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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind
Autoren: Daniela Bär
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auch schwerer. Das Mädchen kam mehr nach ihrem Vater, der stämmiger gebaut war.
    Mutter und Tochter standen sich gegenüber, zwischen ihnen der kleine Wohnzimmertisch. Daniela sah wie ihre Mutter ausholte, wich aus und fiel dabei fast hin, da nicht viel Platz zwischen Sofa und dem Tisch war. Das hatte sie sich noch nie getraut. Ihr gegenüber schaute überrascht und zog die Hand zurück.
    „Versuchst du das noch einmal, dann schlage ich zurück“, sagte Daniela mir ruhiger Stimme und schaute ihrer Mutter dabei direkt ins Gesicht.
    Überrascht von ihrer eigenen Reaktion stand sie da. Niemand sagte etwas. Sogar der Mutter verschlug es die Sprache. Irritiert und vielleicht sogar ein wenig ängstlich guckte sie ihre Tochter an und ging dann in die Küche. Daniela setzte sich wieder. Irgendwie wusste sie, dass es jetzt vorbei war. Endlich.
    ***
    Allem ausgeliefert,
schutzlos und nackt.
    Trotz aller Vorsicht,
einfach so.
    In einer Ecke sitzend,
auf das Schlimmste gefasst.
    Das Böse sucht sich seinen Weg,
immer näher.
    Bis es unerträglich wird,
ganz nah.
    Es hebt die Hand,
Angst… Kälte… Leere…
    Bis es wieder fort ist.
    Was bleibt ist die Angst,
der Schmerz,
die Schuld,
für immer.
    Das Böse bist DU…
und ich bin das was übrig geblieben ist.
    ***

31
Strafarbeit
    Die Mutter konzentrierte sich jetzt darauf, der Tochter ihre Abneigung durch andere Art und Weise zu übermitteln. Es gab Beschimpfungen, tagelange Ignorierphasen und Blicke, die böser waren als alles was Daniela kannte. Diese Dinge gehörten vorher auch zur Tagesordnung, aber nun traute sich ihre Mutter offensichtlich nicht mehr sie zu schlagen, also wurde einfach mehr beschimpft und ignoriert als sonst.
    Den Hausaufgaben der Tochter konnte sie schon lange nicht mehr folgen, also gab es auch keine Kontrollen mehr. Sie stand nicht mehr hinter dem Mädchen um sie zu bestrafen, wenn es Fehler machte, weil sie nicht wusste ob die Bruchrechnung stimmte oder der Konjunktiv richtig gebildet war.
    Wenn Daniela eine schlechte Note nachhause brachte, bekam sie eine Strafarbeit auf. Was eine gute und was eine schlechte Note war, wurde von der Mutter je nach Tagesform entschieden. Dann musste sie sich in ihr Zimmer setzen und Rechenaufgaben lösen oder Texte abschreiben. Irgendwann überlegte sich das Mädchen, dass sie sich viel lieber mit ihren Freundinnen in der Stadt treffen würde und dass Schule sowieso keinen Spaß machte. Also schrieb sie einfach die Aufgaben vom vorherigen Tag in einer anderen Reihenfolge ab. Die Überschrift des abgeschriebenen Textes radierte sie aus und ersetzte sie durch eine andere. Das legte sie ihrer Mutter vor und die kam nie dahinter, dass in den diversen Schulheften mit den Übungsaufgaben ihrer Tochter immer nur dieselben Sachen standen.
    Auch die Ergebnisse der Klassenarbeiten wurden irgendwann nicht mehr verlangt, nur das Zeugnis war entscheidend. Daniela lernte zwar kaum für die Schule, aber ihre Zeugnisse waren immer mittelmäßig und sie blieb nie sitzen. Sie war nicht besonders gut und auch nicht besonders schlecht. Unauffällig eben. Wie immer.

32
Die erste Regel
    Fast alle Mädchen in Danielas Schulklasse hatten bereits ihre Periode. Die eine erzählte: „Ich hab gestern meine Tage bekommen und meine Eltern haben mir gratuliert und wir sind sogar essen gegangen.“ Bei anderen ging es unspektakulärer zu. Sie berichteten davon, dass ihre Mütter ihnen zum “Frau sei” gratuliert haben und sie in die Geheimnisse der Tampons und Binden einweihten. Irgendwie schien es wohl etwas besonderes zu sein, seine Tage zu haben.
    Als es bei Daniela auch endlich soweit war, freute sie sich. Endlich konnte sie in der Schule mitreden und sich mit ihren Freundinnen darüber austauschen.
    Sie ging zu ihrer Mutter und sagte: „Mama, ich habe jetzt meine Regel.“ Die schaute nur kurz auf und antwortete: „ Ach du Scheiße“, das war alles was ihr über die Lippen kam. Den Blick wieder auf den Fernseher gerichtet, ließ sie ihre Tochter einfach stehen.
    Daniela bekam keinen Glückwunsch und sie wurde auch nicht in die Geheimnisse der Binden und Tampons eingeweiht. Über das Letztere wusste sie schon durch ihre Freundinnen Bescheid und klaute einfach die Tampons ihrer Mutter.
    So besonders fand sie es jetzt gar nicht mehr.

33
Der Hund
    Die Familie hatte immer einen Hund. Erst einen Pudelmischling und als dieser gestorben war, kam ein Dackelwelpe ins Haus.
    Bevor das Tier abgeholt wurde, errichtete die Mutter das Lager, welches
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