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Bahnen ziehen (German Edition)

Bahnen ziehen (German Edition)

Titel: Bahnen ziehen (German Edition)
Autoren: Leanne Shapton
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schwarzer Matrose auf einem krängenden Boot, umgeben von Haien, während ein Tornado naht und inder Ferne eine Fregatte zu sehen ist. Haie ( Das Wrack ), vierzehn Jahre früher gemalt, zeigt ein dahintreibendes leeres Boot, bedrängt von sich windenden Haien, von denen einer, den Bauch entblößt, das Boot fast zum Kentern bringt.
    Beides sind seltsame, unheimliche Bilder, das eine zeigt einen Mann zwischen unwahrscheinlicher Rettung und grausamem Tod, das andere einen einsamen Schiffsrumpf, der der Verwüstung durch die Natur ausgeliefert ist. Die merkwürdig passiven und aggressiven Posen der Haie in Haie erinnern an den unglückseligen Waisen und den Raubfisch auf John Singleton Copleys dramatischem Gemälde Watson und der Hai aus dem Jahr 1778, auf dem zu sehen ist, wie der vierzehnjährige Brook Watson, Besatzungsmitglied eines Handelsschiffs, von einem Hai angegriffen wird, während ihn mehrere Männer in einem kleinen Boot zu retten versuchen.
    Watson ist nackt, seine Kehle ungeschützt, der Rücken durchgedrückt, die Arme verzweifelt in Richtung der Männer geworfen, hilflos und in Todesgefahr. Man sieht die Verzweiflung in den Augen der Retter, das kalte, gähnende Maul des Hais, die glitzernden Zähne. Watsons Haltung zeigt Verwundbarkeit und sexuelle Ekstase. (Am Ende verlor Watson einen Teil seines rechten Beins, doch er überlebte und wurde 1796 Oberbürgermeister von London.)
    Homers und Copleys Hai-Gemälde waren jeweils diejenigen, die den Künstlern den dauerhaftesten Ruhm einbrachten. 2007 wurden Golfstrom und Watson und der Hai neben Damien Hirsts Tigerhai in Formaldehyd im Metropolitan Museum of Art ausgestellt. Der Titel, den Hirst seiner Arbeit von 1991 gab, ist merkwürdig zärtlich: Die physische Unmöglichkeit des Todes in der Vorstellung eines Lebenden . Wie Benchley versucht Hirst, das Unerträgliche zu umschreiben. Es ist der Hai, der seinen Namen nicht zu nennen wagt: Liebe.

V ALS

B ADEN
    Der Titel des Buchs lautet Zweminrichtingen: Swimming Pools . Ein Aufkleber auf der Rückseite zeigt, dass es bei David Mirvish Books on Art in Toronto gekauft wurde. Der blassgrüne Band enthält eine Sammlung von Daria Scagliolas Schwarzweißfotografien von dreißig niederländischen Schwimmbädern, erschienen 1991. Die Fotos, an denen ich hängenbleibe, sind die von öffentlichen Schwimmbädern aus den 1930er Jahren oder früher. Sie sind unbevölkert, ordentlich gefliest, und am Beckenrand sind in sauberen Blockbuchstaben Markierungen angebracht. Andere Fotos zeigen verlassene Freibäder, Unkraut, das zwischen Betonfliesen wuchert, der Wasserstand irritierend niedrig; es ist, wie ein unrasiertes Bein zu sehen oder einen stehen gelassenen Drink. Als ich die Fotos betrachte, denke ich an die Geister nordeuropäischer Schwimmer und vergangener Sommer, vage auch an den Zweiten Weltkrieg.
    Als ich das Buch 1997 bekam, zeigten mir die niederländischen Schwimmbäder im kühlen, scharfen Stil der Schule von Bernd und Hilla Becher eine fehlende Perspektive auf meine Identität als Schwimmer; sie lieferten Romantik und Distanz und sprachen meine künstlerische Seite mehr an, als es die Baumwollsweatshirts getan hatten. Die Widmung lautete:»Leanne, du hast dieses Buch einmal erwähnt. Ich hoffe, es ist das Richtige, sonst war ich ein Dummkopf. Die zweite Hälfte des Geschenks ist die unbegrenzte Benutzung eines Swimmingpools in Ajax. Ein Pool, in dem du dich ebenso anmutig bewegen wirst, wie ich es auf der Tanzfläche zu tun hoffe. Frohe Weihnachten 1997. Alles Liebe, Brendan.«
    In seinem Buch Gold in the Water: Die wahre Geschichte gewöhnlicher Menschen und ihres Traums von olympischem Ruhm begleitet P.H. Mullen ein Schwimmteam aus Südkalifornien durch die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2000. Einer von ihnen, Tate Blahnik, ist ein launischer einsamer Wolf, den Mullen als einen sich selbst zerfleischenden Hinterfrager von Autoritäten beschreibt. Er wird als das größte Naturtalent der Schwimmer dargestellt, doch er ist ein widerwilliger Champion, ein Sportler, der das Training hasst. Die anderen, die, die immer das Richtige sagen und denken, sind vorhersehbar. Aber sie gewinnen. Blahnik verpasst die olympische Auswahl knapp und ist erleichtert, seine Schwimmkarriere zu beenden. Vielleicht entspringt meine Sympathie für den verhinderten Champion dem Neid der Besitzlosen, aber meine Neugier auf Sportler, die nicht Botschafter des guten Willens und der Motivation sind, ist unendlich.
    In The
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