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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Bär
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Schwelle erreicht hatte, traf der Topf sie an der Schulter. Eingerollt auf dem Boden und der Mutter ausgeliefert, lag sie da. Daniela wusste nicht was schlimmer war, die Schmerzen oder die Worte die ihr entgegengeschleudert wurden. Aber einen Satz würde sie nie mehr vergessen: „Und wegen dir ist der Topf jetzt hin, weil du zu blöd bist!“
    Daniela war erst sechs Jahre alt…

11
Aber sag deinem Vater nichts
    Etwas verstand Daniela nicht. Die Erwachsenen hatten immer Recht, was sie sagten war Gesetz und die Großen durften machen was sie wollten. Aber warum rauchte ihre Mutter dann heimlich?
    „Hier, geh zum Laden und hol mir Zigaretten.“ Die Mutter drückte dem Mädchen fünf Mark in die Hand und zeigte auf den Flur. „Aber sag deinem Vater nichts und wenn er fragen sollte, dann lüg einfach. Und wenn du ihm was sagst, dann knallt es!“ Man darf nicht lügen, das wusste sie. Aber wenn die Mutter es ihr sagte, dann darf man es doch, zumindest in diesem Fall. Einmal hatte er sie gefragt ob die Mama raucht. Natürlich sagte Daniela nichts. Sie erzählte ihm, dass sie es nicht wüsste und nichts gesehen hätte. Sie hasste es ihren Papa anlügen zu müssen, aber welche Wahl hatte das Mädchen?
    Mit den fünf Mark in der Hand machte sich Daniela auf den Weg zu einem kleinen Laden, der nicht weit entfernt war. Es lag Schnee, es war kalt und der Himmel bewölkt. Sie versuchte sich zu beeilen um die Mutter nicht zu verärgern, bog um die Ecke und dabei fiel ihr das Geldstück aus der Hand. Es war in den Schnee gefallen. Angst und Panik kamen in ihr auf. Sie musste das Geld schnell wiederfinden, damit die Mutter nicht böse wurde. Hastig begann Daniela im Schnee zu wühlen. Sie hatte nicht gesehen wohin es gefallen war. Das Mädchen suchte überall, ihre Hände wurden rot und taten weh, denn sie hatte ihre Handschuhe vergessen. Das Geldstück war verschwunden.
    Langsam ging sie zur Haustür und klingelte. Sie ahntewas jetzt kam, denn sie war blöd und dumm gewesen. Ein dummes Kind, das es nicht anders verdient hatte. „Mama, ich habe das Geld verloren“, sagte sie leise. „Was? Du spinnst wohl! Na toll! Wie blöd bist du eigentlich?“ Der Schlag traf sie am Kopf, aber er tat diesmal nicht so weh wie sonst, denn Daniela trug noch ihre Mütze. Das Mädchen stand da wie erstarrt. So ließ es sich am besten aushalten. „Hier, ich geb dir noch mal was. Aber wehe das schmeißt du auch weg, dann gnade dir Gott!“, mit diesen Worten drückte die Mutter ihr ein neues Geldstück in die Hand, drehte sich um und ging ins Wohnzimmer.
    Diesmal steckte Daniela das Geld in ihre Jackentasche, schaute vorsichtshalber nach ob kein Loch darin war und machte den Reißverschluss zu. Sie rannte zu dem kleinen Laden um wieder gutzumachen was sie vorher getan hatte. Dort kannte man sie schon und sie bekam wie immer eine Schachtel R6 von der Verkäuferin. Das Mädchen rannte wieder zurück und übergab die Zigaretten ihrer Mutter. Die war wenig beeindruckt und nahm die Schachtel mit den Worten: „Na geht doch und wehe dir passiert das noch mal!“, entgegen. Es gab noch mal einen leichten Schlag auf den Kopf und Daniela durfte gehen. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück, stellte ihren Kassettenrekorder an und hörte “Hallo Spencer”. Warum war sie nur so ein blödes Mädchen, dass nichts richtig konnte? „Mama hat schon recht, ich bin zu nichts zu gebrauchen“, dachte sie.
    Daniela war ungefähr sechs Jahre alt.

12
Die Gebete
    Die Familie fuhr jedes Wochenende zu den Großeltern. Da Daniela dort aber nicht mehr übernachten durfte, weil ihr Opa krank war, fuhr sie jeden Samstagabend mit ihrer Familie nachhause. Samstags war Badetag. Meist setzte ihr Vater seine Frau und die Kinder vor dem Wohnhaus ab und brachte dann das Auto in eine Garage, die ein paar hundert Meter entfernt war.
    Die Mutter ließ das Badewasser ein. Daniela hasste dieses Geräusch. Sie hasste es baden zu müssen und sie hasste sich selbst, weil sie wieder etwas falsch machen würde.
    Außer wenn ihr Vater dabei war, das war die einzige Möglichkeit von der Mutter keine Schläge zu kassieren. Aber er war leider nur selten dabei. In ihrer Verzweiflung begann das kleine Mädchen zu beten. „Bitte lieber Gott, mach dass Papa beim Baden mit dabei ist!“, diese Worte wiederholte sie in Gedanken ununterbrochen. Um ihrer Bitte mehr Nachdruck zu verleihen kniete sie sich auf den Boden. Die Hände zusammengefaltet, kauerte sie zwischen Sofa und Wohnzimmertisch, die

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