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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau
Autoren: Rebecca Stein
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nicht verkneifen. »Du hast sexuelle Phantasien von uns beiden?« Mein Kichern wird zum unkontrollierbaren Glucksen.
    »War ja klar, dass dich das amüsiert.« Antje stößt sich vom Baum ab, stapft wütend wieder los, den Weg lang.
    Endlich bekomme ich mich wieder unter Kontrolle.
    »Entschuldige, das wollte ich nicht.« Wieder laufe ich Antje nach. Diesmal hole ich sie ein und kann, wenn auch nur mühevoll, mit ihr Schritt halten. »Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich meine – ich hatte auch schon solche Träume.«
    Antje bleibt stehen. »Ach ja?«
    »Ja.« Ich zucke mit den Schultern.
    »Pah«, macht Antje und stiefelt wieder los, Gott sei Dank nicht mehr in einem Tempo als müsse sie heute noch Timbuktu erreichen.
    Wir gehen schweigend nebeneinander her.
    »Über uns?«, fragt Antje nach einer Weile kleinlaut, wird noch langsamer.
    Kommt das Rot auf ihren Wangen eigentlich von der Sonne? Ich erinnere mich nicht, dass ihr Gesicht schon so gefärbt war, als sie aus dem Wasser kam und mich nass spritzte. Normalerweise bekommt Antje solche roten Wangen nur, wenn sie wegen irgendwas totales Herzklopfen hat. Zum Beispiel wenn die Ergebnisse der städtischen Matheolympiade bekannt gegeben werden und einer ihrer Mathezirkler sich für den Landesausscheid qualifiziert hat.
    Apropos Herzklopfen. Meines pocht gerade auch ziemlich heftig. Ich nicke.
    Antje erwidert nichts, schaut mich prüfend an. Ihre Schritte sind plötzlich lockerer.
    Wieder gehen wir schweigend nebeneinander her.
    Ich warte. Gebe Antje Zeit. Sie sortiert ganz sicher gerade die Dinge in ihrem Kopf neu. So wie ich es auch getan habe.
    Als wir uns dem Ende des Waldpfades nähern und damit das Dorf fast erreicht haben, werde ich unruhig. War das alles? Mehr kommt da nicht? Antje hat lesbische Phantasien. Das ist das ganze Geheimnis?!
    Ich schlucke. Mir wird mit einem Mal ganz flau im Magen.
    Das kann doch nicht alles sein!, ruft es hilflos in mir.
    Wir verlassen den Wald, kommen in die kleine Nebenstrasse, in der Otto seine Werkstatt hat. An der Weggabelung zur Hauptstrasse verabschiedet Antje sich überraschend. »Ich muss noch Wäsche bügeln.«
    Wäsche bügeln? Geht´s noch? Ich stehe am Rand der Verzweiflung und sie geht Wäsche bügeln?! »Kommst du später noch vorbei?«, ringe ich mir mühsam ab.
    »Heute nicht.« Antje zögert. »Ich bin etwas durcheinander. Aber ... gut, dass wir mal darüber geredet haben.«
    Da macht es irgendwie Klick in mir. Plötzlich bin ich stinksauer. »Gut, dass wir mal darüber geredet haben«, äffe ich nach. »Ja, super. Das hat mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt. Eine Freundin, die um ein paar lesbischer Phantasien so einen Aufstand macht. Echt Antje! Hättest du nicht einfach zu eurem Schulpsychologen gehen können, statt mir wochenlang Rätsel aufzugeben?«
    »Was regst du dich denn so auf?«
    »Aber ich rege mich doch nicht auf«, meine Stimme kippt vor Hysterie fast über und straft mich Lügen. »Wieso sollte ich? Dazu sind Freundinnen doch da. Dass man ihnen alles erzählt. Oder eben auch nicht. Wie es einem gerade passt. Aber bitte Antje - mache nie, nie wieder so blöde Andeutungen. Weißt du eigentlich, was ich alles durchgemacht habe, nur weil du mit ein paar wirren Phantasien nicht umgehen kannst? Und wieso musstest du mich auch noch küssen? Was sollte das?«
    Antje wird puterrot, schluckt, kneift den Mund zusammen, nagt an ihrer Unterlippe herum, aber mehr bringt sie nicht zu Stande. Kaum merklich schüttelt sie den Kopf.
    »Verstehe. Aktive Traumbewältigung. Wolltest dir beweisen, dass du mich küssen kannst und gar nichts passiert.«
    Antje sieht mich an. Ihr Blick fleht mich an aufzuhören, aber den Gefallen tue ich ihr nicht.
    »Aber dir haben die Knie gezittert und nun weißt du nicht warum. Ja?« Ich lache böse. »Recht geschieht dir, wenn du erschrocken bist. Dann ist deine Welt wenigstens genauso durcheinander wie meine.« 
    Damit lass ich sie stehen, gehe nach links die Strasse hinunter. Ich bin erst zwei Häuser weiter als mich mein barscher Ton schon wieder reut. Ich schaue mich um. Antje hat sich keinen Meter bewegt, ähnelt einem Häufchen Elend. So habe ich sie noch nie gesehen.
    Ich seufze und gehe zu ihr zurück. »Mensch Antje, verdammt, was ist denn los?«
    Antje starrt angestrengt auf ihre Schuhspitzen. »Wieso ist deine Welt durcheinander?«
    Weil ich mich mal wieder in die falsche Frau verliebt habe, aber das ist ja nichts neues. »Vergiss es. Ich komm schon damit
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