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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind
Autoren: Daniela Bär
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ihre Mutter wütend machte. Aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nicht verstehen was sie falsch gemacht hatte. „Es wird schon richtig gewesen sein, dass ich bestraft wurde, ich habe es verdient.“
    Und heute? Heute dürfte Daniela weinen, denn sie braucht ihre Mutter nicht mehr zu fürchten. Doch das kleine Mädchen von damals verbietet es ihr. Schwäche zeigen ist nicht gut. Weinen zeigt, dass du verletzlich bist, obwohl es keine negativen Konsequenzen mehr geben würde. Jetzt nicht mehr…
    ***
    Keine Emotionen…
Sie sind vergraben, verdrängt, isoliert
gut behütet…
    Eine Marionette…
unfähig selbst zu agieren
die Fäden in den Händen der Vergangenheit…
    Weggeworfen…
wie ein Stück Dreck
allein gelassen…
    ***

2
Warum entführt mich niemand?
    Die Familie war einkaufen gewesen und fuhr zurück in die Stadt. Auf diesem Weg kamen sie an einem Wald vorbei und Daniela erinnerte sich an eine Geschichte, die sie in der Vorschule gehört hatte. In dieser Geschichte ging es um böse Räuber, die in einem Wald lebten, andere Leute überfielen und sie ausraubten. Sie schaute aus dem Autofenster und ein starker Wunsch kam in ihr auf. „In diesem Wald gibt es bestimmt auch Räuber“, dachte sie. „Wenn die mich entführen würden, wäre ich weg von zuhause und es könnte mir nichts mehr passieren.“
    Jedes Mal, wenn sie an einem Wald vorbeifuhren sprach Daniela ein kleines Gebet, natürlich nicht laut sondern in Gedanken, denn es durfte niemand hören. „Bitte liebe Räuber entführt mich. Ich mache auch alles was ihr wollt. Ich bin noch klein, also brauche ich nicht viel zu Essen. Schlafen kann ich auf dem Boden. Bitte holt mich!“
    Aber nach hunderten von Gebeten tat sich nichts und Daniela gab die Hoffnung irgendwann auf. Niemand hätte sie entführen oder gar retten wollen. Das musste sie einsehen und gab sich ihrem Schicksal hin.
    Daniela war fünf Jahre alt.
    ***
    Eine kleine Flamme,
ich nenne sie Hoffnung.
    Sie kämpft gegen die Dunkelheit,
die versucht sie auszulöschen.
    Sie baut sich vor ihr auf und will sie zerstören,
die kleine Flamme wehrt sich, windet sich, kämpft.
    Die Dunkelheit tobt und wütet,
die Flamme wird immer schwächer.
    Sie nimmt überhand
doch die Flamme kämpft, bis sie wieder größer wird.
    Wenn die kleine Flamme den Kampf gewinnt,
kann sie durch ihr Licht und ihre Wärme
das Böse vertreiben
Wenn…
    ***

3
Zahnpasta in der Wasserschüssel
    Als Daniela viereinhalb Jahre alt war, wurde ihre Schwester Sandra geboren. Da das Kinderzimmer zu klein war, zog die Familie einige Monate später in die erste Etage des Wohnhauses, da dort die Zimmer anders aufgeteilt waren. Das fand Daniela sehr aufregend, denn in der neuen Wohnung wurde von Handwerkern einiges umgebaut, was zur Folge hatte, dass manchmal kein Wasser da war. Die Toilette konnte nicht benutzt werden, also musste man sich auf einen Eimer im Schlafzimmer der Eltern setzen und dort sein Geschäft verrichten.
    „Los, Zähne putzen“, murmelte die Mutter und zeigte auf die Küche. Dort standen zwei Schüsseln auf der Spüle und davor ein Hocker, auf den Daniela sich stellte. „In der linken ist Wasser zum Waschen und in die rechte spuckst du rein, wenn du fertig bist mit Zähneputzen.“ Das kleine Mädchen bekam Angst. Sie durfte es auf keinen Fall verwechseln, das wäre furchtbar. Hastig putzte sie sich die Zähne. Beide Schüsseln waren bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt, in der linken schwamm ein wenig Schaum auf der Oberfläche. „Ich darf es nicht falsch machen!“, diese Worte pochten in ihrem Kopf.
    Die Angst wuchs und Daniela wurde unsicher. Welche der beiden sollte sie nun nehmen? Sie spuckte in die linke Schüssel. In diesem Moment wurde ihr klar, dass es die falsche war. Die Angst wurde größer. Der weiße Schaum der Zahnpaste mit den ganz kleinen Blasen schwamm auf dem Wasser. „Oh nein!“, dachte sie. Jetzt war es passiert.
    Daniela stieg von dem Hocker und ging Richtung Küchentür. Dort erschien ihre Mutter, ging an ihr vorbeiund schaute in die Schüsseln. Vielleicht merkte sie es ja nicht. „Wie blöd bist du eigentlich?“, diese Worte brüllend ging sie zu ihrer Tochter, die wie angewurzelt in der Küchentür stand. Die Schläge trafen Daniela am Kopf, wie fast immer. Schützend versuchte sie ihre Arme darüber zu legen und kauerte sich zusammen. „Nimm die Hände da weg!“, schrie ihre Mutter. Das Mädchen gehorchte, ließ ihre Arme sinken und sie gewähren. Es hatte keinen Sinn
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