegen unternommen?«
    »Gar nichts«, antwortete Ransom
wahrheitsgemäß. »Wir haben kaum genügend Wasser destillieren können, um am
Leben zu bleiben.«
    Lomax nickte langsam und schien sich
wieder beruhigt zu haben. »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Ganz offen
gesagt, Charles, sehen Sie einfach fürchterlich aus. Sie
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