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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind
Autoren: Daniela Bär
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ihn beiseite.
    Den Rest des Abends saß Danielas Mutter auf dem Sofa und hatte ihren bösen Blick aufgesetzt. Kein Lächeln, keine nette Geste. Sie hatte nicht das bekommen was sie wollte und deswegen sprach sie auch in den nächsten Tagen kein einziges Wort mit ihrem Mann. Solange bis er einen neuen Wasserkocher besorgt hatte.
    Diesmal einen mit Schalter.

37
Gelbe Finger
    Daniela war fünfzehn Jahre alt und in ihrem Freundeskreis gab es einige Mädchen, die rauchten. Es war zwar verboten und man durfte sich nicht erwischen lassen, aber das war wohl der Reiz daran.
    Eines morgens traf sie sich mit ihrer besten Freundin, um gemeinsam zur Schule zu gehen. „Warte mal“, sagte Daniela und blieb vor einem Zigarettenautomaten stehen. Sie holte fünf Mark aus ihrer Hosentasche und steckte sie in den Schlitz. Dann zog sie an der Klappe, in der die beliebteste Marke der Teenager war und hielt dann das Päckchen Zigaretten in der Hand. „Hast du mal Feuer?“, fragte sie ihre Freundin. „Na klar.“ Es schmeckte nicht wirklich gut, aber fühlte sich klasse an. Irgendwie.
    Sie rauchten heimlich in der Schultoilette, auf dem Schulweg oder wenn sie sich in der Stadt trafen um über andere Leute zu reden. Daniela fühlte sich toll dabei, es wirkte cool und es machte sowieso fast jeder.
    Um durch den verräterischen Geruch nicht ertappt zu werden, hatte das Mädchen immer eine kleine Flasche Parfum dabei, mit dem sie ihre Finger einsprühte bevor sie nachhause kam.
    „Na, hast du schon gelbe Finger?“, fragte ihre Mutter. Daniela konnte mit dieser Frage nichts anfangen und setzte sich an den Esstisch. Niemand sagte etwas. Dann wurde ihr klar was gemeint war. Das Mädchen bekam Angst und starrte auf ihren Teller. Sie war ertappt worden.
    Nie wurde etwas direkt ausgesprochen, es gab nur irgendwelche Andeutungen, die man dann zuordnenmusste. So war es immer.
    „Wenn ich dich mal dabei erwische, dann gnade dir Gott!“, sagte die Frau, die auch heimlich rauchte. „Wenn du nicht damit aufhörst, sage ich es deinem Vater und du kannst dir deinen Rollerführerschein abschmieren!“ Wenn ihr Vater das erfahren würde, wäre er sauer und der Führerschein nur noch ein Traum. Also ließ sie es, bis auf ein paar Zigaretten in der Mädchentoilette der Schule.
    Als sie einige Monate später den Führerschein hatte, wurde die Drohung der Mutter unwirksam und Daniela rauchte wieder mehr.

38
Damit abgefunden
    Seit ihrem zwölften Lebensjahr begann Daniela sich mehr und mehr von der Familie zu distanzieren. Um der Mutter aus dem Weg zu gehen war sie selten zuhause. Meist traf sie sich mit Freundinnen in der Stadt um zu bummeln, man redete über alles Mögliche oder saß einfach nur da und beobachtete die Leute.
    Ihr Vater war nach wie vor kaum da, die Schwester für gemeinsame Interessen noch zu klein und mit der Mutter redete sie sowieso nur das Nötigste.
    War Daniela zuhause, zog sie sich meist in ihr Zimmer zurück. Hier war sie vor den Anfeindungen und Beleidigungen ihrer Mutter einigermaßen sicher.
    Als sie sechzehn Jahre alt wurde, bekam sie einen Motorroller geschenkt. Daniela war begeistert und unheimlich stolz darauf. Den Führerschein hatte sie schon gemacht und sie durfte sofort starten. Es war für sie ein Zeichen von Freiheit, denn sie konnte hinfahren wohin sie wollte und es beeindruckte natürlich auch die Freundinnen.
    Sie war immer seltener zuhause. An den Abenden traf sie sich mit ihrer Clique, an den Wochenenden übernachtete sie meist bei einer Freundin.
    Dort wurde ihr auch das erste Mal bewusst, wie andere Mütter mit ihren Töchtern umgingen. Sie redeten miteinander, es gab keine Anfeindungen oder Beleidigungen und der Umgang war irgendwie liebevoll. Daniela kannte so etwas nicht, aber es fehlte ihr auch nicht.
    Ihre Mutter hatte meistens ihren „bösen Blick“ aufgesetzt,interessierte sich nicht für die Belange ihrer Tochter und wenn sie miteinander sprachen, gab sie nur den neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft wieder.
    Daniela hatte sich damit abgefunden. Sie lebte ihr eigenes Leben, tat was sie für richtig hielt und nahm ihre Familie kaum noch wahr. Ihre Mutter interessierte es sowieso nicht mit wem sie sich traf und was sie tat, also erzählte sie auch nichts. Das Mädchen kam nur noch zum Schlafen und Essen nachhause. So war das eben.

Warum ich nie etwas sagte
    Ein Kind, dem immer das Gefühl gegeben wird schlecht, dumm, böse und nutzlos zu sein, glaubt irgendwann daran. Vor allen Dingen, wenn einem
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